Medikamentöse Stimulation des Prostata-spezifischen Membranantigens (PSMA) – verbesserte Bildgebung und Therapie bei Prostatakrebs

In der Schweiz ist das Prostatakarzinom weiterhin die häufigste Tumorerkrankung des Mannes und die zweithäufigste tumorbedingte Todesursache. Die Mehrzahl der Prostatatumore bildet das Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA) an der Zelloberfläche. Vielversprechende Forschungsergebnisse konnten zeigen, dass diese Eigenschaft sowohl zur Bildgebung, als auch zur Therapie des Prostatakarzinoms in unterschiedlichen Tumorstadien verwendet werden kann.

Die PSMA basierte Bildgebung und Therapie des Prostatakarzinoms haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen und teilweise bereits Einzug in die Behandlungsempfehlungen internationaler urologischer Gesellschaften gefunden. Allerdings schränkt eine geringe PSMA-Bildung, welche bei einigen Patienten beobachtet wird, die Möglichkeiten dieser vielversprechenden PSMA basierten Bildgebung und Therapie deutlich ein.

Eine hohe PSMA-Bildung verbessert die Anwendung

Ergebnisse aus der Grundlagenforschung haben gezeigt, dass eine Androgenblockade, wie sie zur Behandlung des bereits fortgeschrittenen Prostatakarzinoms verwendet wird, die PSMA Oberflächenexpression fördern kann. Allerdings ist eine medikamentöse Androgenblockade mit relevanten Nebenwirkungen verbunden und rechtfertigt daher keinen Einsatz zur Verbesserung der Bildgebung bei Patienten mit einem frühen biochemischen Rezidiv oder bei Erstdiagnose.

Neue nebenwirkungsarme Wirkstoffe für die PSMA-Stimulation

Bei einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom ist die Androgenblockade bereits etabliert. Bei diesen Patienten ist es unklar, ob eine erneute PSMA Induktion erfolgen kann. Erste eigene Forschungsergebnisse konnten nachweisen, dass alternative bereits zugelassene Wirkstoffe die PSMA Oberflächenexpression in Prostatakarzinomzellen ebenfalls hochregulieren können. Insbesondere Dutasteride, ein Alphareduktasehemmer mit sehr geringem Nebenwirkungsprofil, welcher seit Jahrzehnten zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrösserung eingesetzt wird, hat vielversprechende Ergebnisse gezeigt (siehe Abbildung).

Abbildung: PSMA-Expression in Abhängigkeit von der Dutasteride-Konzentration nach 7 und 14 Tagen (aus Kranzbühler et al., 2019, 10.1002/pros.23868)

Das Ziel unserer weiteren Forschung ist es diesen und andere durch die Arzneimittelbehörde zugelassene Wirkstoffe in verschiedenen Prostatakarzinomzelllinien und im Tiermodel zu testen, um die Möglichkeiten der medikamentösen PSMA Stimulation besser zu verstehen. Zusätzlich möchten wir den Einfluss der PSMA Stimulation auf den mTOR Stoffwechselweg, das Zellwachstum und weitere regulatorische Stoffwechselwege untersuchen.

In einem weiteren Schritt ist eine Anwendung unserer Grundlagenforschung in einer klinischen Studie geplant.

Weitere Informationen zur Prostatakrebsdiagnose- und Therapie:

Verantwortliche Forscher und Forscherinnen

Benedikt Kranzbühler, PD Dr. med.

Oberarzt, Klinik für Urologie

Tel. +41 44 255 54 40
Spezialgebiete: Rekonstruktive Urologie (Fokus interventionelle (Optilume) und offene Harnröhrenchirurgie, Inkontinenzchirurgie des Mannes), Endourologie (TUR-Prostata, TUR-Blase, Ureterorenoskopie)