Gutartige Hirntumore Radiotherapie

Die Strahlentherapie (auch Radiotherapie genannt) wird bei gutartigen Hirntumoren eingesetzt, um alleine oder zusammen mit Chirurgie eine Heilung oder Wachstumsstopp der Erkrankung zu erreichen (kurative Radiotherapie).

Ablauf

Die Radiotherapie fokussiert hoch-energetische Röntgenstrahlen auf den Tumor oder verbliebene Tumorzellen im Inneren des Gehirns oder der Schädelbasis um diesen gezielt abzutöten. Die Radiotherapie ist je nach Tumorsituation entweder eine gleichwertige Alternative zur Operation oder wird dann eingesetzt, wenn eine Operation nicht möglich ist.

Die Radiotherapie erfolgt als ambulante Behandlung, ist nicht-invasiv (benötigt also keine Narkose) und kann damit gut in den privaten und beruflichen Lebensalltag integriert werden. Je nach Ausdehnung des Tumors kann die Radiotherapie bei kleinen Tumorherden in einer oder wenigen Behandlungssitzungen als Radiochirurgie durchgeführt werden, oder bei grösseren Tumoren als fraktionierte stereotaktische Radiotherapie über mehrere Wochen. Eine engmaschige und persönliche Betreuung ist bei uns selbstverständlich.

In der Klinik für Radio-Onkologie des USZ kommen ausschliesslich modernste Techniken zur präzisen und nebenwirkungsarmen Bestrahlung von Hirntumoren zu Anwendung. Sie werden von national und international ausgewiesenen Expertinnen und Experten in der Forschung und Behandlung dieser Tumore betreut: Prof. N. Andratschke und Dr. M. Brown.

Für viele Patientinnen und Patienten bieten wir schon heute die Behandlung von morgen an: in klinischen Studien arbeiten wir kontinuierlich daran die Behandlung von Hirntumoren zu verbessern, um diese noch wirksamer und verträglicher zu gestalten. Eine Übersicht der aktuell offenen Studien finden Sie hier.

Es gibt verschiedene Arten von gutartigen Hirntumoren. Die häufigsten Tumoren, welche wir als Radio-onkologen beurteilen und behandeln sind Meningeome, Vestibularisschwannome und Hypophysenadenome.

Im Folgenden werden wir die Radiotherapie bei den verschiedenen Arten von gutartigen Hirntumoren beschreiben.

Radio-Onkologische Behandlung von Meningeomen

Meningeome sind Tumoren, welche von der Hirnhaut ausgehen und je nach Wachstumsmuster und Aggressivität in 3 pathologische Stufen eingeteilt werden können: Grad 1 gutartig, Grad II atypisch, Grad III bösartig.

Eine möglichst komplette operative Entfernung sollte bei Meningeomen grundsätzlich angestrebt werden.

Bei Grad I-II Meningeomen stellt die stereotaktische Radiotherapie eine exzellente, nicht-invasive Therapieoption dar. Eine stereotaktische Radiotherapie kann ein weiteres Tumorwachstum sehr wirksam verhindern und langfristig den Tumor ebenso verkleinern, oft in Gebieten, die einer Operation schwer zugänglich sind und an denen sich lebenswichtige Strukturen (zum Beispiel, Augennerven, Hirnanhangsdrüse) befinden.  Typischerweise erfolgt die Strahlenbehandlung über 5-6 Wochen mit täglicher Behandlung, um eine optimale und schonende Therapie zu ermöglichen. Bei sehr kleinen Tumoren kommt eine stereotaktische Radiochirurgie (in 1 – 5 Sitzungen) in Frage

Bei Grad II Meningeomen, die nicht vollständig entfernt werden konnten, und bei Grad III Meningeomen ist immer eine postoperative Radiotherapie indiziert, da ansonsten ein fortschreitendes Wachstum oder ein Rückfall sehr häufig auftritt.

Die Strahlenbehandlung erfolgt über 5.5-6 Wochen mit täglicher Behandlung, um eine optimale und schonende Therapie zu ermöglichen.

In klinischen Studien versuchen wir weiterhin kontinuierlich die Behandlung von gutartigen Hirntumoren zu verbessern, um diese noch wirksamer und verträglicher zu gestalten. Eine Übersicht der aktuell offenen Studien finden Sie hier.

Radio-Onkologische Behandlung von Vestibularisschwannomen

Vestibularisschwannome sind gutartige Tumoren, die von der Nervenscheide des VIII. Hirnnerven (Gleichgewichts- und Hörnerv) ausgehen. Typische Beschwerden sind häufig Gehörverschlechterung, Schwindel- oder Gleichgewichtsstörungen. Die Behandlung ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie der Grösse des Tumors, dem Alter der Patientinnen und Patienten und deren Begleiterkrankungen sowie vom Patientenwunsch.
Es gibt zwei gleichwertige Behandlungsmöglichkeiten, die sich in ihren Nebenwirkungen unterscheiden, nämlich die stereotaktische Radiotherapie und die Operation. Die stereotaktische Radiotherapie ist nicht-invasiv, benötigt keine stationäre Behandlung und wird sehr gut toleriert. Die Erfolgschancen für eine lokale Tumorkontrolle liegen über 90%, bei sehr kleinen Tumoren bei über 95% und ist somit bezüglich Effektivität mit der Operation vergleichbar.

Wichtig ist, dass eine interdisziplinäre Besprechung und Beurteilung durch Expertinnen und Experten der Radio-Onkologie, Kopf-Hals-Ohren Klinik und der Neurochirurgie erfolgt und alle Optionen mit Ihnen besprochen werden. Eine stereotaktische Radiochirurgie (1 Sitzung), stereotaktische Radiotherapie (bis zu 5 Sitzungen) oder fraktionierte stereotaktische Behandlung (bis 30 Sitzungen) wird in der Klinik für Radio-Onkologie ausführlich und individuell diskutiert. Eine Behandlung mit nur 1-5 Sitzungen ist geeignet für kleinere Tumoren, typischerweise kleiner 1.5cm und ohne breiten Kontakt zum Hirnstamm.

In klinischen Studien versuchen wir weiterhin kontinuierlich die Behandlung von gutartigen Hirntumoren zu verbessern, um diese noch wirksamer und verträglicher zu gestalten. Eine Übersicht der aktuell offenen Studien finden Sie hier.

Radio-Onkologische Behandlung von Hypophysenadenomen

Hypophysenadenome sind gutartige Tumore, die von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgehen. Man unterscheidet zwischen sekretorischen (Hormon-produzierend) und nicht-sekretorischen (nicht Hormon-produzierend) Hypophysenadenomen. Hypophysenadenome werden je nach Art (sekretorisch oder nicht-sekretorisch), Grösse und Beschwerden unterschiedlich behandelt und werden daher immer interdisziplinär beurteilt und behandelt. Dabei sind Expertinnen und Experten aus der Endokrinologie, Neurochirurgie und Radio-Onkologie anwesend. Je nach Situation kann eine stereotaktische Radiochirurgie (bis zu 5 Sitzungen) oder fraktionierte stereotaktische Radiotherapie (bis 30 Sitzungen) als wichtiger Teil des Behandlungskonzeptes angeboten worden. Bei Tumoren, welche nicht operiert werden können, ist eine stereotaktische Radiotherapie als primäre Behandlung eine Behandlungsmöglichkeit.

Die stereotaktische Radiotherapie ist ein wissenschaftlicher und insbesondere klinischer Schwerpunkt unserer Klinik.

In klinischen Studien versuchen wir weiterhin kontinuierlich die Behandlung von gutartigen Hirntumoren zu verbessern, um diese noch wirksamer und verträglicher zu gestalten. Eine Übersicht der aktuell offenen Studien finden Sie hier.

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Verantwortliche Fachpersonen

Nicolaus Andratschke, Prof. Dr. med.

Leitender Arzt, Stv. Klinikdirektor, Klinik für Radio-Onkologie

Tel. +41 44 255 35 67
Spezialgebiete: Neuroonkologie, Thoraxonkologie, Radiochirurgie und MR-gestützte Strahlentherapie

Michelle Leanne Brown, Dr. med.

Oberärztin i.V., Klinik für Radio-Onkologie

Tel. +41 44 255 31 50
Spezialgebiete: Zentralnervensystem- und Schädelbasistumoren, Sarkome, Stereotaktische Radiochirurgie und Radiotherapie

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