Nierentransplantation

​Die erfolgreiche Transplantation einer Niere ist Teamarbeit und bedingt eine multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Fachleuten der Chirurgie, Nephrologie, Transplantationsimmunologie-Labor, Pflegenden und Sozialdienst sowie anderen Spezialistinnen und Spezialisten.

Indikation und Kontraindikation

Transplantiert werden können Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener oder dialysepflichtiger Niereninsuffizienz aufgrund von:

  • Hypertensiver Schädigung der Nieren
  • Diabetischer Nephropathie
  • Chronischer Glomerulonephritis
  • Polyzystischer Nierenerkrankungen
  • Chronischer Pyelonephritis
  • Chronischer interstitielle Nephritis

Als Kontraindikationen für eine Nierentransplantation gelten folgende Begleiterkankungen oder Komplikationen:

  • Tumorerkrankungen
  • Chronische Infekte
  • fortgeschrittene Herzerkrankungen
  • Schwerer Leberschaden
  • Schlechte Compliance und Suchtproblematik

Abklärungen

Die Abklärungen zur Nierentransplantation umfassen beim Empfänger folgende Untersuchungen:

  • Allgemein-medizinische Untersuchungen
  • Abklärung bezüglich Herzkreislauferkrankungen
  • Nephrologisch-urologische Abklärungen
  • Ausschluss einer möglichen Infektsituation
  • Ausschluss eines Tumorleidens
  • Immunologische Abklärungen und Gewebetypisierungen
  • Abklärung der psycho-sozialen Situation und der Compliance
  • Evaluation der Möglichkeit zur Lebendnierenspende

Die notwendigen Abklärungen können in den meisten Fällen über die Nephrologin oder den Nephrologen sowie durch die Hausärztin oder den Hausarzt durchgeführt werden.

Warteliste

Nach Abschluss aller Abklärungen bespricht das Nierentransplantationsteam, ob ein Patient auf die Warteliste aufgenommen werden kann. Patienten, welche das Nierentransplantat durch eine Lebendspende erhalten, können ohne Wartezeit transplantiert werden.

Die formale Aufnahme auf die Nierentransplantationswarteliste erfolgt durch die Transplantationskoordination des USZ. Der Zeitpunkt der Nierentransplantation kann nicht vorausgesagt werden. In der Regel beträgt die Wartezeit je nach Blutgruppe zwei bis fünf Jahre bis ein passendes Organ zur Verfügung steht.

Es ist wichtig, dass eine Patientin oder ein Patient auch während der Wartezeit bezüglich Transplantierbarkeit regelmässig von der betreuenden Nephrologin oder vom betreuenden Nephrologen untersucht und betreut wird. Zudem sollten die Patientinnen und Patienten ihre Erreichbarkeit stets gewährleisten. Fachleute der Nephrologie geben regelmässig Feedback über den Zustand  der Patientin oder des Patienten und pflegen engen Kontakt mit dem TPLZ.

Chancen und Risiken?

  • Die Nierentransplantation bietet vielen Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung die einzige Chance auf Heilung. Von den in unserem Zentrum transplantierten Patientinnen und Patienten leben nach fünf Jahren noch über 90 %. Somit sind die Überlebenschancen nach einer Transplantation viel besser als ohne.
  • Aber nicht nur die Überlebenschancen sind besser, sondern auch die Lebensqualität verbessert sich nach einer Transplantation oft dramatisch.
  • Die Nierentransplantation ist allerdings eine grosse und komplexe Operation, so dass auch ein kleines Risiko (5 – 10 %) besteht, dass man an der Transplantation versterben kann.

Was passiert bei einer Transplantation?

Die Nierentransplantation wird in Vollnarkose durchgeführt und dauert etwa zwei bis vier Stunden. In der Regel wird nur eine Niere transplantiert. Sie wird im rechten oder linken Unterbauch eingepflanzt. Normalerweise werden die eigenen Nieren belassen. Nur bei speziellen Krankheitsbildern kann es sein, dass sie entfernt werden müssen.

Für eine Nierentransplantation wird ein 15 – 25 cm langer Hautschnitt gemacht. Während der Operation werden die Blutgefässe der Spenderniere mit den Beckengefässen der Empfängerin oder des Empfängers verbunden und der Harnleiter in die Blase eingepflanzt. Anschliessend wird der Bauch wieder verschlossen.

Muss ich Medikamente einnehmen?

Mit der Transplantation beginnt auch die Einnahme von Immunsuppressiva. Dies sind Medikamente, welche die Abstossungsreaktion unterdrücken.

Wie wird der Nieren-Empfänger nach der Transplantation betreut?

Meistens kann der Transplantatempfänger nach sieben bis zehn Tagen das Spital verlassen. Vorerst wird die weitere ambulante Nachbetreuung in der Klinik für Nephrologie des Universitätsspitals Zürich durchgeführt. Nach sechs bis zwölf Monaten wird die Patientin oder der Patient der zuweisenden Nephrologin oder dem Nephrologen rücküberwiesen und fortan gemeinsam betreut.

Anfänglich ist die Nachbetreuung wie folgt:

  • In den ersten 2 Wochen nach Transplantation: Zweimal die Woche.
  • Bis zum dritten Monat: Wöchentlich bis zweiwöchentlich.
  • Danach: Einmal im Monat.
  • Im Langzeitverlauf werden die Nierentransplantierten ein- bis zweimal jährlich im Transplantationszentrum kontrolliert.

Ziele der Nachbetreuung sind:

  • Eine mögliche Abstossungsreaktion rechtzeitig zu entdecken und zu behandeln.
  • Die Immunsuppressiva einzustellen, deren Nebenwirkungen zu erfassen und gegebenenfalls die Therapie anzupassen.
  • Das allfällige Auftreten von Infektionen zu monitorisieren.

Abstossung und Immunsuppression

Das Immunsystem des Körpers erkennt fremdes Gewebe sofort und reagiert mit Abwehrreaktionen, die zum Verlust eines fremden Organs führen können. Diese Abwehrreaktionen werden zwar durch Medikamente unterdrückt, doch kommt es trotz dieser sogenannten Immunsuppressiva zu einer Abstossungsreaktion, muss eine spezielle Behandlung eingeleitet werden.

Zur Induktion, d.h. unmittelbar nach der Transplantation, kann eine Antikörpertherapie mit Basiliximab, Daclizumab oder ATG notwendig sein. Gleichzeitig wird zur Verhinderung von Abstossungsreaktionen eine sog. Triple-Therapie eingeleitet. Diese besteht in der Regel aus:

  • Calcineurinantagonist (Ciclosporin, Tacrolimus)
  • Antimetabolit (Mycophenolat, Azathioprin)
  • Steroide (Prednison)

Im Verlauf der Transplantation wird diese Triple-Therapie reduziert und angepasst. Hierbei kann auch Rapamycin oder Everolimus anstelle der Calcineurinantagonisten eingesetzt werden.

Wir unterscheiden akute und chronische Abstossungen.

Symptome für eine akute Abstossungsreaktion können sein:

  • Rückgang der Urinausscheidung
  • Gewichtszunahme
  • Fieber und Erschöpfung
  • Schmerzen oder Druckgefühl in der Transplantatgegend
  • Anstieg der Nierenwerte im Blut (Harnstoff, Kreatinin)

Falls Sie nach dem Spitalaufenthalt solche Symptome an sich beobachten, sollten Sie mit dem behandelnden Team Kontakt aufnehmen, um die notwendigen Abklärungen und Therapien in die Wege leiten zu können.

Das Leben nach der Transplantation

Der Erfolg einer Nierentransplantation basiert auf folgenden drei Schwerpunkten:

  • Regelmässige Kontrollen beim Nephrologen
  • Entwicklung einer guten Eigenbeobachtung
  • Regelmässige und disziplinierte Einnahme der immunsuppressiven Medikamente

Nach einer erfolgreichen Nierentransplantation wird die Lebensqualität von den meisten Patientinnen und Patienten als sehr gut bezeichnet. Viele von ihnen sind wieder voll arbeitsfähig und nehmen wieder aktiv am Leben teil. Nach einer erfolgreichen Nierentransplantation wird die Lebensqualität von den meisten Patientinnen und Patienten ganz klar verbessert.

Wie sind die Resultate?

Mit einer erfolgreichen Nierentransplantation kann die Dialysefreiheit erzielt werden. Die Patienten sind wieder unabhängiger und ihre Lebensqualität ist um ein Vielfaches verbessert. Viele der Patienten sind nach der Transplantation wieder voll arbeitsfähig. Das aktuelle Transplantatüberleben liegt heute ein Jahr nach Transplantation bei über 90 %, nach acht Jahren etwa bei 65 %.

Das sogenannte 1-Jahres-Überleben einer transplantierten Niere beträgt heute etwa 90 %. Wegen chronischer Abstossungsreaktionen verlieren im Verlauf von zehn Jahren ca. 40 % der Transplantate ihre Funktion. Weitere Nierentransplantationen sind in den meisten Fällen möglich.

Die untenstehende Grafik illustriert eindrücklich die heutzutage sehr guten Resultate der Nierentransplantation.

Für Patientinnen und Patienten

Sie können sich als Patientin oder Patient nicht direkt zu einer Konsultation anmelden. Bitte lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen. Für Fragen nutzen Sie unser Kontaktformular.

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