Eine ausführliche Diagnose ist vor jeder Therapieentscheidung wichtig. Durch die Untersuchungsergebnisse kann der Arzt/ die Ärztin erfassen, welches Ausmass die Krebserkrankung hat und wie aggressiv der Krebs ist. Das nennt sich Stadieneinteilung (Staging). Aufgrund des Staging wird zusammen mit dem Patienten/ der Patientin die bestmögliche Therapieentscheidung getroffen. Am USZ wird jeder Blasenkrebs-Fall an einem interdisziplinären Tumorboard von mehreren Fachexperten besprochen, um die richtige Behandlung für jeden Patienten/ jede Patientin zu finden.
Als grobe Einteilung für mögliche operative Therapien kann man den Blasenkrebs in nicht-muskelinvasiv und muskelinvasiv einteilen. Eine Heilung des Blasenkrebses ist nur möglich, wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann. Hat der Krebs bereits Ableger gebildet (metastasiert), wird ein chirurgischer Eingriff in der Regel nicht mehr durchgeführt.
Nicht-muskelinvasiver Blasenkrebs – organerhaltende lokale Chirurgie
Oberflächliche Tumore können meist minimalinvasiv durch die Harnröhre operiert werden. Der Eingriff wird als transurethrale Resektion des Blasengewebes, abgekürzt TUR-B, bezeichnet und unter Teil- oder Vollnarkose durchgeführt. Hierbei wird mittels eines endoskopischen Instruments, dem Zystoskop, eine Kamera und eine Lichtquelle über die Harnröhre eingeführt. Der Arzt/ die Ärztin kann über einen Monitor das Ausmass des Krebses beurteilen und den Eingriff überwachen. Mittels einer Elektroschlinge wird das Tumorgewebe aus der Blasenwand geschnitten und über die Harnröhre entfernt. Das Tumorgewebe wird für die histo-pathologische Untersuchung verwendet. Seit kurzem wird am USZ neben der Elektroschlinge auch der Thulium-Faser-Laser zur Tumorresektion verwendet (siehe Info-Kasten).
Nach der Operation wird ein Blasenkatheter eingesetzt, der 2-3 Tage bestehen bleibt. Dadurch kann sich kein Urin in der Blase stauen und die Blasenwand hat Zeit zu heilen. In der Regel ist dieser Eingriff mit einem Spitalaufenthalt von 2-3 Tagen verbunden. Nach der Entlassung ist der Patient/ die Patientin je nach Tätigkeit wieder arbeitsfähig.
Da die Tumore häufig mit der Zeit erneut auftreten können (Rezidive), ist eine engmaschige Nachkontrolle mittels Blasenspiegelung unabdingbar. In manchen Fällen kommt es auch zur Nachresektion. Hierbei wird an den gleichen Stellen nach einigen Wochen nochmals Gewebe zur entnommen, um eine vollständige Entfernung sicherzustellen.
Blasentumor blutungsarm mit modernen Lasern entfernen
Seit 2023 wird in der Urologie am USZ der Thulium-Faser-Laser neben der Elektroschlinge für die schonende Entfernung nicht-muskelinvasiver Blasentumore während einer Blasenspiegelung verwendet.
Der Laser kann mit sehr feinen und flexiblen Fasern betrieben werden und hat eine vergleichsweise hohe Leistung bei geringer Wärmeentwicklung, wodurch umliegendes Gewebe geschont wird. Der grosse Vorteil dieser Technik ist, dass es kaum zu Blutungen bei der Tumorentfernung kommt. Damit ist die Methode sehr schonend und für viele Patienten und Patientinnen geeignet.
Lokale medikamentöse Therapie (Instillation)
Bei nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom kann direkt im Anschluss an die chirurgische Tumorentfernung mit einer Chemo-Therapie-Lösung oder einem Arzneimittel, welches das Immunsystem aktiviert (Bacillus Calmette-Guérin, BCG), gespült werden, um verbliebende Krebszellen zu zerstören. Das Medikament wird durch den Katheter eingeführt und verbleibt bis zu zwei Stunden in der Blase, bevor diese entleert wird.
Muskelinvasiver Blasenkrebs - Radikale Entfernung der Blase (Zystektomie)
Wächst der Krebs bereits in die Harnblasenmuskulatur (muskelinvasiv), besteht ein hohes Risiko, dass eine alleinige Entfernung des Tumors über die Harnröhre (TUR-B) nicht alle Zellen beseitigt und es dadurch nachfolgend zu einer Streuung des Krebses kommt. Aus diesen Gründen ist die Standardtherapie bei solch einem Tumorstadium die vollständige Entfernung der Harnblase.
Auch oberflächliche, aber aggressive Tumore müssen gelegentlich so behandelt werden. Oftmals wird hierbei vor der Operation mit einer Chemotherapie vorbehandelt.
Die Entfernung der Harnblase, genannt Zystektomie, erfolgt unter Vollnarkose. In der Regel werden die angegliederten Lymphknoten mit entfernt. Die Zystektomien werden am Universitätsspital Zürich vollständig laparoskopisch, also minimal-invasiv mit dem Chirurgie-Roboter DaVinci durchgeführt. Diese OP-Technik ist schonender als ein offener Eingriff und die Erholungszeit verkürzt sich hierdurch.
Lesen Sie mehr zur Operation mit dem Roboter
Zuerst werden die beiden Harnleiter (Verbindung zur Niere) abgesetzt und die Harnblase komplett entfernt. Beim Mann wird immer die Prostata mit entfernt; bei der Frau können je nach Tumorlage oft die Gebärmutter, Eierstöcke, und die vordere Scheidenwand erhalten werden. Nach Entfernung der Lymphknoten entlang der Beckengefässe erfolgt die Rekonstruktion der Harnableitung.
Künstliche Harnableitung
Als Ersatz für die entfernte Blase gibt es verschiedene Möglichkeiten der Urinausleitung aus dem Körper (innere und äussere Ableitung). Eine Möglichkeit ist die Konstruktion einer Ersatzblase (Neoblase) aus einem Dünndarmstück, welche mit den Harnleitern verbunden wird. In dieser neuen Blase wird im Körper der Urin gesammelt. Ist die Harnröhre noch vorhanden, kann diese mit der Neoblase verbunden werden, um den Urin auszuscheiden. Die Kontrolle hierüber erfolgt über die äusseren Schliessmuskeln mit Training der Beckenbodenmuskulatur. Eine Blasenentleerung muss aktiv alle 4 Stunden (auch in der Nacht) wegen fehlenden Harndrangs erfolgen. Als Variante der Neoblase kann auch ein Pouch (Reservoir) angelegt werden. Hierbei liegt der Harnausgang aussen in der Bauchdecke und wird über ein Ventil alle 4 Stunden entleert.
Wenn eine Ersatzblase oder ein Pouch nicht möglich oder nicht gewünscht sind, wird ein Urostoma konstruiert. Dabei werden die Harnleiter mit einem kurzen Dünndarmstück von etwa 15-25 cm Länge verbunden, das als Durchlaufkanal dient. Das offene Ende des Darmstücks wird durch die Bauchdecke nach aussen geführt. Der Urin tritt kontinuierlich aus und sammelt sich in einem flachen, wasserdichten Beutel, der um das Urostoma herum angebracht wird. Dieser Beutel muss regelmässig entleert und alle zwei Tage gewechselt werden.
Diese neue Situation der Harnableitung bedeutet eine grosse Umstellung im Alltag und setzt ein gutes Training voraus. Damit lassen wir Sie nicht allein. Am USZ steht Ihnen unsere Stomaberatung zur Verfügung, um Sie dabei zu unterstützen. Unsere Stomaberatung ist auch im Vorfeld der OP schon zur Beratung an Ihrer Seite.
Zur Stoma- und Kontinenzberatung
Nach der Operation
Nach der Operation werden Sie je nach Art der Urinableitung verschiedene Sonden und Drainagen während ungefähr 14 Tagen tragen. Zudem wird für einige Tage eine intravenöse Leitung zur Flüssigkeits- und Medikamentenzufuhr angelegt. Rechnen Sie mit einem Spitalaufenthalt von mindestens –1-2 Wochen. In der Regel sind Sie 10 – 12 Wochen nach der Operation wieder arbeitsfähig.
Behandlung bei metastasiertem Blasenkrebs
Bei bereits metastasiertem Blasenkrebs wird primär eine Systemtherapie (aktuell eine platinhaltige Chemotherapie, in manchen Fällen auch eine alleinige Immuntherapie) stattfinden. Eine Operation ist in diesem Stadium eher selten.
Erfahren Sie mehr zur Risikofaktoren, Symptomen und zur Diagnose des Blasenkrebses auf unserer Webseite: Blasenkrebs – USZ