Akute lymphatische Leukämie
Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ist eine seltene, bösartige Erkrankung des Knochenmarkes mit einer Neuerkrankungsrate von etwa 1,5 /100.000 Einwohnern im Jahr, bezogen auf alle Altersgruppen. Sie ist beim Erwachsenen ungefähr zehn Mal seltener als die akute myeloische Leukämie (AML).
Bei der ALL werden zu viele unreife (abnormale) Lymphozyten im Knochenmark gebildet, die dann auch im Blut als Leukämiezellen sichtbar werden. Im Knochenmark behindern diese Zellen die Produktion der anderen gesunden Blutzellen, was dann zu den Symptomen der Leukämie, wie Blutarmut, Infektanfälligkeit und Blutungsneigung führt.
Es gibt viele Unterformen der ALL. Je nach Art der ALL und anderen medizinischen Kriterien (Alter der Patientin oder des Patienten, Allgemeinzustand und andere Faktoren) wird die beste Therapiestrategie, üblicherweise mit dem Ziel einer Heilung, festgelegt. Sie erfolgt in modernen, internationalen Therapiestudien (aktuell GRAALL 2014 Studie) auf dem neusten Stand der Wissenschaft.
Je nach Situation kann zur weiteren Erhöhung der Heilungsaussicht eine anschliessende Blutstammzelltransplantation sinnvoll sein.
Je nachdem kommen zur Verbesserung der Heilungsaussichten vor Transplantation modernste sog. bispezifische Antikörper zur Anwendung. Auch beim Rückfall können diese gelegentlich erfolgreich eingesetzt werden.
An unserem Zentrum sind in den letzten zwei Jahren etwa 50 Patientinnen und Patienten mit neu aufgetretener ALL behandelt worden.
Akute myeloische Leukämie
Die AML ist mit einer jährlichen Inzidenz von 2-3 Patientinnen und Patienten pro 100’000 Einwohner eine insgesamt seltene Erkrankung mit jedoch deutlicher Zunahme auf 15 bis 25 pro 100’000 in der wachsenden Altersgruppe der 70-85 Jährigen.
Die historische Bezeichnung AML stammt von dem verbindenden Element des plötzlichen Auftretens (mitten aus dem Leben) und der in den meisten Fällen gegebenen eindrücklichen Vermehrung weisser Blutvorläuferzellen im Blut. Die Erkrankung ist in der Regel durch den Mangel der drei zellulären Elemente des Blutes geprägt – Belastungsschwäche und Müdigkeit durch Anämie, Infektion als Folge nicht funktionierender Abwehrzellen und Blutungen auf Grund von Thrombozytopenien/Störung der Blutgerinnung.
Wir erkennen heute, dass es sich bei der AML um eine komplexe Vielzahl von Sub-Erkrankungen handelt mit höchst unterschiedlichem Therapieansprechen und Heilungsraten.
Die Klinik für Hämatologie ist eines der grössten Zentren in der Schweiz zur komplexen und spezifischen Diagnose und Behandlung dieser Erkrankungen. Im Zeitraum zwischen 2010 und 2012 wurden >150 Patientinnen und Patienten mit AML direkt in unserer Klinik betreut. Wir bieten eine umfassende und rasche Abklärung und ggf. das gesamte Spektrum der ambulanten und stationären Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten jeden Alters an. Die Therapie umfasst unter anderem:
- Moderne Chemotherapie gemäss den aktuellsten internationalen Standards
- Hochdosistherapie mit nachfolgend autologer (patienteneigener) Blutstammzelltransplantation
- Allogene verwandte oder unverwandte Blutstammzelltransplantation
- Supportive Massnahmen inklusive Transfusion von Blutprodukten
Über die klinische Versorgung hinaus beschäftigen wir uns im universitär-wissenschaftlichen Labor mit der Entstehung und Therapie der AML.
Chronische myeloische Leukämie
Die chronische myeloische Leukämie (CML) gehört zur Gruppe der Myeloproliferative Neoplasien (MPNs), welche durch eine unkontrollierte Vermehrung von bestimmten Zellen des Blutes charakterisiert sind. Im Falle der CML kommt es insbesondere zur einer Vermehrung der weissen Blutzellen (Leukozyten). Im Gegensatz zu akuten Leukämien sind die Zellen meist jedoch voll funktionsfähig. Aus diesem Grund erfolgt bei einer Vielzahl der Patientinnen und Patienten die Diagnose als Zufallsbefund bei einer Routinekontrolle des Blutbildes, ohne das spezifische Krankheitssymptome vorliegen. Bei einem anderen Teil der Patientinnen und Patienten erfolgt hingegen die Diagnose CML aufgrund von bestimmten Krankheitssymptomen wie: Abgeschlagenheit, Fieber, Nachtschweiß oder Bauchschmerzen aufgrund einer vergrößerten Milz.
Unbehandelt geht eine CML allerdings noch einigen Jahren in eine akute Leukämie über (Blastenkrise). Aus diesem Grund ist das primäre Ziel der CML Therapie die Vermeidung einer Blastenkrise.
In unserer Klinik können wir in der hämatologischen Diagnostik mittels modernster Methoden und in Zusammenarbeit mit den Pathologen am USZ die CML sicher diagnostizieren und im Verlauf der Behandlung das Ansprechen auf eine Therapie sehr genau überwachen.
Für die Behandlung der CML werden heute sogenannte Tyrosinkinaseinhibitoren eingesetzt. Dies Medikamente erlauben eine zielgerichtete Behandlung der Leukämiezellen bei einer insgesamt guten Verträglichkeit. Erfreulicherweise können wir heute auf bis zu 5 unterschiedliche Tyrosinkinaseinhibitoren zur Behandlung der CML zurückgreifen. Der Einsatz der Medikamente erfolgt nach einer genauen Diagnostik (Stadium der Erkrankung und ggf. Vortherapien) und klinischen Evaluation der Patientin oder des Patienten bzgl. weiterer Begleiterkrankungen. In Abhängigkeit von den Resultaten erfolgt dann die Auswahl des am besten geeigneten Medikamentes.
Weiterhin nehmen wir zur Verbesserung der Therapie der CML an klinischen Studien teil. Aktuell sind in unserer Klinik Studien zur Behandlung einer neudiagnostizierten CML und auch zur Therapie nach dem Versagen der Standardtherapie (Rezidivtherapie) aktiv.