Je nach Zeitpunkt der Diagnose und Ausdehnung des Tumors sowie patientenspezifischer Faktoren wie Alter und Vorerkrankungen werden Prostatatumore mittels Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie oder Hormontherapie behandelt. Manchmal ist auch eine Kombination dieser Behandlungen notwendig. Beim lokal begrenzen Prostatakarzinom sind die Operation sowie die Bestrahlung die beiden Leitlinien-gerechten kurativen Therapieoptionen.
Aktives Beobachten
Bei Patienten, deren Prostatakarzinom klein ist, sehr langsam wächst, einen niedrigen histologischen Differenzierungsgrad der Krebszellen (Gleason Score) hat und keine Beschwerden verursacht, wird der Tumor häufig nur regelmässig überwacht. Das heisst, der Patient kommt zu engmaschigen Kontrolluntersuchungen in die Klinik, wo der PSA-Wert beobachtet wird und regelmässig bildgebende Diagnostik (Ultraschall, Magnetresonanztomographie) und Gewebeentnahmen aus der Prostata (Kontrollbiospien) durchgeführt werden. Eine spezifische Behandlung erfolgt nicht. Diese aktive Überwachung wird „active surveillance“ (beobachten und abwarten) genannt.
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Operation
Bei der sogenannten Prostatektomie wird die gesamte Vorsteherdrüse operativ entfernt. Hierfür gibt es verschiedene Operationstechniken, darunter auch die Operation mit dem Roboter, welche am USZ standardmässig eingesetzt wird. Wir verwenden hierfür die neuestes Da Vinci-Technologie als Operationssystem. Hierbei erfolgt die Operation endoskopisch, das heisst minimal-invasiv durch mehrere kleine Schnitte und mit Hilfe von dünnen Spezialinstrumenten. Soweit es möglich ist, kann «nervenschonend» operiert werden, um Nebenwirkungen wie Impotenz und Inkontinenz zu reduzieren.
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Bestrahlung
Die Radio-Onkologie verwendet hoch-energetische Röntgenstrahlen, die im Inneren des Körpers in der Prostata und im Prostatakrebs gebündelt werden und diesen gezielt abtöten. Die Bestrahlung erfolgt „von aussen“ durch sogenannte Linearbeschleuniger, benötigt keine Operation oder Narkose und kann als ambulante Therapie in den beruflichen und privaten Alltag integriert werden. Am USZ verwenden wir eine in der Schweiz einmalige vollständig MRI-gesteuerte hoch-präzise Form der Strahlentherapie: die meisten Patienten können daher mit nur noch 5 ambulanten Therapiesitzungen behandelt werden. Mit dieser stereotaktischen Technik ist bei einem Prostatakrebs der mittleren Risikogruppe in >95% der Patienten eine Heilung möglich und gleichzeitig bleiben >90% aller Patienten ohne relevante Nebenwirkungen. Bei agressivem Prostatakarzinom werden durch die Kombination aus Bestrahlung und moderner Antihormontherapie das beste Überlebensdaten erreicht. Auch bei metastasiertem Krebs kann eine Bestrahlung das Überleben verlängern oder können Beschwerden durch den Krebs verhindert oder gelindert werden.
Prostatakrebs Radiotherapie
Hoch intensiver fokussierter Ultraschall (HIFU)
Mit dieser fokalen Therapie wird der Tumor gezielt und schonend zerstört, ohne das umliegende Gewebe zu beeinträchtigen. Die Prostata bleibt als funktionierendes Organ erhalten. Bei der HIFU-Behandlung erhitzen Ultraschallwellen das Tumorgewebe bis auf 90 Grad Celsius und „verkochen“ die Krebszellen in der Prostata. Die Ultraschallwellen werden dabei sehr präzise an einem Ort gebündelt (fokussiert) und zerstören den Tumorherd millimetergenau. Dieses Verfahren kann bei lokal begrenztem mittelaggressivem Prostatakrebs eingesetzt werden. Die HIFU ist im Vergleich besonders schonendend und hat ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen wie ungewollten Harnverlust (Inkontinenz) oder Erektionsstörungen (Impotenz).
HIFU-Therapie bei Prostatakrebs
Hormontherapie
Fachlich richtig sind die Bezeichnungen Antihormontherapie, Hormonentzugstherapie oder Hormonentzugsbehandlung. Um wachsen zu können, benötigen Prostatakrebszellen männliche Geschlechtshormone, sogenannte Androgene wie z.B. Testosteron. Die Hormonentzugstherapie versucht medikamentös den Zellen diese Hormone zu entziehen und so das Voranschreiten des Krebses zu stoppen. Wichtig hierbei ist: Mit einer alleinigen Hormonentzugstherapie lässt sich das Tumorwachstum bei Prostatakrebs oftmals über Jahre bremsen, eine Heilung ist aber nicht möglich.
Für die Antihormontherapie stehen verschiedene Medikamente mit unterschiedlichen Wirkungsansätzen zur Verfügung und werden als Spritzen oder in Tablettenform verwendet. Es gibt Medikamente, die den Testosteron-Spiegel im Blut senken. Andere Medikamente verhindern die wachstumsfördernde Wirkung des Testosterons auf die Zellen; sie beeinflussen aber nicht die Testosteron-Konzentration im Blut.
Da Testosteron im Hoden gebildet wird, kann man auch durch eine operative Entfernung der Hoden (Orchiektomie) die Hormonkonzentration senken. Dieser Eingriff ist aber im Gegensatz zur regelmässigen Medikamenteneinnahme nicht mehr rückgängig zu machen.
Chemotherapie
Wie bei anderen Krebsarten auch, soll die Chemotherapie (Zytostatika) bei Prostatatumoren bewirken, dass die Zytostatika die Zellteilung der Krebszellen verhindern. So kann das Wachstum des Prostatakarzinoms verlangsamt werden oder zum Stillstand kommen. Die Chemotherapie wird im metastasierten Stadium zusätzlich zu der Antihormontherapie gegeben. Es sind die Medikamente Docetaxel und Cabazitaxel, die verabreicht werden können.
PARP-Inhibitoren
Bei manchen Patienten besitzen die Tumorzellen eine bestimmte Veränderung in den Genen, die sogenannte BRCA-Mutation. Patienten mit metastasierter Erkrankung, die diese Veränderung aufweisen, können die gezielte Therapie mit sog. PARP-Inhibitoren bekommen (Medikament Olaparib).
Lutetium-PSMA-Liganden-Therapie
Dies ist eine Behandlungsform bei Patienten mit einem metastasierten Tumor. Hierbei wird eine radioaktive Substanz gespritzt, die über einen Trägerstoff zur Tumorzelle transportiert wird und so die Tumorzelle gezielt abtötet.
Krebszellen, die von der Prostata ausgehen, tragen in der Regel auf der Zelloberfläche das Prostata-spezifische Membran-Antigen (PSMA). PSMA ist in geringen Mengen auf der Oberfläche gesunder Prostatazellen vorhanden, sehr viel mehr aber auf den Krebszellen. Das PSMA dient wie ein Magnet als Andockstelle für den Trägerstoff, welcher die radioaktive Therapiesubstanz (Lutetium-177) transportiert. Die Therapiesubstanz wandert über die Blutbahn direkt zum Tumorgewebe und führt zu einer gezielten Bestrahlung der bösartigen Zellen.