Eine Fettleber wird immer häufiger diagnostiziert, eine medikamentöse Therapie gibt es aber noch nicht. Einem gesunden Lebensstil mit Bewegung und Ernährung kommt in der Prävention eine Schlüsselrolle zu. Ein Team aus Gastroenterologinnen, Gastroenterologen, Kardiologinnen und Kardiologen der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg und des Universitätsspitals Zürich hat nun untersucht, welchen Einfluss Nüsse auf die Bildung einer Fettleber haben.
Nehmen wir mehr Energie zu uns, als wir verbrauchen, speichert der Körper den Überfluss als Fettdepots unter der Haut, aber auch in der Leber. Steckt in mehr als fünf Prozent der Leberzellen zu viel Fett, sprechen Ärzte von einer Steatosis hepatitis – oder weniger elegant: einer Fettleber. Sie führt zu einer Einschränkung der Leberfunktion und schadet deshalb nicht nur dem Organ, sondern dem ganzen Körper. Denn Fetteinlagerungen in der Leber und in den Muskeln zählen zu den Hauptursachen von Diabetes Typ II und des metabolischen Syndroms. Die Fettleber ist deshalb verbunden mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und allgemein für Erkrankungen mit Beteiligung der Leber.
Schlimmstenfalls droht ein Leberversagen
Eine Fettleber entsteht häufig durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, zu denen sowohl Alkohol als auch Übergewicht zählen. Fachleute unterscheiden zwischen alkoholischer Fettleber, die durch übermässigen Alkoholkonsum entsteht, und der nicht-alkoholischen Fettleber, die in seltenen Fällen durch bestimmte Medikamente, hauptsächlich jedoch durch Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung verursacht wird. Das Tückische an Leberkrankheiten und so auch an der Fettleber ist, dass sie lange Zeit keine oder nur geringe und vage Beschwerden verursachen. Unbehandelt kann die Fettleber jedoch zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Der einzige Ausweg ist dann die Transplantation. Trotz ihres gehäuften Auftretens gibt es noch immer keine medikamentöse Behandlung. Die Therapie setzt deshalb auf einer Änderung des Lebensstils und der Ernährungsgewohnheiten. Ein Forscherteam der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg und des Universitätsspitals Zürich hat nun in einer Studie untersucht, wie sich der Genuss von Nüssen auf die Bildung und die Schwere einer Fettlebererkrankung auswirkt.
Positiver Einfluss von Nüssen
Eine Fettleber und die bekanntlich fettreichen Nüsse: Wie passt das zusammen? Nüsse haben einen positiven Effekt auf entzündliche Prozesse, auf die Insulinresistenz und oxidativen Stress – eine Stoffwechsellage, die zwar hilft, Mikroorganismen abzutöten, aber auch die Zellstrukturen angreift. Nüsse sind nährstoffreich und punkten in der Ernährung mit pflanzlichem Protein, ungesättigten Fettsäuren, Nahrungsfasern, Mineralien und Vitaminen. Mandeln, Walnüsse, Pistazien & Co. helfen zudem gegen Bluthochdruck und sollten deshalb auch im Ernährungsplan bei Übergewicht einen Stammplatz haben.
Gezielte Behandlungsmöglichkeiten fehlen
«Weil es noch keine gezielten Behandlungsmöglichkeiten bei Fettleber gibt, sind alle Massnahmen, die einen positiven Einfluss auf die Krankheit haben, hilfreich. Viele Patientinnen und Patienten leiden zudem an Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Weil der Einfluss von Nüssen auf entzündliche Prozesse, auf den oxidativen Stress und auf die Insulinresistenz bekannt ist, wollten wir herausfinden, ob Patientinnen und Patienten mit Fettleber gezielt davon profitieren könnten, indem sie Nüsse vermehrt in ihre Ernährung einbauen», erklärt der USZ-Kardiologe David Niederseer, der gemeinsam mit Christian Datz vom Klinikum Oberndorf bei Salzburg federführend an der Studie beteiligt war.
Ernährungsanalyse von Alkohol bis Zwetschgen
Dafür wurden 4655 Personen erfasst, die zwischen 2010 und 2019 in einem österreichischen Programm zur Früherkennung von Darmkrebs teilnahmen, davon 2395 Männer. Das mittlere Alter der Studienteilnehmenden lag bei 58.5 Jahren. Die meisten hatten eine oder mehrere Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme. Patientinnen und Patienten mit bestehenden Lebererkrankungen waren von der Studie ausgeschlossen, ebenso Personen mit einem erhöhten Alkoholkonsum. Die so gebildete Gruppe bildete damit ein repräsentatives Beispiel einer allgemeinen Population ab.
Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden klinische Daten wie Blutdruck, Laborwerte und Körpermasse erhoben und sie wurden umfassend zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt: vom Alkoholkonsum, Fast Food, Fleisch, über Gemüse und Früchte bis zu Süssgetränken und Kaffee, und natürlich wurde der Verzehr von Nüssen erfasst. 2502 Personen gaben an, nie oder nur einmal pro Woche Nüsse zu essen, 1506 bis zu sechs Portionen pro Woche, 142 Personen gaben an, täglich mehrere Portionen zu essen. Die Leber aller Studienteilnehmenden wurde mittels Ultraschall nach etablierten Kriterien untersucht.
Weniger Fettlebern bei den Nuss-Fans
So wurde bei 48.1 Prozent der Personen, die nie oder nur einmal wöchentlich Nüsse assen, eine Fettleber diagnostiziert, bei 40.7 Prozent der mässigen Nussesser, und bei 34 Prozent der Teilnehmenden, die mehrmals täglich zu Nüssen griffen. Bei den Nuss-Fans trat die Fettleber damit signifikant seltener auf als in den beiden anderen Gruppen. Alle Gruppen, auch die Wenig-Esser, wiesen gegenüber den Nicht-Nuss-Essern weniger Gewebeveränderungen auf. Männer und Frauen unterschieden sich dabei nur geringfügig.
«Wir stehen hier noch am Anfang und die Aussagekraft der Studie ist aufgrund des Designs sicherlich begrenzt. Sie gibt uns aber fundierte Hinweise, dass es einen Zusammenhang zwischen Nusskonsum und der Ausbildung einer Fettleber gibt. Die Daten lassen vermuten, dass durch die Nüsse auch in der Leber weniger oder weniger gravierende Entzündungen auftreten. Warum das so ist, wissen wir noch nicht. Auch direkte Empfehlungen können wir daraus nicht formulieren. Durch die Studie wissen wir aber, dass es sich lohnt, weiter und vertieft Lebensstilmassnahmen inklusive der Ernährung zur Prävention der Fettleber zu erforschen», fasst David Niederseer die Resultate zusammen.
Publikation
Nut consumption and the prevalence and severity of non-alcoholic fatty liver disease. DOI: 10.1371/journal.pone.0244514