Gynäkologie
Operationen an der Brust
Operative Eingriffe an der Brust werden in aller Regel in Allgemeinanästhesie durchgeführt. Die spezielle Lagerung und sterile Abdeckung für ein optimales Operationsergebnis machen eine Intubationsnarkose notwendig. Ein spezielles Augenmerk gilt in der postoperativen Phase (erste Stunden direkt nach der Operation) der Schmerztherapie und Verhinderung und Behandlung von Übelkeit und Erbrechen. Dies geschieht wie bei allen andern gynäkologischen Operationen im Aufwachraum durch speziell geschultes Pflegefachpersonal.
Operationen an den weiblichen Geschlechtsorganen
Für Operationen an den weiblichen Geschlechtsorganen sind drei operative Zugangswege zu unterscheiden:
- Vaginale Operation (Operation von der Scheide her)
- Laparoskopische Operation (Schlüsselloch-Technik)
- Laparotomien (Bauchschnitt)
Je nach operativem Vorgehen sind daher auch unterschiedliche Anästhesieverfahren möglich.
Vaginale Operationen können problemlos in Allgemeinanästhesie durchgeführt werden. Allerdings eignet sich in ausgewählten Fällen auch die sogenannte Spinal- oder Epiduralanästhesien. Dieses Verfahren ist vergleichbar mit der Spinalanästhesie für einen Kaiserschnitt. Die Patientinnen sind dabei wach und können auf Wunsch Musik hören oder bekommen auf Wunsch ein leichtes Schlafmittel und können dann während des Eingriffs etwas schlummern. Bei manchen Operationen (Beispiel: das Einlegen eines Inkontinenzbandes) wird eine Lokalanästhesie durch die Chirurgin oder den Chirurgen mit gleichzeitiger intravenöser Zufuhr eines sehr starken Schmerzmittels (= Analgosedation) kombiniert. Dabei bleiben die Patientinnen während der Operation wach sind aber schmerzfrei.
Viele gynäkologische Operationen können laparoskopisch (sogenannt minimal-invasiv) durchgeführt werden. In diesen Fällen ist eine Allgemeinanästhesie unumgänglich, weil bei der laparoskopischen Technik der Bauch mit Gas gefüllt und die schlafende Patientin in eine steile Kopftieflagerung gebracht werden muss, was eine künstliche Beatmung nötig macht.
Für grosse Laparotomien (Bauchoperationen mit grossem Bauchschnitt) werden Allgemeinanästhesie und Rückenanästhesie meistens kombiniert angewendet. Dabei wird vor der Narkoseeinleitung eine Epiduralanästhesie angelegt, die nach der Operation weitergeführt wird und weitgehend Schmerzfreiheit garantiert.
Über sämtliche möglichen Anästhesietechniken und deren Vor- und Nachteile werden die Patientinnen im sog. Prämedikationsgespräch aufgeklärt. Qualifiziertes Fachpersonal mit langjähriger Erfahrung ist für die Durchführung der entsprechenden Anästhesieleistungen zuständig. In der postoperativen Phase werden die Patientinnen im Aufwachraum durch kompetente Pflegefachpersonen betreut.
Geburtshilfe
Geburtshilfliche Schmerztherapie
Neben den unterschiedlichsten Möglichkeiten (Massagen, Akkupunktur, Lachgas) zur Linderung des Geburtsschmerzes bietet sich heute die weitverbreitete Form der rückenmarksnahen Schmerztherapie, die sogenannte Epiduralanästhesie (auch Periduralanästhesie genannt) an. Das Verfahren ist bereits seit über 100 Jahren bekannt und international weit verbreitet.
Die dazu notwendige anästhesiologische Präsenz (Anästhesiearztärztin oder Anästhesiearzt und speziell geschultes Pflegefachpersonal) ist für die Gebärabteilung rund um die Uhr sichergestellt.
Vor dem Eingriff klärt die Anästhesiearztärztin oder der Anästhesiearzt im Gespräch mit der Gebärenden ab, ob eine Epiduralanästhesie in Frage kommt oder ob eine Situation vorliegt, die gegen dieses Verfahren spricht (eine Kontraindikation). Gleichzeitig wird über mögliche Risiken und Komplikationen einer Epiduralanästhesie aufgeklärt (s. unten).
Zur Geburtserleichterung bzw. Linderung der Geburtsschmerzen wird bei uns standardmässig die Kombination von Spinal- und Epiduralanästhesie (= CSEA) angewendet. Bei dieser Methode wird die Schmerzleitung, die über Nervenbahnen von der Gebärmutter zum Rückenmark verläuft, durch eine medikamentöse Blockade der Schmerzfasern im Bereich der Lendenwirbelsäule unterdrückt oder stark gedämpft. Dabei wird das Bewusstsein der Gebärenden nicht beeinträchtigt.
Bei uns wird in der Regel eine sog. «Walking Epidural» durchgeführt mit dem Ziel, dass eine Schwächung der Beinmuskulatur nur minim oder im Idealfall gar nicht eintritt und die Gebärende dadurch mobil bleibt. Gleichzeitig soll das Pressen während der eigentlichen Geburt möglich sein. Dies wird erreicht durch die Kombination eines niedrig konzentrierten Medikaments zur örtlichen Betäubung (= Lokalanästhetikum) kombiniert mit einem Opiatzusatz. Diese Art der Schmerzlinderung (Analgesie) ist auch nebenwirkungsarm. Seit Beginn des Jahres 2020 kommt bei uns ein innovativer Modus, das PIEB Schema, zum Einsatz. Bei diesem wird intermittierend, das heisst mit Pausen, das Lokalanästhetikum als Bolus zugeführt. Hierdurch ist es gelungen, die Menge an benötigtem Lokalanästhetikum zu reduzieren und gleichzeitig die Wirkung der Epiduralanästhesie zu verbessern.
Anlegen der rückenmarksnahen Schmerztherapie
Ein feiner Kunststoffschlauch (=Katheter) wird nach Desinfektion und lokaler Betäubung der Haut im Bereich der Lendenwirbelsäule über eine Hohlnadel in den sogenannten Epiduralraum eingeführt. Nach Entfernung der Hohlnadel wird der Katheter auf der Haut fixiert. Danach wird eine Pumpe angeschlossen, welche die Zufuhr des Schmerzmittel- Gemisches steuert. Das Gerät kann bei Bedarf von der Patientin selber bedient werden (sog. PCA = patient controlled analgesia) Die schmerzlindernde Wirkung tritt im Allgemeinen innert 10 – 15 min ein. Durch die kontinuierliche Zufuhr der Medikamente kann die Wirkung so lange aufrechterhalten werden wie nötig.
Sollte im späteren Verlauf der Geburt trotzdem ein Kaiserschnitt notwendig werden, so kann die Anästhesieärztin oder der Anästhesiearzt bei bereits liegendem Epiduralkatheter durch zusätzliche Gabe von zusätzlichem Lokalanästhetika die Wirkung soweit steigern, dass diese für den Kaiserschnitt optimal ist.
Mögliche Nebenwirkungen der rückenmarksnahen Schmerztherapie
Leichtere und medikamentös rasch behebbare Nebenwirkungen sind u.a. Blutdruckabfall (ev. verbunden mit Übelkeit) und Verlangsamung der Herzfrequenz. Blasenentleerungsstörungen kommen gelegentlich vor und können eine einmalige Katheterisierung der Blase durch die Hebamme notwendig machen. Bei laufender EDA über viele Stunden kann es durch die betäubenden Medikamente vereinzelt zu einer vorübergehenden Beinschwäche kommen.
Schwere Nebenwirkungen und Komplikationen sind äusserst selten. So sind z.B. bleibende Nervenschäden (im Sinne von Gefühlsstörungen oder sogar Lähmungen) theoretisch zwar möglich, bei einer guten Blutgerinnung und korrekter Durchführung des Verfahrens aber extrem selten.
Rückenschmerzen kommen generell nach einer Geburt relativ oft vor, sind aber nach einer Epiduralanästhesie weder häufiger noch seltener als ohne.
Eine unangenehme Komplikation, mit einer Häufigkeit von unter 1%, ist die Verletzung der harten Hirnhaut mit der Epiduralkanüle, sodass es nach der Geburt zu vorübergehenden lageabhängigen Kopfschmerzen im Stehen und Sitzen kommen kann. Diese können in der Regel gut therapiert werden.
Für das Kind ist eine Epiduralanästhesie bei der Mutter nach heutigem Erkenntnisstand völlig unbedenklich.
Kaiserschnitt (Sectio caesarea)
Der Kaiserschnitt ist der häufigste operative Eingriff in der Geburtshilfe. Als Anästhesieverfahren wird bei einer normalen Blutgerinnung in den meisten Fällen die Spinalanästhesie gewählt, bei der ein Lokalanästhetikum im Bereich der Lenden- Wirbelsäule durch eine sehr dünne Kanüle direkt an die Nervenwurzeln gespritzt wird. Dadurch kommt es zu einer sehr schnell einsetzenden und intensiven Anästhesie mit vollständiger Unterdrückung der Schmerzleitung und vorübergehender Ausschaltung der Beinmotorik (=Bewegungsfähigkeit).
Vorteil der Spinalanästhesie: technisch relativ einfach, sehr zuverlässig in der Wirkung und für die Hochschwangere bezüglich möglicher Komplikationen sicherer als die Allgemeinanästhesie.
Bei beeinträchtigter Blutgerinnung, in Notfallsituationen oder falls die werdende Mutter eine Regionalanästhesie absolut ablehnt, kann alternativ auch eine Allgemeinanästhesie durchgeführt werden. Dabei muss die Patientin zur Beatmung während der Narkose und vor allem zum Schutz vor einer Aspiration (Einfliessen von Magensaft in die Lunge) zwingend intubiert werden.