Patient läuft an Hilfe mit Pflegefachfrau im Spitalkorridor

Story

Die Kraft der Bewegung

Bewegung ist weit mehr als nur ein Weg, fit zu bleiben – sie ist auch Medizin. Studien belegen, dass Bewegung und gezieltes Training eine ebenso wirksame Therapieform sein können wie Medikamente oder Psychotherapie.

Initiative «Hospital in Motion»

«Allein die Tatsache, dass sich erkrankte Personen im Spital in die Rolle des Patienten oder der Patientin begeben, bewirkt, dass sie weniger aktiv sind», sagt Christine Meier Zürcher, Bereichsleiterin Physiotherapie Ergotherapie am USZ. Ein Spitalaufenthalt hat häufig Auswirkungen auf die Mobilität von Patienten, auch bei jenen ohne zwingende Mobilitätseinschränkungen. Das USZ unterstützt deshalb die Initiative «Hospital in Motion», mit der seit einigen Jahren zahlreiche Massnahmen umgesetzt werden, um die körperliche Aktivität von Patienten im Spital zu steigern. Vor allem chronisch kranke oder ältere Patientinnen sollen dadurch befähigt werden, aktiv zu bleiben, selbst wenn sie im Spital liegen. Bei einigen reicht dafür eine Anleitung zur Bewegung, andere hingegen benötigen Unterstützung durch Fachpersonen. Aber für alle ist Bewegung essenziell.

Ein integraler Bestandteil der Therapie

Im USZ ist Bewegung ein wichtiger Bestandteil der Patientenversorgung. «Wir wissen, dass die Förderung der Mobilität einen enormen Einfluss auf den Heilungsprozess hat. Gerade deshalb ist es wichtig, dass auch schwerbetroffene Patienten die nötige Unterstützung erhalten», erklärt Sandrine Bärtschi, Fachverantwortliche der Physiotherapie Ergotherapie am USZ.

Für sehr kranke Menschen, die auf der Intensivstation liegen, kann es enorm hilfreich sein, wenn sie sich beispielsweise selbst in eine bequemere Position bringen können. Oder wenn eine Patientin erkennt, wie wichtig es ist, aufrecht im Bett sitzend wieder schlucken und damit selbst essen zu können. Fachpersonen der Physiotherapie und Ergotherapie befähigen diese Patienten durch gezielte Bewegungen und Training wichtiger Funktionen, bestimmte Dinge wieder tun zu können. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten werden die Patienten mit individuellen Therapien auf ihrem Weg zu möglichst grosser Mobilität und Selbstständigkeit unterstützt.

Nebst den Einzeltherapien bietet das USZ auch spezialisierte Gruppenprogramme an, zum Beispiel für Schmerzpatienten, Osteoporose-Patientinnen oder im Bereich der Onkologie. «Mit onkologischen Patientinnen hat man vor zehn Jahren noch keine spezifischen Bewegungs- oder Fitnesstrainings gemacht. Heute weiss man, dass gezielte Aktivität Menschen mit Krebsdiagnosen dabei unterstützt, die Belastungen während der onkologischen Behandlungen besser zu bewältigen und die körperliche Leistungs- und Funktionsfähigkeit möglichst zu erhalten bzw. wieder zu erhöhen», erklärt Christine Meier Zürcher.

Bewegung als Schlüssel zur Infektionsprävention

Doch Bewegung kann noch mehr: Sie kann auch zur Infektionsprävention beitragen. Und Mobilisation ist eine der Präventionsmaßnahmen gegen spitalerworbene Pneumonien. Aline Wolfensberger, Oberärztin meV in der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene, weiss, wie schwer die Auswirkungen von healthcareassoziierten Infektionen (HAI) sein können. «In der Schweiz leiden etwa fünf bis sechs Prozent der Patienten an einer im Spital erworbenen Infektion, etwa die Hälfte davon wäre vermeidbar», sagt sie.

Ein interdisziplinärer Ansatz für eine gesündere Zukunft

Die Ergebnisse verschiedener Studien und Projekte sowie die Erfahrungen am USZ zeigen deutlich: Bewegung ist mehr als nur eine Ergänzung zur Therapie – sie ist ein wesentlicher Bestandteil moderner Gesundheitsversorgung. Doch der Weg dorthin erfordert ein Umdenken. Physiotherapie im Spital heisst nicht einfach «Gehtraining». Die Bedeutung der Bewegung beginnt bereits im akuten Setting, zum Beispiel auf einer Intensivstation. «Wir alle – Ärztinnen, Therapeuten, Pflegefachpersonen, Patienten und Angehörige – müssen Bewegung als festen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge sehen und entsprechend handeln», sagt Christine Meier Zürcher. Denn eines ist klar: Bewegung ist auch Medizin.

Verantwortliche Fachpersonen

Christine Meier Zürcher

Bereichsleiterin Physio-Ergotherapie, Physiotherapie Ergotherapie

Tel. +41 44 255 30 48
Spezialgebiete: Leadership, Change Management, eHealth

Sandrine Bärtschi

Fachverantwortliche Therapie, Physiotherapie Ergotherapie
Fachexpertin Physiotherapie, Physiotherapie Ergotherapie

Tel. +41 43 253 41 30

Aline Wolfensberger, PD Dr. med.

Leitende Oberärztin, Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene

Tel. +41 44 255 33 22
Spezialgebiete: Prävention spitalerworbener Infektionen (insbesondere Pneumonien bei nicht-beatmeten Patienten), Surveillance von spitalerworbenen Infektionenen und Monitoring Adhärenz von Präventionsmassnahmen, Outbreak-Investigation und -kontrolle