Medikamente bei Colitis ulcerosa
Medikamente, welche die Entzündungen dämpfen und eindämmen, sind ein wichtiger Pfeiler in der Behandlung der Colitis ulcerosa. Folgende entzündungshemmende Medikamente kommen bei einem akuten Schub beispielsweise zum Einsatz:
- Aminosalicylate: Wirkstoffe aus dieser Gruppe dämpfen die Entzündung im Darm. Ärztinnen und Ärzte setzen vor allem den Wirkstoff Mesalazin ein. Das Medikament eignet sich auch zur längerfristigen Behandlung. Mesalazin beugt neuen Schüben vor oder verringert deren Häufigkeit. Die Arzneien gibt es in verschiedenen Darreichungsformen: als Tabletten, Zäpfchen oder Schaum und Einlauf für den Enddarm, falls sich die Entzündungen dort befinden. Mögliche Nebenwirkungen sind z.B. Kopfschmerzen. Mesalazin wird aber im Allgemeinen sehr gut vertragen und hat wenig Nebenwirkungen. Es hemmt das Immunsystem nicht
- Probiotika: Diese enthalten gesundheitsfördernde Bakterien und können eine Alternative zu Mesalazin sein – etwa, wenn Sie den Wirkstoff nicht vertragen. Die Bakterien können einem weiteren Schub vorbeugen. Empfohlen sind Probiotika, die E. coli Bakterien vom Stamm Nissle 1917 enthalten.
- Kortikosteroide („Kortison“): Sie gehören zu den Immunsuppressiva, die das Immunsystem unterdrücken. Ärztinnen und Ärzte setzen sie beim akuten Schub ein, wenn Aminosalicylate wie Mesalazin keinen ausreichenden Erfolg gezeigt haben. Zur dauerhaften Therapie eignen sich kortisonhaltige Arzneien bei Colitis ulcerosa jedoch wegen der Nebenwirkungen nicht. Ein häufig eingesetzter Wirkstoff ist Prednisolon in Form von Tabletten. In höheren Dosierungen lässt sich Kortison auch als Infusion verabreichen. Kortison kann zu Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Akne und einer Erhöhung des Blutzuckers führen. Längerfristig gegeben bewirkt es auch einen Knochenschwund («Osteoporose»). Die dauerhafte Gabe von mehr als 10 mg über zwei Monate hinaus sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
- Budenosid ist ein Kortison-artiges Medikament, das nur im Darm wirkt, weil es sehr rasch von der Leber abgebaut wird. Es hat daher – trotz vergleichbarer Wirkung mit dem normalen Kortison – deutlich weniger Nebenwirkungen. Das Medikament gibt es als Tabletten, Einlauf, Schaum oder Zäpfchen – es wirkt direkt am Ort der Entzündung.
- Immunsuppressiva von «Thiopurin-Typ»: Sie kommen zum Einsatz, wenn Mesalazin und Kortison keine ausreichende Wirkung entfacht haben. Beispiele für diese Wirkstoffe sind Azathioprin und 6-Mercaptopurin. Diese Immunsuppressiva eignen sich bei der Colitis ulcerosa nicht zur Behandlung eines akuten Schubs, wohl aber zur Erhaltung der Beschwerdefreiheit, also zur langfristigen Therapie. Bis die Medikamente wirken, dauert es jedoch einige Monate. Sie müssen also ein wenig Geduld mitbringen. Mögliche Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Leber- und Bauchspeicheldrüsenentzündung.
- Bei sehr schweren Schüben einer Colitis ulcerosa sind die Wirkstoffe Ciclosporin, Methotrexat und Tacrolimus manchmal eine Möglichkeit. Bis sie Wirkung zeigen, dauert es ebenfalls einige Monate.
- Antikörper (Biologika, engl. Biologicals): Diese Medikamente greifen in den Entzündungsstoffwechsel ein und beeinflussen das Immunsystem. Wirkstoffe zur Behandlung der Colitis ulcerosa sind beispielsweise (in der Reihenfolge ihrer Zulassung)Infliximab, Adalimumab oder Golimumab, Vedolizumab und Ustekinumab. Die Medikamente gibt es als Injektion oder Infusion. Sie blockieren entweder Entzündungsbotenstoffe oder verhindern, wie Vedolizumab, dass Entzündungszellen in den Darm einwandern. Die Zeit bis zum Wirkungseintritt ist für die Biologika unterschiedlich. Am schnellsten wirkt Infliximab. Am langsamsten wirkt Vedolizumab. Dafür wirkt aber Vedolizumab nur im Darm und kann die Immunfunktionen in anderen Organen nicht abschwächen.
Folgendes ist zu beachten: Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen, erhöhen die Infektanfälligkeit. Bakterien, Viren oder Pilze könne daher leichter Infektionen auslösen. Vor allem für Senioren oder bei anderen Grunderkrankungen kann diese verstärkte Anfälligkeit für Infektionen ein Problem sein. Besprechen Sie die Vorteile und Risiken aller Medikamente immer ausführlich mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.