Gallenwegstumore sind vielfältige Erkrankungen und kommen an unterschiedlichen Stellen im Gallenwegssystem in der Leber, in der Leberpforte, ausserhalb der Leber in der Nähe von Bauchspeicheldrüse und Zwölffingerdarm sowie auch in der Gallenblase vor. Die systemische oder medikamentöse Behandlung von Gallenwegskarzinomen umfasst systemische Chemotherapie, seit kurzem auch in Kombination mit Immuntherapie. Der Therapie mit molekular zielgerichteten Substanzen kommt bei spezifischen molekularen Untergruppen eine zentrale Bedeutung zu. Wir testen alle fortgeschrittenen Tumoren des Gallenwegssystem frühzeitig nach therapeutisch nutzbaren molekularen Veränderungen.
Chemotherapie
Werden Gallenwegstumoren operativ entfernt, so wird häufig eine chemotherapeutische Nachbehandlung durchgeführt mit dem Ziel das Rückfallrisiko abzusenden Die Nachbehandlung besteht entweder aus einer Tablettentherapie (Capecitabine für 24 Wochen) oder individuell bei hohem Rückfallrisiko aus einer Infusionschemotherapie.
Sind Gallenwegstumor zwar nicht nachweislich metastasiert, aber aufgrund ihrer Lage und Ausdehnung auch nicht operabel, so wird versucht, durch Vorbehandlung eine spätere komplette Tumorentfernung zu ermöglichen. Die Vorbehandlung besteht je nach Lage des Tumors aus Chemotherapie, Radiochemotherapie (Bestrahlung plus Chemotherapie) oder lokalen Verfahren wie intraarterieller Chemotherapie oder SIRT. In speziellen Einzelfällen kann auch eine Lebertransplantation Teil der Behandlung sein.
Sind Gallenwegskarzinome trotz aller Massnahmen nicht operabel oder lassen sich Fernmetastasen nachweisen, so ist Heilung meist nicht mehr möglich und Krankheitskontrolle und Lebensverlängerung bei möglichst guter Lebensqualität sind die wichtigsten Behandlungsziele. Chirurgie spielt im metastasierten Stadium nur sehr selten eine Rolle, Strahlentherapie kommt wenn nötig zur Symptomlinderung zum Einsatz. Im metastasierten Krankheitsstadium führen wir bei Gallenwegskarzinomen ausführliche molekulare Diagnostik aus dem Tumorgewebe durch, um die Behandlung möglichst gut auf Tumor und Patient anzupassen. Zum Einsatz kommt bei metastasiertem Gallenwegskrebs vor allem Chemotherapie, mittlerweile auch häufig in Kombination mit Immuntherapie. Spezifische molekulare Untergruppen von Gallenwegstumoren werden zudem mit zielgerichteten Therapien behandelt.
Zielgerichtete Therapien
Molekular zielgerichtete Therapien sind entweder Antikörper, die als Infusion verabreicht werden und hochspezifisch an die Oberfläche von Krebszellen binden oder kleinere Moleküle, die in Tablettenform eingenommen werden, in die Krebszellen eindringen und Stoffwechselprozesse unterbrechen. In Gallenwegskarzinomen finden sich unterschiedliche molekulare Veränderungen, von denen manche bereits therapeutisch nutzbar sind. So zeigen beispielsweise bis zu 15% der in der Leber entstandenen Gallenwegskarzinome Veränderungen im FGFR2-Gen. Diese Tumore zeigen sehr gutes Ansprechen auf FGFR Blocker (Tablettentherapie). Aus diesem Grund sind umfassende molekulare Untersuchungen bei dieser Krebsart besonders wichtig.
Immuntherapie
Krebsimmuntherapien, die beim Gallenwegskrebs zum Einsatz kommen, aktivieren hochspezifisch körpereigene Immunzellen (T-Zellen), die dadurch in die Lage versetzt werden, Krebszellen wirkungsvoller zu zerstören. Beim Gallenwegskrebs kommen insbesondere Anti-PD-L1 Antikörper zum Einsatz in Kombination mit Chemotherapie. Für wenige Patienten kommt auch alleinige Immuntherapie in Frage.
Leber- und Pankreastumorzentrum
Im Leber- und Pankreastumorzentrum bieten wir das gesamte Spektrum der Vorsorge, Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs in allen Stadien an.