Kathetereingriff bei Aortenaneurysma – Handgemachte Prothese für den Notfall

Die Aorta ist die Hauptstrasse im menschlichen Körper. Die grösste und wichtigste Ader befördert das Blut vom Herzen in die verschiedenen Gefässe. Reisst sie, kann dies lebensgefährlich sein.

Ein Riss der Bauchschlagader kann lebensgefährlich sein. Gefährdet sind vor allem Männer zwischen 65 und 75 Jahren: von ihnen weisen rund zwei Prozent eine Ausdehnung der Aorta im Bauchbereich auf, die zu einem Riss führen kann. Von einem solchen Aneurysma spricht man, wenn die Bauchschlagader an einer Stelle einen Durchmesser von mehr als drei Zentimetern erreicht.

Ursachen für die Ausdehnung sind neben dem Alter vor allem das Rauchen und Bluthochdruck. Weil das Aneurysma selbst keine Symptome verursacht, werden für Risikopatienten regelmässige Vorsorgeuntersuchungen empfohlen. „Stellt der Arzt im Ultraschall eine kritische Ausdehnung fest, sollte in Absprache mit Spezialisten geprüft werden, ob ein präventiver Eingriff angemessen ist“, sagt Professor Alexander Zimmermann, Leiter der Klinik für Gefässchirurgie am Universitätsspital Zürich. In gewissen Fällen sei es auch angebracht, die Situation vorerst lediglich zu überwachen.

Mit Computerhilfe und ruhiger Hand

Falls es doch zum Notfall kommt, kann der Riss seit kurzem mit einem neuen, relativ schonenden Katheter-Eingriff behoben werden. Möglich macht es ein neues Verfahren, das schweizweit nur am USZ angeboten wird: der Chirurg erstellt dabei die Prothese direkt im OP-Saal, während Anästhesisten und Pflegepersonal den Eingriff vorbereiten. Mithilfe eines CT des Patienten sowie einer Simulation am Computer weiss der Chirurg, wie er die Prothese modifizieren muss, damit sie perfekt passt. „Dafür braucht es etwas Fingerspitzengefühl“, sagt Zimmermann, der als einer von wenigen die Methode beherrscht.

Zwar sind solche Kathetereingriffe in der Chirurgie heutzutage Standard. Doch bei einem Riss der Aorta im Bereich der Organgefässe waren sie bis vor kurzem nicht möglich. Denn im Bauchbereich zweigen zahlreiche Gefässe von der Schlagader ab. Diese Anatomie ist sehr individuell, weswegen keine Standardprothesen verwendet werden können. Im neuen Verfahren baut Alexander Zimmermann kurzerhand selbst eine individualisierte Prothese. „Sie extern zu bestellen, würde vier bis sechs Wochen dauern. Machen wir sie selbst, benötigen wir lediglich eine bis eineinhalb Stunden“, erklärt er, der als einer von wenigen die Methode beherrscht.

Die Prothese wird direkt im OP-Saal erstellt, während Anästhesisten und Pflegepersonal den Eingriff vorbereiten. Mit Hilfe einer Computertomografie (CT) des Patienten sowie einer Simulation am Computer wissen die Chirurgen, wie sie die Prothese modifizieren müssen, damit sie perfekt passt. „Dafür braucht es Fingerspitzengefühl“, sagt Zimmermann.

Die Methode sei noch jung, die bisherigen Erfahrungen seien aber äusserst positiv, so der Experte. Grundsätzlich kommt das Verfahren nur im Notfall zum Einsatz. Zudem werden fast ausschliesslich ältere Patienten, für die eine offene Operation zu belastend wäre, auf diese Weise behandelt. Möglich ist auch, dass die Anatomie des Patienten das Verfahren ausschliesst – dann nämlich, wenn Lage und Formen der Gefässe einen Kathetereingriff nicht zulassen.​

Mit Erfindergeist zur modifizierten Stentprothese

Verantwortlicher Kaderarzt

Alexander Zimmermann, Prof. Dr. med.

Klinikdirektor, Klinik für Gefässchirurgie

Tel. +41 44 255 20 39
Spezialgebiete: Katheterbasierte und offen operative Aortenchirurgie, Offen operative Chirurgie der Halsschlagader, Bypasschirurgie

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