Pränatale Diagnostik

Der Wunsch nach Sicherheit und die Gesundheit des ungeborenen Kindes stehen im Zentrum der Pränatalmedizin. Es gibt Erkrankungen, welche eine rasche Versorgung nach der Geburt erforderlich machen. Die pränatale Diagnostik ermöglicht es, solche Gesundheitsrisiken für ein ungeborenes Kind frühzeitig zu erkennen. Untersuchungen wie der Ersttrimester-Test oder genetische Tests helfen ausserdem dabei, mögliche Chromosomenstörungen oder Erbkrankheiten zu identifizieren.

Pränataldiagnostik umfasst verschiedene Untersuchungen während der Schwangerschaft, die dazu dienen, problematische Gesundheitszustände und Entwicklungsstörungen eines ungeborenen Kindes frühzeitig zu erkennen. Sie hilft dabei, genetische Auffälligkeiten, strukturelle Anomalien und andere potenzielle Gesundheitsprobleme zu identifizieren, was eine bessere Geburtsvorbereitung und Entscheidungsfindung ermöglicht. Sie entscheiden selbst, ob Sie dieses Angebot nutzen möchten. Wenn ja, informieren wir Sie über den Ablauf, die Möglichkeiten und Grenzen der pränatalen Diagnostik und evaluieren gemeinsam mit Ihnen, welche Methoden für Sie in Frage kommen

Als eines der grössten Perinatalzentren der Schweiz bieten wir ein umfassendes Angebot der Pränataldiagnostik an. Die wichtigsten stellen wir in der Folge vor. Die am häufigsten verwendete Methode zur vorgeburtlichen Untersuchung, der Ultraschall, wird an anderer Stelle detaillierter beschrieben.

Ersttrimestertest (ETT)

Beim Ersttrimestertest (ETT) handelt es sich um eine statistische Methode, die zum Teil mit Ultraschallmessungen des Kindes kombiniert wird. Damit wird berechnet, ob ein erhöhtes Risiko für das Vorliegen einer genetischen Erkrankung besteht.

Bestimmte Hormone und Proteine sowie eine verbreiterte Nackentransparenz des Kindes deuten auf ein erhöhtes Risiko für die beim Menschen am häufigsten vorkommende Chromosomenstörung Trisomie 21 hin. Mit dem sogenannten Ersttrimestertest kann anhand des mütterlichen Alters, von Blutuntersuchungen und der Nackentransparenzmessung das Risiko für Trisomie 21 abgeschätzt werden. So erfahren Sie, wie hoch das Risiko ist, dass Ihr Kind eine Trisomie 21 hat. Sie entscheiden, bei welchem Risiko Sie eine Chromosomenanalyse bei Ihrem Kind durchführen lassen möchten.

Nicht-invasiver Pränataltest (NIPT)

Ein nicht-invasiver Pränataltest (NIPT) wird normalerweise ab der 11. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Dabei wird der Schwangeren eine kleine Menge Blut abgenommen, meist zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche. Diese Blutprobe enthält neben mütterlicher DNA auch kleine Mengen fetaler DNA, die aus der Plazenta ins mütterliche Blut gelangt. Zur Analyse werden diese DNA-Fragmente genutzt. Nicht invasive pränatale genetische Tests (NIPT) haben sich in den letzten Jahren als beste nicht-invasive Methode zum Ausschluss einer Trisomie 21, Trisomie 18 und Trisomie 13 erwiesen. Die Sensitivität und Spezifität für den Nachweis einer Trisomie 21, Trisomie 18 oder Trisomie 13 ist höher im Vergleich zu einem Ersttrimestertest. Zudem können viele weitere genetische Erkrankungen nachgewiesen werden.  Auch bei Zwillingsschwangerschaften sind die NIPT die aktuell beste nicht invasive Methode zum Ausschluss einer Trisomie 21, Trisomie 18 und Trisomie 13. Für höhergradige Mehrlingschwangerschaften gibt es keine Daten.

Ein negatives NIPT-Ergebnis bedeutet, dass kein Anhaltspunkt für ein Vorliegen einer Trisomie besteht. Ein positives NIPT-Ergebnis bedeutet aber nicht zwingend, dass eine Trisomie vorliegt. Falls beim Vorliegen einer Trisomie ein Abbruch der Schwangerschaft gewünscht ist, muss ein positives Ergebnis immer mittels invasiver Diagnostik – Fruchtwasserpunktion oder Chorionzottenbiopsie – bestätigt werden.

Prinzipiell gibt es aktuell zwei verschieden Techniken, auf welchen die verfügbaren Tests beruhen:

  • Single nucleotid polymorphism (SNP) Methode (Panorama-Test)
  • Zählmethoden (alle verfügbaren Tests ausser Panorama-Test)

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird entscheiden, welche Methode für Sie die passende ist.

Wenn Hinweise auf Fehlbildungen oder erhebliche Wachstumsstörungen beim Kind bestehen, sollte in der Regel kein NIPT durchgeführt werden. Stattdessen wird direkt eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion empfohlen.

Seit 2015 vergütet die obligatorische Krankenpflegeversicherung (Grundversicherung) den NIPT auf Trisomie 21, 18 und 13, wenn zu­vor ein Erst­tri­mes­ter-Test durch­ge­führt wor­den ist und sich da­bei ge­zeigt hat, dass das Ri­si­ko hö­her ist als 1:1’000. In allen anderen Fällen wird ein NIPT nicht von der Krankenkasse übernommen und kostet zwischen CHF 700 – 1’000.-

Mutterkuchenbiopsie (Chorionzottenbiopsie)

Mit der Chorionzottenbiopsie, auch Mutterkuchenbiopsie genannt, werden mit einer Nadel kleine Gewebeteile aus der Plazenta entnommen und die DNA in diesen Zellen analysiert. Es werden also Zellen der Plazenta untersucht, nicht direkt vom Kind. Diese Biopsie ist ab der 11. Schwangerschaftswoche möglich und erfolgt durch eine Punktion durch Bauchdecke der Schwangeren, wobei die Fruchthöhle unberührt bleibt.

Das Risiko einer punktionsbedingten Fehlgeburt liegt bei weniger als 0,3%, wenn der Eingriff von einer erfahrenen Fachperson durchgeführt wird. Das Ergebnis liegt normalerweise nach 10 bis 14 Tagen vor. Es ist auch möglich, anhand der DNA aus diesen Zellen Gene zu analysieren, falls ein entsprechender Grund vorliegt.

Da die Zellen der Plazenta untersucht werden, findet man selten Störungen, die nur die Plazenta und nicht das Kind betreffen. In solchen Fällen kann eine zusätzliche Fruchtwasserpunktion notwendig sein.

Fruchtwasserpunktion (Amniozentese)

Bei einer Fruchtwasserpunktion werden kindliche Zellen aus dem Fruchtwasser entnommen. Diese Untersuchung wird ab der 15. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Das Risiko einer punktionsbedingten Fehlgeburt liegt bei weniger als 0,3 %. In der Regel liegt das Ergebnis nach 10 bis 14 Tagen vor.

Im Gegensatz zur Entnahme von Zellen aus der Plazenta werden bei der Fruchtwasserpunktion Zellen direkt vom Kind untersucht, was das Resultat relativ sicher macht. Zudem kann die DNA dieser Zellen auf genetische Auffälligkeiten analysiert werden, falls eine entsprechende Indikation besteht.

Auf Wunsch kann ein Schnelltest auf die fünf häufigsten Chromosomenstörungen durchgeführt werden. Dieses Ergebnis liegt meist innerhalb von 24 Stunden vor. Die Kosten für diese zusätzliche Untersuchung werden jedoch nicht von der Krankenkasse übernommen.

Häufige Fragen

Pränataldiagnostische Tests geben Auskunft über verschiedene Gesundheitsaspekte des ungeborenen Kindes. Dazu gehören genetische Anomalien wie etwa Trisomien (z.B. Down-Syndrom), strukturelle Fehlbildungen (z.B. Herzfehler oder Spina Bifida), und Infektionen, die während der Schwangerschaft übertragen werden könnten. Ausserdem können Pränataltests Informationen über den Entwicklungsstand des Fötus und mögliche Komplikationen in der Schwangerschaft liefern.

Auch wenn die pränatale Diagnostik heute sehr ausgereift ist, gibt es auch mit normal ausfallenden vorgeburtlichen Untersuchungen keine hundertprozentige Garantie dafür, dass ein Kind gesund auf die Welt kommt.

Erfahrungsgemäss fällt es heute Paaren schwer, auf die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik zu verzichten. Der Druck durch die öffentliche Meinung und die Angst vor einer Diskriminierung bestärken bei vielen werdenden Eltern den Wunsch nach Gewissheit, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist. Aber werdende Eltern haben auch ein „Recht auf Nichtwissen“. Die Angebote der Pränataldiagnostik sind keine Routineuntersuchungen und können ohne grosse Erklärungen abgelehnt werden. Ob man sie in Anspruch nehmen möchte, ist eine persönliche Entscheidung, die sorgfältig abgewogen werden sollte. Wir informieren und unterstützen werdende Eltern umfassend, damit sie die für sie richtige Entscheidung treffen können.

Es gibt Erkrankungen, die eine schnelle Versorgung durch Spezialisten nach der Geburt erfordern. Ein Zentrumsspital wie das USZ bietet die notwendige medizinische Kompetenz und Infrastruktur. Einige Erkrankungen, wie beispielsweise Spina Bifida, können bereits vorgeburtlich behandelt werden, was die Prognose für das Kind verbessert.

Durch vorgeburtliche Untersuchungen können aber auch schwerwiegende Erkrankungen entdeckt werden, die mit dem Leben nicht vereinbar sind oder zu schweren geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen führen. In solchen Fällen muss individuell besprochen werden, welche Handlungsoptionen bestehen.

Wenn Ihr Kind eine nicht überlebensfähige Erkrankung hat, vermeiden Sie mit dem Entscheid eines Abbruchs einen Kaiserschnitt.

Pränataldiagnostik kann ethische und moralische Dilemmata aufwerfen, da sie Eltern vor schwierige Entscheidungen stellt, wenn schwerwiegende Anomalien entdeckt werden. Es besteht das Risiko von Fehlalarmen, die unnötigen Stress und Ängste verursachen können. Zudem sind einige diagnostische Verfahren invasiv und tragen ein gewisses Risiko für Fehlgeburten. Schliesslich kann der Druck auf werdende Eltern, eine Entscheidung über den Fortgang der Schwangerschaft zu treffen, emotional belastend sein.

Während der Ersttrimestertest ganz durch die Krankenkasse gedeckt ist, werden die Kosten für andere Pränataldiagnostiken je nach Voraussetzungen von der Krankenkasse übernommen oder nicht.

Der NIPT wird von der Krankenkasse übernommen, wenn der Ersttrimestertest ein Risiko ausgegeben hat, das höher ist als 1:1000. Dies gilt auch für Zwillingsschwangerschaften.

Bei Amniozentese oder Chorionbiopsie übernimmt die Krankenkasse die Kosten, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind:

  • Die Schwangere ist über 35 Jahre alt beim Zeitpunkt der Geburt
  • NIPT oder Ersttrimester-Test zeigen ein erhöhtes Risiko für Chromosomenstörungen an
  • Es gibt eine familiäre Häufung von genetischen Erkrankungen
  • Es werden kindliche Fehlbildungen im Ultraschall entdeckt

Werdende Eltern können auch ohne Krankenkassen-Deckung invasive Diagnostik in Anspruch nehmen und müssen mit rund CHF 1’500.- rechnen.

Ja, Pränataldiagnostik ist auch bei Mehrlingsschwangerschaften möglich. Allerdings kann sie in diesen Fällen komplexer und anspruchsvoller sein als bei Einlingsschwangerschaften. Die pränatale Betreuung bei Mehrlingsschwangerschaften erfordert oft eine engmaschige Überwachung und Zusammenarbeit von Spezialisten, um die bestmögliche Gesundheit für Mutter und Kinder zu gewährleisten.

Das USZ ist als eines der grössten Perinatalzentren der Schweiz spezialisiert auf die Begleitung von Mehrlingsschwangerschaften und bietet die ganze Palette an Pränataldiagnostik auch für Mehrlinge an.

Verantwortliche Fachpersonen

Nicole Ochsenbein-Kölble, Prof. Dr. med.

Klinikdirektorin, Klinik für Geburtshilfe

Tel. +41 44 255 11 11
Spezialgebiete: Schwerpunkttitel Fetomaternale Medizin, FMH, Schwerpunkttitel Operative Gynäkologie und Geburtshilfe, FMH, Mehrlinge, fetale Chirurgie, Lasertherapie

Tilo Burkhardt, PD Dr. med.

Leitender Arzt, Klinik für Geburtshilfe

Tel. +41 44 255 11 11
Spezialgebiete: Schwerpunkttitel Fetomaternale Medizin, FMH, IUGR, Invasive und nicht-invasive Pränataldiagnostik, DEGUM II

Für werdende Eltern

Bitte wenden Sie sich an die Geburtshilfliche Poliklinik um einen Termin zu vereinbaren.

Tel. +41 44 255 50 42

Für Zuweisende

Universitätsspital Zürich
Klinik für Geburtshilfe
Frauenklinikstrasse 10
8091 Zürich

Tel. +41 44 255 50 42
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