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Fuchsbandwurm – mehr als ein lästiger Parasit

Zuletzt aktualisiert am 23. April 2024 Erstmals publiziert am 18. August 2021

Keine Beeren direkt ab Strauch verzehren: Diese Grundregel kennt jedes Kind. Nicht nur, um sich vor Vergiftungen zu schützen. Auch Infektionen mit dem Fuchsbandwurm können so vermieden werden.

Fälle von Fuchsbandwurm sind glücklicherweise selten. In der Schweiz werden pro Jahr zehn bis zwanzig Fälle diagnostiziert. Eine Meldepflicht besteht für die Infektion nicht, bekannt ist jedoch, dass seit dem Jahr 2000 in Europa wieder mehr Fälle von Fuchsbandwurm auftreten. Ein Grund dafür ist die stark gewachsene Fuchspopulation.

Für den Fuchs kein Problem

Füchse als Endwirte sind an den Fuchsbandwurm angepasst und können mit dem Schmarotzer leben. Die beiden Spezies bilden eine Symbiose. Über die im Fuchskot ausgeschiedenen Eier kann der Fuchsbandwurm aber kleine Nager als Zwischenwirt infizieren, sodass sich in deren Lebern Fuchsbandwurmlarven vermehren. Die kleinen Nager werden dadurch krank und somit leichtere Beute für den Fuchs. In dessen Darm wachsen in der Folge die Larven wiederum zu Würmern heran, welche Eier produzieren. So kann sich der Fuchsbandwurm in der Fuchspopulation vermehren. Menschen sind eigentlich Fehlwirte; dennoch kann ein Befall mit Fuchsbandwurm schwerwiegende Folgen haben.

Gepflücktes Obst, Beeren und Hände waschen

Übertragen wird die Alveolare Echinokokkose, wie die Krankheit medizinisch heisst, durch die Aufnahme der vom Wirt ausgeschiedenen Bandwurmeier, etwa über den Verzehr von mit Eiern verunreinigten Beeren und Fallobst oder im Wald gepflücktem Bärlauch. Auch über direkten Kontakt mit einem infizierten Tier oder indirekt über einen Hund, der sich in Kot gewälzt hat, können die Fuchsbandwurmeier übertragen werden. Gründliches Waschen der Hände und von gesammelten Früchten und Beeren ist deshalb der beste Schutz.

Gelangen Eier des Fuchsbandwurms in den Dünndarm einer infizierten Person, können sich dort Larven entwickeln, die über das Blut in die Leber, selten in andere Organe gelangen, wo sie Zysten bilden. Diese wachsen tumorähnlich in das umgebende Gewebe und beeinträchtigen zunehmend die Funktion des befallenen Organs.

Mehr Fälle, bessere Therapie

Die Krankheit bleibt oft lange unentdeckt. Ähnlich wie ein bösartiger Tumor infiltriert und schädigt das Larvengewebe die Leber, seltener Lunge oder Hirn, und bildet dort viele kleine Bläschen. Schliesslich machen sich die Folgen der Organschädigung mit Schmerzen oder einer Gelbsucht bemerkbar. Seit einigen Jahren steigen die Fallzahlen, derzeit werden am USZ 15 bis 20 Patienten pro Jahr neu diagnostiziert. «Eine Heilung kann nur durch operative Entfernung gelingen. Leider ist diese aber aufgrund der Ausdehnung der Erkrankung häufig nicht mehr möglich», erklärt Ansgar Deibel, Oberarzt in der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie. Dann kommen Medikamente zum Einsatz. «Die Prognose der inoperablen Patienten ist heute viel besser. Starben früher 90 Prozent dieser Patienten innert zehn Jahren, hatten wir in den letzten zwanzig Jahren lediglich drei Todesfälle zu bedauern.»

Ausgefuchst

Der Fuchsbandwurm kann zu schweren Leberschäden führen. Mit einer Studie will ein Team um Professor Beat Müllhaupt die Grundlage legen, um die seltene Krankheit besser verstehen und behandeln zu können.

Mehr zur Studie

Echinokokkosesprechstunde

In dieser Spezialsprechstunde arbeiten wir sehr eng mit verschiedenen Kliniken und Instituten des Universitätsspital Zürich sowie der Universität Zürich zusammen, um unseren Patientinnen und Patienten die bestmöglichen Therapien und Behandlungen zu bieten.

Zur Sprechstunde

Beat Müllhaupt, Prof. Dr. med.

Leitender Arzt, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie

Tel. +41 44 255 85 48
Spezialgebiete: Akute und chronische Lebererkrankungen, Akutes Leberversagen, Transplantationshepatologie

Rudolf Ansgar Deibel, Dr. med.

Oberarzt, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie

Tel. +41 44 255 85 48