Darmspiegelung (Koloskopie) – Darmkrebs vorbeugen

Von allen Früherkennungsmassnahmen ist die Darmspiegelung (Koloskopie) diejenige mit dem besten Leistungsausweis. Sie wird aktuell ab 50 Jahren regelmässig empfohlen.

Bei der Darmspiegelung werden der gesamte Dickdarm, die letzten Zentimeter des Dünndarms, der Enddarm sowie der After untersucht. In einer Umfrage an über 10’000 Personen beurteilten drei Viertel die Screening-Koloskopie als «gut – akzeptabel», 23 Prozent fanden sie «etwas unangenehm» oder «unangenehm, aber auszuhalten» und lediglich ein Prozent der Befragten stufte sie als «sehr unangenehm» ein. Im Durchschnitt findet man mit der Darmspiegelung bei 30 von 100 Personen entweder Adenome (Polypen) oder, deutlich seltener, Darmkrebs. Häufig werden die – objektiv betrachtet sehr niedrigen – Komplikationsraten der Koloskopie überschätzt.

Was ist eine Darmspiegelung?

Die Darmspiegelung, auch als Koloskopie bekannt, ist eine hochentwickelte medizinische Untersuchungsmethode, die zur Früherkennung und Diagnose von Darmkrankheiten, wie beispielsweise Darmkrebs, eingesetzt wird. Dabei führt ein Gastroenterologe bei einem sedierten (schlafenden) Patienten ein flexibles Endoskop vorsichtig in den Dickdarm ein, um Gewebeveränderungen, Darmpolypen oder andere Anomalien zu identifizieren und gegebenenfalls auch direkt zu entfernen, bevor sich ein Darmkrebs bilden kann. Diese minimal-invasive Prozedur ermöglicht eine präzise Diagnose und ist ein entscheidender Schritt in der präventiven Gesundheitsversorgung, insbesondere für Personen ab einem bestimmten Alter. Die Krebsliga empfiehlt allen Personen ab 50 Jahren eine Darmspiegelung.

Was sind Darmpolypen?

Darmpolypen sind kleine, primär gutartige Wucherungen, die sich in der Schleimhaut des Dickdarms entwickeln können. Diese Polypen verursachen keine Beschwerden, weshalb Sie mit einer Darmspiegelung aktiv gesucht werden müssen. Obwohl die meisten Darmpolypen harmlos sind, besteht das Risiko, dass einige von ihnen sich im Laufe der Zeit zu bösartigen Tumoren entwickeln können. Aus diesem Grund ist die Früherkennung und Entfernung von Darmpolypen von entscheidender Bedeutung. Unsere hochqualifizierten Gastroenterologen sind darauf spezialisiert, Polypen im Darm zu identifizieren und gegebenenfalls während der Koloskopie sicher zu entfernen. Dieser präventive Ansatz ist ein wichtiger Schutz vor Darmkrebs.

Darmspiegelung Vorbereitung

Was darf ich vor einer Darmspiegelung essen?

Nur wenn die Vorbereitung gut ist, hat der Gastroenterologe freie Sicht im Darm. In den Tagen vor der Darmspiegelung sollten deshalb bestimmte Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, kleine Samen und faserreiche Kost gemieden werden. Diese können die Kanäle des Koloskops sonst verstopfen und versperren die Sicht.

Vor der Darmspiegelung muss der Darm entleert werden. Deshalb trinkt man am Abend vor und am Morgen des Untersuchungstages ein starkes Abführmittel mit viel Flüssigkeit (insgesamt je nach Präparat bis zu vier Liter). Das Abführen in zwei «Portionen» anstatt aufs Mal verbessert die «Sauberkeit» des Darmes. Das Abführmittel schmeckt heutzutage nicht mehr so unangenehm wie früher. Mit etwas Zitronensaft oder Sirup vermischt und gut gekühlt schmeckt es angenehmer.

Weitere hilfreiche Tipps zur Vorbereitung

  • Die Qualität der Koloskopie lässt sich mit guter Vorbereitung massgeblich verbessern. Ziel ist, dass nur noch teefarbene, klare Flüssigkeit aus dem After kommt. Neben den Anweisungen des Arztes gibt es hilfreiche Apps, die an den Tagen vor der Darmspiegelung an die wichtigen Punkte erinnern.
  • Sollten Sie zur Verstopfung neigen oder bereits für eine Verstopfung behandelt werden, teilen Sie uns das gerne mit oder nehmen Sie ihre üblichen Laxantien zusätzlich, um eine gute Darmentleerung zu gewährleiten. Es ist speziell für die den Patienten ärgerlich, wenn infolge schlechter Sicht die Untersuchung wiederholt werden muss.
  • Lassen Sie sich zur Darmspiegelung bringen und wieder abholen. Oder benützen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel. Denn wenn Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingesetzt werden, sind Sie anschliessend nicht fahrtauglich.
  • Wer Blutverdünner nimmt, sollte vorher mit dem Arzt klären, ob (und wann) er diese Medikamente vor der Darmspiegelung absetzen muss. Meist ist das nicht notwendig. Eisenpräparate sollten fünf Tage vorher gestoppt werden.
  • Bevor Ihr Arzt Polypen mit Hochfrequenz-Strom entfernen möchte, ist es wichtig, ihn zu informieren, falls Sie einen Herzschrittmacher, einen Defibrillator oder ein Metallimplantat (zum Beispiel ein künstliches Hüftgelenk) haben.

Wie läuft eine Darmspiegelung ab?

Sie werden bei uns freundlich begrüsst und in Ihre Koje gebracht. Dort sichtet die zuständige MPA oder Pflegefachfrau Ihre Unterlagen, gibt Ihnen spezielle «Koloskopiekleidung» und legt Ihnen eine venöse Leitung, über die Sie später das kurzwirksame Schlafmittel «Propofol» verabreicht bekommen. Anschliessend werden Sie auf eine Liege in den Untersuchungsraum gefahren und dort vom zuständigen Team begrüsst. Auch der Arzt redet mit Ihnen vor der Untersuchung und letzte Fragen werden besprochen und Sicherheitsmerkmale abgefragt. Eine Darmspiegelung wird in 95% der Fälle aus Patientenkomfort schlafend durchgeführt. Auf speziellen Wunsch oder beispielsweise bei sehr hohem Übergewicht oder schwerer Lungenerkrankung, die eine Sedation gefährlich machen kann, wird darauf verzichtet. Sobald Sie schlafen, untersucht der Arzt zuerst den Enddarm mit dem Finger; meist wird mit einem kurzen Proktoskop erst der Enddarm und Analkanal genau beurteilt.

Die eigentliche Darmspiegelung erfolgt mit Hilfe eines Endoskops. Dabei handelt es sich um einen etwa 1,5 Meter langen und rund einen Zentimeter dünnen, biegsamen Schlauch. Dieser enthält auf kleinstem Raum eine Lichtquelle, einen hochmodernen Computer-Chip, der ein Videobild generiert, sowie einen Arbeitskanal für dünne Instrumente (Zangen oder Schlingen). Weiter sind Vorrichtungen am Schlauch angebracht, die ein Spülen des Instruments sowie die Insufflation, aber auch das Absaugen von Gas und Flüssigkeit im Darm ermöglichen. Die Bilder werden auf hochauflösende Monitore übertragen.

Der Arzt führt das Endoskop vom After her in den Enddarm ein und schiebt die Spitze des Geräts behutsam durch den Dickdarm vor, bis er das Endstück des Dünndarms durch die sogenannte Ileozökalklappe erreicht. Es dauert in der Regel 10 bis 15 Minuten, je nachdem, wie stark der Dickdarm gewunden ist, ob Voroperationen den Bauch schwieriger durchgängig machen und ob beispielsweise bei einem sehr schlanken Patienten, der Darm im Bauchraum nachgibt und dadurch schwieriger zu durchqueren ist.

Beim anschliessenden langsamen Zurückziehen des Endoskops inspiziert der Arzt den Darm von innen. Damit sich der Darm besser entfaltet, wird er mit Kohlendioxid etwas aufgeblasen. Kohlendioxid ist besser als Luft, da es gleich vom Blut aufgenommen und dann über die Lungen abgeatmet wird. Dadurch werden unangenehme Blähungen und Schmerzen nach der Spiegelung vermieden.

Bei durchschnittlich drei bis vier von zehn Personen über 50 Jahren findet der Untersucher eines oder mehrere sogenannte Adenome (Polypen). Diese werden in der Regel mit Hilfe einer winzigen Zange, einer Schlinge (mit oder ohne Hochfrequenzstrom) entfernt. Von verdächtig aussehenden Schleimhautstellen kann er Gewebeproben nehmen und mittels hochauflösender Bilder und speziellen Farbfiltern den Darm hervorragend von innen beurteilen.

Wie lange dauert die Darmspiegelung?

Alles in allem dauert die Koloskopie etwa 20 bis 30 Minuten. Nur wenn die Verhältnisse schwierig sind und der Darm stark gewunden ist oder wenn mehrere Polypen entfernt werden müssen, kann die Untersuchung auch 50 oder 60 min dauern. Falls Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingesetzt wurden, wird der Untersuchte rasch wieder wach, ist aber für die nächsten zwölf Stunden entsprechend der gesetzlichen Vorschriften noch nicht fahrtüchtig.

Vor- und Nachteile

Welche Vorteile hat die Darmspiegelung?

Sie ist von allen Untersuchungsmethoden zur Früherkennung von Darmkrebs die zuverlässigste. Wenn dabei nichts Auffälliges gefunden wird, braucht man sich zehn Jahre lang nicht mehr ums das Darmkrebs-Screening zu kümmern.

Welche Nachteile hat die Darmspiegelung?

Die Vorbereitung dafür ist aufwändiger als bei den anderen gängigen Screening-Tests. Inklusive Vor- und Nachbesprechung verliert man etwa 1,4 Arbeitstage. Bei der Untersuchung können Adenome oder auch kleine Tumoren übersehen werden. Dies ist bei guter Vorbereitung jedoch sehr selten. Selten kommt es bei der Untersuchung zu schwerwiegenden Komplikationen.

Welche Komplikationen können bei einer Darmspiegelung auftreten?

Etwa 15 bis 30 Prozent der untersuchten Personen haben nach einer Darmspiegelung kurzzeitig Bauchschmerzen, Blähungen oder Druckgefühl im Bauch, weil der Darm aufgeblasen wurde. Auch ein veränderter Stuhlgang oder wenig Blutverlust kommen gelegentlich vor.

Insgesamt sind aber sowohl die Darmspiegelung als auch das Entnehmen von Gewebe oder Polypen risikoarm. Schwere Komplikationen treten selten auf. Die Angaben dazu schwanken zwischen circa eine auf etwa 320 Personen bis etwa einer von 500 untersuchten Personen. Meist sind davon ältere Personen mit mehr Begleiterkrankungen betroffen.

Wenn Komplikationen auftreten, dann in der Regel im Zusammenhang mit der Entnahme von Polypen. Bei weniger als einem von 100 Untersuchten blutet es nach der Polypen-Entnahme. Solche Blutungen können fast immer sofort endoskopisch gestillt werden. Auch verzögerte Blutungen nach einigen Tagen sind möglich, aber selten.

Bei weniger als einem von 1’000 Untersuchten kommt es bei der Screening-Koloskopie zum Durchbruch der Darmwand, was im schlimmsten Fall eine Operation zur Folge hat. Bei einem gesunden Darm passiert dies sehr selten. Sind der Darmspiegelung Operationen am Darm oder benachbarten Organen vorausgegangen, tritt diese Komplikation bei etwa einer von 300 Personen auf.

Selten beeinträchtigen die Beruhigungs- und Schlafmittel vorübergehend das Herz oder die Atmung.

Was kostet eine Darmspiegelung?

Die Grundversicherung bezahlt bei Personen zwischen 50 und 69 Jahren alle zehn Jahre eine Screening-Darmspiegelung. Ist eine diagnostische Darmspiegelung notwendig, um Beschwerden abzuklären, bezahlt immer die Grundversicherung die Untersuchung, abzüglich Franchise und Selbstbehalt. Die diagnostische Darmspiegelung ist etwas teurer als die Vorsorge-Koloskopie.

In welchen Abständen sollte die Darmspiegelung wiederholt werden?

Wird beim Screening nichts Auffälliges gefunden oder maximal zwei kleine, harmlose Polypen, genügt es in der Regel, die Koloskopie nach zehn Jahren zu wiederholen.

Besteht hingegen ein erhöhtes familiäres Risiko oder werden grössere oder fortgeschrittenere Polypen gefunden, sollte man sie früher wiederholen. Meist genügen dafür Zeitabstände von drei bis fünf Jahren. Im Einzelfall weiss der Gastroenterologe, wie am besten vorzugehen ist.

Falls im Intervall zwischen zwei Screening-Koloskopien Beschwerden auftreten, die Darmkrebs-verdächtig sind, kann es sinnvoll sein, die Koloskopie vor zu ziehen. Sogenannte «Intervall-Karzinome» sind selten, aber nicht ausgeschlossen, weil (insbesondere kleine) Adenome bei der Darmspiegelung übersehen werden können.

Für Patientinnen und Patienten

Sie können sich als Patientin oder Patient nicht direkt zu einer Konsultation anmelden. Bitte lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen.

Für Zuweisende

Weisen Sie Ihre Patientin oder Ihren Patienten einfach online zu.

 

Universitätsspital Zürich
Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
Rämistrasse 100
8091 Zürich

Tel. +41 44 255 85 48
Online zuweisen

Verwandte Krankheiten