Die Epilepsiechirurgie wird in Zürich am schweizerischen Zentrum für Epileptologie und Epilepsiechirurgie (ZEE) durchgeführt, eine Kooperation der Klinik für Neurochirurgie mit dem Schweizerischen Epilepsie-Zentrum an der Klinik Lengg, der Klinik für Neurologie des Universitätsspitals Zürich, sowie dem Kinderspital Zürich. Dank innovativer klinischer Forschung können wir modernste Diagnostik und Therapieverfahren anbieten. So lassen sich zum Beispiel mit Hilfe der Messung von Hochfrequenzpotentialen (HFO) im Gehirn epileptogene Zonen möglicherweise noch besser erkennen und entfernen.
Als praktisch einziges Zentrum in Europa führen wir die Amygdalahippocampektomie (AHE) über einen supracerebellären transtentoriellen Zugang durch, welcher durch den operativen Zugang von hinten keine Verletzung der Sehstrahlung im Schläfenlappen mit nachfolgender Gesichtsfeldeinschränkung bewirkt.
Kurative Epilepsiechirurgie
Temporale Resektionen
Als Standard-Eingriff bei Patienten und Patientinnen mit Temporallappen-Epilepsie und Verdacht auf Hippocampussklerose führen wir die selektive transsylvische Amygdalahippokampektomie (AHE) nach Yaşargil durch. Es ist der häufigste Eingriff bei erwachsenen Epilepsie-Patienten und Epilepsie-Patientinnen.
Dabei werden Anteile der Amygdala, des Hippocampus und Parahippocampus entfernt. Die übrigen Strukturen des Schläfenlappens werden dabei vollständig geschont. Die Chance, Anfallsfreiheit zu erlangen, liegt bei etwa 70%.
Neben der Amygdalahippocampektomie werden auch 2/3-Resektionen des Temporallappens durchgeführt. Dabei werden neben den oben genannten Strukturen auch der vordere Anteil des Schläfenlappens entfernt.
Extratemporale Resektionen
Darunter versteht man die Entfernung eines epileptogenen Areals ausserhalb des Schläfenlappens. Am häufigsten handelt es sich dabei um Anlagestörungen des Gehirns (fokale kortikale Dysplasie) oder um epileptogene, gutartige Tumore oder Gefässmissbildungen wie Kavernome.
In gewissen Fällen werden vor der Entfernung des Herdes Elektroden zwischen Hirn und Hirnhaut oder direkt ins Hirn eingesetzt, um den Anfallsursprung zu bestätigen oder mutmassliche epileptogene Areal genau zu lokalisieren. Die Elektroden erlauben, auch in sehr eloquenten Hirnarealen wie den Sprachzentren, den Zentren für Bewegung und für die Gefühlswahrnehmung, Stimulationen vorzunehmen, um deren Ausdehnung und Bezug zum epileptogenen Fokus zu definieren. Das verbessert die Planung und Sicherheit der operativen Entfernung.
Zudem werden Hilfsmittel wie Neuronavigation, intraoperatives Messen der Hirnströme (ECoG), intraoperatives neurophysiologisches Monitoring oder hochauflösender Ultraschall eingesetzt. Bei Patienten und Patientinnen mit Tumoren wird auch hochauflösende intraoperative Bildgebung mit 3Tesla MRI verwendet, um eine maximale Tumorresektion anzustreben.
Palliative Epilepsiechirurgie
Wenn medikamentöse und operative Behandlungen keine ausreichende Verminderung der Anzahl und/oder des Schweregrades der epileptischen Anfälle bewirken, gibt es im Bereich der nicht kurativen Epilepsiechirurgie elektrische Stimulationsverfahren, die eine Verbesserung des Anfallsleidens bewirken können.
Es handelt sich um Erkrankte, bei denen schon ein epilepsiechirurgischer Eingriff ohne ausreichendem Erfolg durchgeführt wurde oder bei denen nicht operable Gebiete im Gehirn die Epilepsie verursachen.
Zwei neuromodulative Operationsmethoden finden hier Anwendung, welche die epileptischen Gehirnströme unterbrechen sollen: Vagusnervstimulation (VNS) und Tiefe Hirnstimulation (DBS, Deep Brain Stimulation). Bei beiden Methoden schicken Impulsgeneratoren (Neurostimulator, Schrittmacher) ihre elektrischen Impulse über spezielle Elektroden entweder direkt in den Thalamus (anterior thalamische DBS) oder indirekt in das Gehirn über den zehnten Hirnnerv neben der linken Halsschlagader (VNS).
Operativ gesehen sind es sehr unterschiedliche Eingriffe, was das Anbringen der Elektroden anbelangt, nämlich mittels Stereotaxie (DBS) oder mittels Mikrochirurgie (VNS). Die Schrittmacher hingegen werden jeweils in das Unterhautfettgewebe am Bauch oder unter dem Schlüsselbein eingesetzt und mit den Elektroden verbunden.
Der Schweregrad und die Form der Epilepsie sind ausschlaggebend, um im Rahmen des interdisziplinären Behandlungsteams eine der beiden Operationsoptionen auszuwählen und sie den Erkrankten anzubieten.
Bei beiden Behandlungsmethoden handelt es sich um sehr sichere Eingriffe, so dass Chancen und Risiken individuell abgewogen und in Einklang mit dem Leidensdruck und den möglichen Nebenwirkungen gebracht werden müssen: Eine Voraussagbarkeit der Wirkung ist bei beiden Verfahren nicht möglich, wobei die Chancen für eine Anfallsreduktion bei der VNS bei etwa 30–50% bei der Hälfte der Patienten und Patientinnen mit fokalem Anfallsursprung und bei der DBS bei 50–70% liegen.
Nachdem die Kostengutsprache von der Krankenkasse eingeholt wurde, kann die Operation elektiv durchgeführt werden. In den darauffolgenden Monaten wird die Programmierung der Impulsgeneratoren in Abhängigkeit der Wirkung und Nebenwirkungen zusammen mit der Anpassung der Medikamente vorgenommen.
Typische Therapieeffekte, die mit einer Verbesserung der Lebensqualität einhergehen, sind die Reduktion
- der Anfallsfrequenz
- der Dauer der einzelnen Anfälle
- der Schläfrigkeit nach Anfällen
- der Medikamente