Behandlung hängt von der Ursache ab
Welche Therapie sie wählen, hängt immer entscheidend von der Ursache ab. Geschieht dies nicht, hilft auch die beste Wundversorgung und Wundpflege nichts – das Ulcus cruris schliesst sich nicht oder kehrt schnell wieder. Es gilt also, nicht nur die Wunde richtig zu behandeln, sondern auch die Ursache zu finden und zu therapieren.
Die Behandlung kann langwierig sein und mehrere Monate dauern – Behandlungsteams und Betroffene brauchen also viel Geduld und einige Ausdauer.
Gutes Wundmanagement beim offenen Bein
Die leicht feuchte Wundbehandlung eignet sich für chronische Wunden besser, als eine zu trockene Behandlung. Dieser Grundsatz gilt allerdings nur solange, als keine schweren Entzündungen und keine relevanten bakteriellen Beläge vorhanden sind.
Wichtige Bausteine der Wundbehandlung und des Wundmanagements sind:
- Wundreinigung: Wichtig ist eine gute Pflege der Wunde durch regelmässigen Verbandswechsel und eine fachgerechte Reinigung – dies geschieht mittels einer Nassphase mit feuchten Kompressen, welche den Biofilm spontan oder unter leichtem Abrieb aufnehmen.
- Wundtoilette: Das Behandlungsteam entfernt bei der Wundbehandlung abgestorbenes und entzündetes Gewebe. Dabei ist die Schmerzbekämpfung ein zentrales Anliegen.
- Wundauflagen: Ein weites Spektrum von Wundauflagen und -produkten steht zur Verfügung, um die Wunde leicht feucht zu halten und hygienisch zu schützen.
Behandlung des venösen Ulkus (Ulcus cruris venosum)
Ist eine chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) die Ursache des offenen Beins, kommen folgende Therapien in Frage:
- Kompressionstherapie: Die Kompressionsbehandlung mit Bandagen oder Kompressionsstrümpfen ist für die Behandlung chronischer Venenkrankheiten zentral. Sie bekämpft die Schwellneigung und Überwässerung des geschädigten Hautgewebes und unterstützt den venösen Rücktransport des Bluts von den Beinen aufwärts in Richtung Herz. Dadurch bessert sich die Sauerstoffversorgung in der heilenden Wunde.
- Krampfadern (Varizen) bilden bei jedem zweiten venösen Ulkus die Hauptursache. Sie können – meistens ambulant und in örtlicher Betäubung – mittels eines Katheters von innen verschlossen werden, oder mittels der Schaumsklerotherapie verödet werden. In einigen Situationen ist es besser, die Krampfadern nach der „klassischen“ chirurgischen Methode zu entfernen.
Behandlung des arteriellen Ulkus (Ulcus cruris arteriosum)
Arterielle Beingeschwüre sind die Folge schwerer Durchblutungsstörungen. Die Engpässe im Gefäss lassen sich zum Beispiel durch folgende Therapien beheben:
- Ballondilatation: Über die Leistenarterie schiebt das Behandlungsteam einen Katheter mit einem kleinen Ballon in das betroffene Gefäss vor. Der Ballon wird aufgepumpt, entfaltet sich und dehnt das verengte Gefäss auf. So kann das Blut wieder ungehindert durch das Gefäss fliessen. Manchmal implantieren sie zusätzlich eine Gefässstütze (Stent), um das Gefäss offenzuhalten.
- Bypass-Operation: Wenn arterielle Engnisse auf längerer Strecke mit dem Ballonkatheter nicht passierbar sind, können sie oft gefässchirurgisch mit einem Venenstück oder mit einem künstlichen Blutgefäss umgangen werden.
Hauttransplantation
Die Eigenhauttransplantation wird häufig zur Behandlung besonders schwer heilender chronischer Wunden verwendet. Oft kann der technisch relativ einfache Eingriff in örtlicher Betäubung vorgenommen werden, und ist so auch für betagte Patientinnen und Patienten nicht belastend. Dabei kommen unterschiedliche chirurgische Techniken zum Zug. Bei geeigneter Behandlung heilt das Spenderareal, das meistens am gleichseitigen Oberschenkel ausgewählt wird, innert ein bis zwei Wochen problemlos und spontan ab. Neuerdings stehen auch immer mehr Hautäquivalente – Membranen unterschiedlicher biologischer Herkunft – zur Wunddeckung zur Verfügung.