Hautschutz und Hautpflege bei Frühgeborenen

Die unreife Haut des Frühgeborenen ist anfällig für Verletzungen und braucht Schutz. Durch strukturierte Einschätzung des Hautzustandes leiten wir frühzeitig vorsorgliche Massnahmen ein, um die verwundbare Haut zu schützen und zu pflegen.

Hautschutz des Frühgeborenen

Die Haut dient als schützendes Element und muss geschützt werden, wenn alle Funktionen erhalten bleiben sollen. Sie ist das grösste Organ des Menschen und hat eine Vielzahl wichtiger Aufgaben zu erfüllen. Als Barriere schützt sie vor Infektionen, Schmutz, chemischen Substanzen, UV-Strahlung und vor mechanischer Belastung. Sie dient der Temperaturregulierung, hat eine Isolationsfunktion, reguliert die Wasser- und Elektrolytbalance und dient als Tastorgan.

Das grösste Problem bei der Haut eines Frühgeborenen ist seine Hautunreife. Die Epidermis (Oberhaut), welche als “Schutzhülle” gegenüber der Umwelt agiert, ist bedeutend dünner als bei einer reifen Haut. Die Strukturen sind instabil und es gibt z.B. einen ernährungsbedingten Zinkmangel. Daher ist es besonders wichtig die Frühgeborenenhaut während ihrer Entwicklung zu schützen und die Hautintegrität zu erhalten.

Hauteinschätzungsscore (Risikoeinschätzung)

Um rasch vorsorgliche Massnahmen einzuleiten, ist die Praxis auf ein zuverlässiges Assessmentinstrument angewiesen. Mit dem Hauteinschätzungsscore (SNSS2) bewerten wir die Trockenheit, Rötung und allfällige Hautverletzungen. Ergänzend werden Punkte für die Hautreife, analog der Schwangerschaftswochen vergeben. Bei gewissen Punktzahlen erfolgt zusätzlich eine individuelle Pflegeplanung. Diese systematische Risiko-Einschätzung der Frühgeborenenhaut wird standardmässig durchgeführt und an der ärztlichen Visite thematisiert. Veränderungen der Hautbeschaffenheit werden erkannt und es werden präventive, als auch therapeutische Behandlungen eingeleitet.

Behandlungsmethoden

Evidenzbasierte Methoden, wie Sonnenblumenöltherapie, reduzierte Pflasterproduktanwendung und Badewaschpraxis sowie das Feuchtigkeitsmanagement im Inkubator werden bei uns angewendet.

Öl- und Emulsionstherapie

Momentan schützen und pflegen wir die Frühgeborenenhaut mit Sonnenblumenöl. Seit der erfolgreichen Einführung der Leitlinie «Hautschutz und Hautpflege beim Frühgeborenen <32 Schwangerschaftswochen» (2010) in den NICUs Basel, Bern und Zürich konnte in diesen Kliniken keine Zunahme der Infektionsrate im Zusammenhang mit Sonnenblumenöl festgestellt werden. Die Evidenz der angewendeten Pflegeprodukte auf der unreifen Haut des Frühgeborenen, werden laufend überprüft.

Haut eines Neugeborenes wird gepflegt

Hautschutzverbände und Pflasterprodukte

Verschiedene Hautschutzverbände und Pflasterprodukte werden zur Fixierung der lebensunterstützenden und -überwachenden Sensoren und Kathetern auf der Haut angewendet. Bedingt durch die dermale Instabilität ist die Verletzungsgefahr vor allem beim Entfernen dieser Materialien gross. Mit der richtigen Auswahl und Anwendungen dieser Pflasterprodukte beugen wir möglichen Hautirritationen und Hautverletzungen vor.

Bade-/Waschpraxis

Bis anhin wurden aus hygienischen Aspekten und um das vermeintliche Wohlbefinden des Kindes zu steigern, die Kinder täglich gebadet/gewaschen. Verschiedene Studienergebnisse bestätigen diese Ausführungen jedoch nicht. Die Keimbesiedelung nimmt nicht zu, auch wenn das Reinigungsintervall auf 4 Tage ausgedehnt wird.

Um kindlichen Stress zu vermeiden berücksichtigen wir bei der Planung des Badens/Waschens die physiologische Konstitution und das psychomotorische Verhalten des Frühgeborenen.

Feuchtigkeit

Bei den extrem kleinen Frühgeborenen kann ein Flüssigkeitsverlust über die Haut (Transepidermaler Wasserverlust, auch TEWL) zu schwerwiegenden Symptomen wie Dehydration, Elektrolytverschiebung und Temperaturinstabilität und damit zu ernsthaften Komplikationen führen. Der wichtigste Einflussfaktor im Zusammenhang mit dem TEWL ist die relative Feuchtigkeit der Umgebungsluft, vor allem in den ersten Lebenstagen. Deshalb ist der Aufenthalt der Frühgeborenen in einem korrekt befeuchteten und warmen Doppelwandinkubator sehr wichtig.

Für Patientinnen und Patienten

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