Übersicht
Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist Hodenkrebs eher selten. Unter den 20- bis 40-Jährigen ist der Hodenkrebs jedoch die häufigste bösartige Krebserkrankung. In der Schweiz sehen sich jährlich ca. 500 Patienten neu mit der Diagnose eines Hodentumors konfrontiert. Meist bemerken die Betroffenen selbst eine Verhärtung und Schwellung des Hodens, worauf nach ärztlicher Vorstellung die entsprechende Diagnostik und im Falle einer Bestätigung die Behandlung in die Wege geleitet wird.
Weitere Informationen zum Krankheitsbild Hodentumor, Diagnosestellung und Symptome finden Sie hier: Hodenkrebs
Optimale Versorgung dank einzigartiger Behandlung
Die exzellenten Heilungsraten dieser Tumorerkrankung beruhen vor allem auf der Einhaltung der teils komplexen Stadien-adaptierten Behandlungsrichtlinien. Das zertifizierte Hodentumorzentrum des Universitätsspitals Zürich bietet mit seiner schweizweit einzigartigen interdisziplinären Hodentumorsprechstunde und dem interdisziplinären Tumorboard die Plattform für eine optimale Versorgung von Hodentumorpatienten.
Behandlungsmöglichkeiten der Urologie
Hodenamputation / radikale Orchiektomie („Hohe inguinale Ablatio testis“)
Hierbei handelt es sich um ein operatives Verfahren, bei dem der Hoden durch einen Schnitt in der Leiste entfernt wird. Dieser Eingriff wird bei Verdacht auf Hodenkrebs angewendet, um die Blutgefäße und den Samenstrang freizulegen und abzubinden, bevor der Hoden entfernt wird. Nach der Entfernung des Hodens wird dieser zur histologischen Untersuchung an einen Pathologen weitergeleitet, der die Diagnose nach sorgfältiger Analyse des Gewebes bestätigt.
In einigen Fällen kann der Verlust eines Hodens zu einer psychischen Belastungssituation führen. Eine Hodenprothese aus Silikon kann in solchen Fällen eine Option sein, um das ästhetische Erscheinungsbild des Hodensacks zu erhalten oder wiederherzustellen und das Selbstbewusstsein des Patienten zu stärken. Diese Option wird vor dem Eingriff mit den Patienten jeweils besprochen.
Bei der Entfernung eines Hodens wird bei Patienten mit einer entsprechenden Risikokonstellation die Untersuchung des verbleibenden Hodens auf Krebsvorstufen durchgeführt. Eine Hodenbiopsie kann dabei helfen, eine Vorstufe des Hodenkrebses namens GCNIS («germ cell neoplasia in situ») zu erkennen und gegebenenfalls rechtzeitig eine ergänzende Therapie einzuleiten (Bestrahlung), um das Risiko eines erneuten Tumorwachstums am Gegenhoden zu reduzieren. Der Eingriff hilft auch herauszufinden, wie gut der Gegenhoden Spermien produzieren kann. Dadurch kann eine Abschätzung der zukünftigen Zeugungsfähigkeit der Patienten erzielt werden.
Diagnosestellende Operation / histologische Schnellschnittuntersuchung
Bei Unklarheiten kann eine Gewebeuntersuchung während der Operation dazu beitragen, die Diagnose eines Hodentumors zu bestätigen oder auszuschließen. Hierbei wird Gewebe aus dem betroffenen Hoden entnommen und sofort unter dem Mikroskop untersucht, um festzustellen, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen und auch um welche Art von Tumor es sich handelt. Erst dann wird entschieden, ob der Tumor isoliert oder tatsächlich der Hoden als Ganzes entfernt werden muss.
Hodenerhaltende Teilresektion / partielle Orchiektomie
Bei kleinen, mit Ultraschall sichtbaren Hodenläsionen ohne auffällige Tumormarker kann eine hodenerhaltende Operation ausreichend sein. Hierbei wird nur ein Teil des Hodens entfernt. Diese Entscheidung kann erst während der Operation gefällt werden. Oft ist es angebracht, nach der organerhaltenden Entfernung des Tumors eine adjuvante (unterstützende) Strahlentherapie des Resthodens durchzuführen.
Orchiektomie und Sexualität
Die Entfernung eines einzelnen Hodens (radikale Orchiektomie) hat normalerweise keinen Einfluss auf die Potenz des Mannes, solange der zweite Hoden gesund ist. Der Wunsch nach Sexualität (Libido), die Erektion, das sexuelle Erleben, die Spermienproduktion, der Orgasmus und die Ejakulation als auch die Fertilität bleiben in der Regel unbeeinflusst.
Bei vielen Patienten ist die Familienplanung zum Zeitpunkt der Erkrankung noch nicht abgeschlossen. Es gibt eine Faustregel, dass ein Drittel der Männer schon vor der Behandlung keine Kinder zeugen kann, ein weiteres Drittel während der Behandlung (vor allem Chemotherapie) Probleme bekommt, aber sich später wieder erholt, und das letzte Drittel auf natürlichem Wege dauerhaft unfruchtbar bleibt. Für den Patienten besteht die Möglichkeit eine gefrorene Spermienreserve in flüssigem Stickstoff anzulegen (sogenannte «Kryokonservierung») für den Fall, dass sich die Behandlung auf die Fruchtbarkeit auswirken könnte. Diese Option wird ebenfalls im Vorfeld der Behandlung mit den Patienten besprochen.
Die Klinik für Urologie des USZ arbeitet eng mit dem Universitätsklinikum Köln und dem dortigen Klinikdirektor Prof. Dr. med. Dr. h.c. Axel Heidenreich zusammen. Die Kölner Klinik für Urologie ist eines der von der Deutschen Krebsgesellschaft akkreditierten Zweitmeinungszentren und eines der europäischen Referenzzentren für die Therapie der testikulären Keimzelltumoren. Wir pflegen in der Behandlung von komplexen Fällen einen engen klinischen Austausch (operative Planung und Durchführung), vertiefen die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Forschungsprojekten auf dem Gebiet des Hodentumors und nutzen die Kölner Expertise zum Ausbau der fachlichen Exzellenz am Standort des Universitätsspitals Zürich.
Hodenkrebszentrum am USZ
Therapiemöglichkeiten: Aktive Überwachung, Operation, Chemo- und Strahlentherapie
Eine auf den Patienten abgestimmte Therapie wird am interdisziplinären Tumorboard unter Einbezug aller Fachschaften und deren Experten besprochen, um zusammen in Absprache mit dem Patienten die optimale Behandlung für das jeweilige Tumorstadium zu finden.
Zusätzlich zur chirurgischen Ersttherapie (hohe inguinale Ablatio testis) können noch weitere Therapieverfahren wie die perkutane Bestrahlung, ergänzende Chemotherapien sowie weitere Operationen (z.B. retroperitoneale Lymphadenektomie) notwendig werden.