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Zuletzt aktualisiert am 23. November 2023 Erstmals publiziert am 09. Februar 2023

Vor vier Jahren gründete Christian Greis, Oberarzt der Dermatologischen Klinik, die Firma derma2go. Immer mehr Patientinnen und Patienten schätzen das Angebot. Wo sieht er die Grenzen der Telemedizin in der Dermatologie?

Wie kamen Sie auf die Idee der Teledermatologie?

Mir fiel auf, dass es trotz aller technischen Fortschritte der letzten Jahre noch verhältnismässig wenige Bestrebungen in Richtung Telemedizin im Allgemeinen und Dermatologie im Speziellen gab. Dies wollte ich ändern. Ich gründete deshalb 2018 in Zürich die Firma derma2go und baute mit meinem Team den ersten Prototyp. derma2go beschäftigt inzwischen zehn Mitarbeitende und ist in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland aktiv. Wir arbeiten mit verschiedenen Spitälern zusammen – auch mit dem USZ.

Was ist das Ziel der Telemedizin?

Wir möchten den Patientinnen und Patienten ein möglichst niederschwelliges Online-Angebot einer Diagnosestellung bieten. Damit sparen sie sich die Wartezeit auf einen Termin, die schnell einmal Wochen dauern kann, ebenso wie die Anfahrts- und Wartezeit im Spital oder beim Hausarzt. Und was man nicht vergessen darf: Menschen gehen ungern in ein Spital. Sie zeigen nicht gerne öffentlich, dass sie gesundheitliche Probleme haben.

In wie vielen Fällen ist es mit der Teledermatologie möglich, eine Diagnose zu stellen?

Wir können in 85 Prozent der eingeschickten Fälle eine Diagnose stellen. Oftmals handelt es sich um Ekzeme wie Neurodermitis, in einem grossen Teil der Fälle im Gesicht. Bei Muttermalen hingegen sind uns oft Grenzen gesetzt. Ist eine Diagnose nicht möglich, schicken wir den Betroffenen ein Aufgebot für einen Termin, wir lassen sie selbstverständlich nicht mit ihrem Problem allein.

Wo sehen Sie noch Potenzial für Telemedizin?

In der Zukunft sehe ich beispielsweise einen Ausbau der Telemedizin im Bereich der Allergologie, denn auch diese Symptome können bildlich festgehalten werden. Weiter sind Projekte möglich, um Menschen ohne die Möglichkeit einer physischen Konsultation dennoch medizinische Diagnosen stellen zu können. Zum Beispiel in einem Gefängnis: Es gibt zwar ärztliches Personal, das aber nicht in allen Bereichen spezialisiert ist. Mit einem niederschwelligen Angebot könnten wir sie unterstützen.

Wird die Telemedizin die klassische Konsultation bei einer Ärztin ganz ersetzen können?

Nein, das glaube ich nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass in Zukunft viel mehr Erstkonsultationen, auch in anderen Bereichen der Medizin, online durchgeführt werden. So könnte ein hybrides Modell entstehen, bei dem viele Kontakte zuerst online abgewickelt werden, integriert in den Alltag der Patientinnen und Patienten. Alle Diagnosen werden aber nie online gestellt werden können, oftmals ist eine physische Konsultation unerlässlich.

Wie viele Konsultationen werden in Zukunft online durchgeführt?

Ich sage 20 bis 50 Prozent.

Zuständie Fachperson

Christian Greis, MBA, Dr. med.

Oberarzt, Dermatologische Klinik

Tel. +41 44 255 11 11
Spezialgebiete: Dermatochirurgie, Allgemeine Dermatologie, Telemedizin

Verantwortlicher Fachbereich