Bei Patienten, deren Prostatakarzinom klein ist, sehr langsam wächst, einen niedrigen histologischen Differenzierungsgrad der Krebszellen (Gleason Score) hat und keine Beschwerden verursacht, wird der Tumor häufig nur regelmässig überwacht. Das heisst, der Patient kommt zu regelmässigen Kontrolluntersuchungen in die Klinik. Eine spezifische Behandlung erfolgt nicht. Diese aktive Überwachung wird „Active Surveillance“ genannt. Der Patient profitiert hierbei davon, dass er keine Nebenwirkungen einer aktiven Therapie in Kauf nehmen muss. Die europäischen Richtlinien für die Behandlung von Prostatakrebs empfehlen mittlerweile, Prostatakrebs mit geringem Risiko nicht mehr aktiv zu behandeln.
Für wen ist die Active Surveillance geeignet?
Active Surveillance kommt für Patienten mit lokalem, langsam wachsenden Prostatakarzinom mit einem geringen Risiko in Frage. In der Regel sollte hierbei der Gleason Score nicht grösser als 6 und der PSA-Wert kleiner als 10 ng/ml sein. Der Gleason-Score ist eine Methode zur Bewertung des Aggressivitätsgrades von Prostatakrebs, basierend auf dem Erscheinungsbild der Krebszellen unter dem Mikroskop. Die Zellen wurden vorher während eine Prostatabiopsie entnommen. Jeder Krebsfall wird bei uns an einem interdisziplinären Tumorboard besprochen, um die beste Therapieform für jeden Patienten zu empfehlen.
Neue genetische Tests können bei der Entscheidung helfen, ob der Krebs nur überwacht wird oder eine aktive Therapie herangezogen wird. Am USZ bieten wir den Prolaris-Test an.
Neuer genetischer Test für bessere Behandlungsentscheidungen beim Prostatakarzinom
Mit Hilfe eines neu entwickelten Tests, dem Prolaris-Test, kann das Risiko eines Fortschreitens der Prostatakrebserkrankung besser eingeschätzt werden.
Dieser Test wird an entnommenen Krebszellen (Biopsiematerial) durchgeführt und bewertet die Aggressivität von Prostatakrebs, indem er die Aktivität bestimmter Gene in den Krebszellen analysiert. Somit können individuelle Behandlungsentscheidungen mit mehr Sicherheit getroffen werden, z. B. ob Active Surveillance oder lieber ein operativer Eingriff durchgeführt werden sollte. Dies ist besonders bei Grenzfällen wie z.B. bei Patienten mit einem grossen Gleason hilfreich.
Wie läuft die Active Surveillance ab?
Patienten, welche bei uns in der aktiven Überwachung sind, kommen in den ersten 2 Jahren nach der Diagnosestellung alle 6 Monate zu Kontrolluntersuchungen zu uns. Bei diesen Untersuchungen wird der PSA-Wert bestimmt. Des Weiteren wird in den ersten drei Jahren eine weitere Biopsie und ein multiparametrisches MRT (Magnetresonanztomographie) der Prostata durchgeführt. Das multiparametrische MRT kombiniert mehrere MRT-Techniken, um detaillierte Bilder der Prostata zu erstellen, wodurch Ärzt:innen besser zwischen gesunden und krebsverdächtigen Geweben unterscheiden können. Dies verbessert die Genauigkeit der Diagnose und hilft bei der Planung der Behandlung.
Was ist, wenn doch behandelt werden muss?
Die Active Surveillance kann jederzeit beendet und eine aktive Behandlung wie z.B. HIFU, Kryotherapie, Operation oder Bestrahlung begonnen werden. Eine gute Betreuung und engmaschige Kontrollen sind wichtig, um bei Veränderungen im Tumor reagieren zu können.
Mehr Informationen zur Anwendung der Aktiven Überwachung im Kanton Zürich
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