Bei Beckenend- oder Querlage des Kindes wird die äussere Wendung als Alternative zum Kaiserschnitt wieder häufiger angewendet. Auch in der Klinik für Geburtshilfe des Universitätsspitals Zürich wurde das Verfahren in den letzten Jahren erfolgreich etabliert und standardisiert. Inzwischen führt das eingespielte Ärzteteam alle ein bis zwei Wochen eine äussere Wendung durch, wobei die Anzahl weiter zunimmt. «Am USZ können wir auf die langjährige Erfahrung mehrerer Kaderärztinnen zurückgreifen, welche zuvor bereits im Ausland eine grosse Expertise aufbauen konnten», sagt Nina Kimmich, Leitende Ärztin an der Klinik für Geburtshilfe.
Kimmich hat selbst schon zahlreiche äussere Wendungen vorgenommen und begrüsst, dass das Verfahren in der Praxis wieder vermehrt Anwendung findet: «Einerseits lässt sich mit einer erfolgreichen Wendung des Kindes ein Kaiserschnitt und dessen möglichen Folgekomplikationen vermeiden.» Andererseits sei es auch so, dass viele Frauen sich eine natürliche Geburt wünschten, sagt Kimmich. «Mit der äusseren Wendung können wir die Risiken, die bei einer Steissgeburt gegeben sind, umgehen.»
Abklärung in der Kaderarztsprechstunde
Um die werdenden Mütter im Fall einer Beckenend- oder Querlage bestmöglich zu begleiten, bietet die Klinik für Geburtshilfe Vorgespräche in den Kaderarztsprechstunden an. Ideal ist eine Zuweisung in die geburtshilfliche Poliklinik um die 34. Schwangerschaftswoche. «All unsere Kaderärztinnen und -ärzte kennen sich mit diesem Verfahren sehr gut aus und können die Frauen umfassend beraten», sagt Kimmich. Die Ärztin oder der Arzt evaluiert, ob eine äussere Wendung infrage kommt, respektive ob und welche Kontraindikationen gegeben sind. «Wir besprechen mit der Patientin sehr genau, welche möglichen Risiken bestehen und wie die Erfolgschancen auf eine natürliche Geburt mit erfolgreicher äusserer Wendung sind – auch, ob es in ihrem Fall Sinn macht, das Kind zu wenden oder ob ein Kaiserschnitt angebrachter ist», erklärt Kimmich. «Uns ist es wichtig, mit den werdenden Müttern den Ablauf einer äusseren Wendung genau zu besprechen und auf ihre Fragen einzugehen», so Kimmich weiter. Ebenso wird die Möglichkeit einer vaginalen Steisslagengeburt besprochen.
Realistische Erwartungen sind das A und O
Die Erfolgschancen für eine erfolgreiche Wendung bei einer ersten Schwangerschaft liegen bei rund 50 Prozent, bei Zweit- oder Mehrgebärenden beträgt die Erfolgsrate 64 – 80 Prozent. «Auch darüber klären wir die Patientinnen genau auf, denn wir wollen vermeiden, dass sie enttäuscht oder gar frustriert sind, sollte es nicht klappen», betont Kimmich. Und natürlich gebe es auch Ausschlusskriterien: Dazu gehören etwa Mehrlingsschwangerschaften, Nabelschnurumschlingung um den Hals des Kindes, wiederkehrende Blutungen oder wenn eine Vaginalgeburt nicht möglich ist oder nicht aussichtsreich erscheint, zum Beispiel bei fetaler Makrosomie oder Makrozephalie, bei Plazenta oder Vasa praevia, schwerer Präeklampsie oder HELLP-Syndrom oder abnormalem CTG. Zu den relativen Kontraindikationen gehören beispielsweise ein Oligohydramnion, eine adipöse Bauchdecke der Patientin, bei welcher das Kind nicht fassbar ist, Uterusfehlbildungen, ein Uterus myomatosus oder ein St.n. Plazentalösung.
Äussere Wendung ab 36+0 Schwangerschaftswochen
Ist eine äussere Wendung möglich und erfolgsversprechend, wird sie ab 36+0 Schwangerschaftswochen vorgenommen, da dies in der Regel der optimale Zeitpunkt ist. «So riskieren wir keine problematische Frühgeburt, und das Kind hat eine Grösse, bei der es sich noch wenden lässt und in den meisten Fällen nicht mehr zurückdreht», sagt Kimmich.
Auf alle Risiken vorbereitet
Bei einer äusseren Wendung ist das Risiko für Komplikationen sehr gering. Aber um dennoch auf alle potentiellen Komplikationen optimal vorbereitet zu sein, wird die Wendung unter sonografischer Kontrolle der fetalen Herztöne im Gebärsaal vorgenommen und die Patientin gleich vorbereitet wie bei einem Kaiserschnitt. «Auf diese Weise können wir sofort reagieren, falls es nötig werden sollte», sagt Kimmich. Dank regelmässigen Simulationstrainings sei man auf solche Fälle vorbereitet und das Team gut eingespielt, ergänzt sie.
Nach der Wendung bleibt die Patientin zur Kontrolle und Beobachtung eine Nacht im Spital, wobei unter anderem mehrmals eine CTG-Kontrolle sowie sonografische Kontrolle der Kindslage erfolgen. Ist alles normal, kann die Patientin nach Hause und kommt nach ein bis zwei Tagen erneut zur Kontrolle. Danach finden reguläre Schwangerschaftskontrollen beim Zuweisenden oder im Universitätsspital statt. «Ab dem errechneten Entbindungstermin empfehlen wir grosszügig die Einleitung», ergänzt Kimmich.