Die Vielfalt dieser Erkrankungen sowie deren zahlreiche neue Therapiemöglichkeiten erfordern eine entsprechende Erfahrung. Aus diesem Grund betreuen wir Lymphom- und Myelompatientinnen und -patienten mehrmals die Woche in unseren Spezialsprechstunden. Wir arbeiten eng mit unserer hochspezialisierten Pathologie zusammen, um die Erkrankungen korrekt zu diagnostizieren. Die Untersuchungsergebnisse werden an unserem interdisziplinären Leukämie, Lymphom und Myelom (LLMZ) Tumorboard besprochen, um die jeweils beste Therapie festzulegen.
Aggressive Lymphome
Ein Lymphom ist eine Erkrankung, die von bösartig veränderten Lymphozyten ausgeht, also jenen Zellen, die für die gezielte Abwehr von Krankheitserregern zuständig sind. Lymphome, die rasch voranschreiten, nennt man aggressive Lymphome. Es existieren zahlreiche Untergruppen der aggressiven Lymphome, deren Grossteil von B-Lymphozyten ausgeht. In Europa gibt es ca. 10 Neuerkrankungen pro 100’000 Einwohner, in der Schweiz somit ca. 800 neue Fälle pro Jahr. Zu den häufigsten aggressiven Lymphomen gehört das diffuse grosszellige B-Zell-Lymphom.
Aggressive Lymphome können durch ihr schnelles Wachstum rasch die Funktion der betroffenen Organe beeinträchtigen und unbehandelt innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen zu Komplikationen führen, so dass für eine rasche Diagnosestellung und Behandlung eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Spezialisten verschiedener Fachrichtungen entscheidend ist. Die sich schnell teilenden Zellen eines aggressiven Lymphoms reagieren sehr empfindlich auf die Behandlung, deren Spektrum Antikörper- und Chemotherapien, Bestrahlung, zielgerichtet Medikamente sowie unter Umständen die autologe und allogene Transplantation von Blutstammzellen oder Zelltherapie (CAR-T Zellen) umfasst. Die Wahl der Therapie hängt vom Stadium der Erkrankung, sowie von der Art des Lymphoms ab und richtet sich auch nach dem Gesundheitszustand und Alter der Patientin oder des Patienten. Die Therapie der aggressiven Lymphome wird zunehmend komplex und in klinischen Studien stehen zunehmend neue vielversprechende Therapiekonzepte zur Verfügung.
Niedrig maligne B-Zell Lymphome
Die niedrig-malignen Lymphome sind ein Sammelbegriff für ein Spektrum bösartiger Erkrankungen der Lymphozyten, die aufgrund ihrer niedrigen Teilungsrate der entarteten Lymphozyten einen überwiegend langsamen klinischen Verlauf zeigen. Hierunter werden unter anderem unterschiedliche Krankheitsbilder wie das Follikuläre Lymphom, das Marginalzonen-Lymphom, das lymphoplasmozytische Lymphom und die Haarzell-Leukämie zusammengefasst. Die langsame Progredienz dieser Erkrankungen erlaubt häufig ein zuwartendes Vorgehen mit regelmässiger optimaler Betreuung durch erfahrene Spezialisten in der Behandlung dieser Erkrankungen, um den optimalen Therapiezeitpunkt festzustellen.
Das therapeutische Spektrum umfasst:
- Moderne Chemotherapien gemäss aktuellem internationalem Standard, allein oder meist in Kombination mit zielgerichteten Immuntherapien mittels monoklonaler Antikörper.
- Medikamentöse zielgerichtete Therapien, die erkrankungsspezifische Veränderungen als therapeutische Ansatzpunkte nutzen.
- Im seltenen Falle des Überganges in eine aggressive Verlaufsform das gesamte therapeutische Spektrum der aggressiven Lymphome inklusive autologer und allogener Stammzelltransplantation.
Hodgkin Lymphom
Hodgkin-Lymphome sind bösartige Erkrankungen bestimmter Zellen des Immunsystems. Die Erkrankung fällt in der Regel durch eine langanhaltende Lymphknotenschwellung auf. Weitere Symptome sind ein Gewichtsverlust, Nachtschweiss und unerklärte Fieberepisoden. Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch die Gewebeuntersuchung eines entnommenen Lymphknotens. Nach der pathologischen Bestätigung der Diagnose sind dann weitere Untersuchungen zur Beurteilung der Ausbreitung des Lymphoms im Körper notwendig (PET-CT).
Die initiale Therapie richtet sich nach dem Alter der Patientinnen und Patienten und insbesondere nach dem Stadium (Ausbreitung im Körper) der Erkrankung. Zum Einsatz kommen neben einer Chemotherapie und Antikörpertherapie auch eine Strahlentherapie. Auch wenn Hodgkin-Lymphome heute als gut therapierbar gelten und in den meisten Fällen geheilt werden können, kommt es in einigen Fällen zu einem Rückfall der Erkrankung. In diesem Fall stehen weitere Therapieoptionen zur Verfügung. Mit dem Einsatz von hochdosierten Chemotherapien und Antikörpertherapien sowie einer Stammzelltransplantation (meistens mit eigenen und ggf. auch mit fremden Stammzellen) ist auch nach einem Rückfall häufig eine Heilung möglich.
Wir bieten das gesamte Spektrum zur ambulanten und stationären Diagnostik und Therapie des Hodgkin-Lymphoms an. Bei allen Patientinnen und Patienten pflegen wir einen interdisziplinären Ansatz unter Miteinbezug der Kollegen der übrigen Fachdisziplinen und versuchen durch eine Teilnahme an Studien die Therapie weiter zu verbessern.
ZNS-Lymphome
Wenn eine Lymphomerkrankung nur das zentrale Nervensystem (ZNS) befällt, wird die Erkrankung als primäres ZNS-Lymphom bezeichnet. Dabei handelt es sich in der Regel um schnell-wachsende und aggressive Lymphome, welche sich meist von den B-Zellen, einer Unterart der Lymphozyten, ableiten. ZNS-Lymphome sind sehr selten und machen nur etwa 1-2% aller Lymphomerkrankungen aus.
Patientinnen und Patienten mit diesen Erkrankungen fallen in der Regel durch neurologische Symptome auf, welche durch die Lage des Lymphoms im ZNS bedingt sind. Typische Symptome sind Lähmungen, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen und Wesensveränderungen sowie selten auch epileptische Anfälle.
Der Verdacht auf ein ZNS-Lymphom wird durch eine radiologische Bildgebung mittels CT, oder besser einem MRT, gestellt. Eine anschliessende Biopsie führt dann zur histologischen Diagnose. Weiterhin sind Untersuchungen notwendig, um eine Ausbreitung des Lymphoms ausserhalb des ZNS auszuschliessen (u.a. PET-CT und Knochenmarkpunktion).
Je nach Alter der Patientinnen und Patienten erfolgt dann eine Therapie, welche in der Regel aus einer kombinierten Immunchemotherapie, bei jüngeren Patientinnen und Patienten einer Hochdosischemotherapie und ggf. einer Bestrahlung besteht. Die Intensität der Chemotherapie ist dabei unter anderem vom Alter der betroffenen Person abhängig.
Die Diagnostik und die Behandlung eines ZNS-Lymphoms erfolgt am USZ interdisziplinär in enger Zusammenarbeit zwischen den Kliniken für Hämatologie und Medizinische Onkologie, Neurologie, Neurochirurgie und Radioonkologie sowie den Instituten für Neuropathologie und Pathologie.
Dabei bieten wir das gesamte Spektrum der Therapie inklusive einer Hochdosischemotherapie mit anschliessendem Ersatz der autologen Stammzellen an. Neben der Standardtherapie versuchen wir durch eine Teilnahme an klinischen Studien die Therapie dieser seltenen Lymphome weiter zu verbessern.