Tissue Engineering (Gewebezüchtung) ist ein multidisziplinäres Forschungsfeld innerhalb der regenerativen Medizin, das sich mit der Entwicklung von Geweben und Organen im Labor befasst. Im urologischen Forschungslabor wird an Gewebe für künstliche Harnblasen gearbeitet, Mechanismen der Muskelzellregeneration erforscht und Stammzelltherapien zur Erneuerung von Muskelgewebe entwickelt.
Das Prinzip des Tissue Engineering besteht aus der Isolierung von Zellen aus Biopsiegewebe und deren Vermehrung in Zellkultur. Danach werden die Zellen auf eine Matrix (Gerüststruktur) ausgesät, wo sie sich wieder zu einem Gewebskonstrukt formen können. Das neue Gewebe oder funktionelle Organ kann schliesslich wieder dem Patienten oder der Patientin eingepflanzt werden. Ziel ist es, bei einer Erkrankung neue Alternativen zum Spenderorgan zu schaffen.
Ein grosser Vorteil der Gewebezüchtung ist die Behandlungsmöglichkeit unabhängig von knapp verfügbaren Spenderorganen. Da bei der Gewebezüchtung körpereigene Zellen verwendet werden, kann auch eine mögliche Immunabwehr des transplantierten fremden Organs verhindert werden. Hierbei handelt es sich um hochentwickelte personalisierte Medizin.
In unserem Labor für urologische Onkologie und Zelltherapie forschen wir zusammen mit dem Kinderspital Zürich an der Herstellung von gezüchtetem Gewebe für künstliche Blasen. Des Weiteren wird intensiv an der Nutzung von Muskelvorläuferzellen für the Stammzelltherapie von Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, gearbeitet. Die Aufklärung von Mechanismen, die der Zellregeneration und Zellreprogrammierung zugrunde liegen, spielt hierbei eine wichtige Rolle und bildet eine Grundlage für den Einsatz der Muskelvorläuferzellen auch bei anderen Erkrankungen.