Die Strahlenquellen sind mit einem steilen Dosisabfall gekennzeichnet. Aufgrund diesen physikalischen Eigenschaften kann eine hohe Dosis im Zielgebiet appliziert werden, wobei an das umliegende Gewebe in wenigen Millimetern Entfernung kaum mehr eine Dosis abgegeben wird. Daher werden bei dieser Methode Risikoorgane und gesundes Gewebe bestmöglich geschützt. Oftmals wird die Brachytherapie als Ergänzung zur klassischen Strahlentherapie/Teletherapie angewandt. Neben intrakavitären und interstitiellen Anwendungen können auch oberflächige Behandlungen durchgeführt werden
Abbildung 1: Ferngesteuerter Afterloader (Varian BRAVOS) mit zwei Ausfahrtsschläuchen und einem Ultraschallgerät im Hintergrund zur Positionsüberprüfung von Hohlnadeln im Patienten.
Seit April 2021 ist in unserer Klinik ein neuer Afterloader (Varian BRAVOS) mit bis 30 nutzbaren Ausfahrschläuchen im Einsatz. Um eine millimetergenaue Positionierung der Therapiequelle zu gewährleisten, werden vor jeder Behandlung die Quellpositionen in einem Längenverifikationsmessgerät überprüft und gegebenenfalls korrigiert.
Entscheidend für eine optimale Tumorkontrolle bei maximalen Schonung der Risikoorgane ist der steile Dosisgradient (Abbildung 2). Hier sehen sie ein repräsentativen Standardplan mit einem Zylinderapplikator, welcher auf 5mm Tiefe eine Dosis von 5Gy abgibt und gleichzeitig Blase, Rektum, Darm und ein Teil des Dickdarms (Sigma) hervorragend schont.
Abbildung 2: Einen Querschnitt durch einen Zylinderapplikator, der in Abschnitte unterteilt ist. Ausserdem sind die Risikoorgane eingezeichnet, nämlich die Blase (gelb), das Rektum (braun), das Sigma (pink) und der Darm (grün). Das Diagramm zeigt den steilen Abfall der Strahlendosis von der Oberfläche des Applikators in Richtung der Blase.
In der Mitte des Applikators sind die Haltepositionen (grün) der Therapiequelle aufgezeigt. Mittels eines computergesteuerten Planungssystems werden die Haltezeiten an den einzelnen Positionen optimiert, um eine homogene Dosisverteilung an der Oberfläche des Applikators und Abdeckung des Zielvolumens zu erreichen. Ein Dosisprofil zeigt den steilen Dosisabfall von der Applikatoroberfläche ins Gewebe auf.
Komplexere Zielvolumen werden durch Kombination unterschiedliche Applikatoren und Hohlnadeln patientenspezifisch geplant und bestrahlt. Dabei basiert die Zielvolumendefinition im Allgemeinen auf einer aktuellen MR Bildgebung. Ein Beispiel für eine komplexere Behandlung sehen sie in Abbildung 3, in der ein asymmetrisches Tumorvolumen gut abgedeckt und dabei Blase und Rektum optimal geschont werden.
Abbildung 3: Komplexe Behandlung eines unregelmässig geformten Zielgebiets. Hierbei werden Hohlnadeln um den Zylinderapplikator herum platziert (wie im Querschnitt dargestellt). Dies ermöglicht eine gezielte Schonung des Rektums (braun) und der Blase (gelb).
Sicherheit und Sicherungskonzept
Die Brachytherapie ist eine spezielle Strahlentherapie, welche eine hoch radioaktive geschlossene Iridium-192 Quelle über Transferschläuche zu Applikatoren und/oder Hohlnadeln führt. Solch eine Therapiequelle muss durch bestimmte vom BAG geforderten Massnahmen bestmöglich geschützt und gesichert werden. Dafür wurde ein neues Sicherheits- und Sicherungskonzept ausgearbeitet. Details können in diesem European SocieTy for Radiotherapy and Oncology (ESTRO) –Beitrag eingesehen werden.