Story

Die Herz-Odyssee

In seinen Ferien spürt Asidin Durmisi, dass etwas mit seinem Herzen nicht stimmt. Doch sein Hausarzt widerspricht ihm. Statt einer schnellen Behandlung erlebt der Gipser eine kleine Odyssee, bis er schliesslich in letzter Minute auf dem USZ-Notfall landet.

«Alles fing vor ein paar Wochen in meinen Ferien im Kosovo an. Plötzlich hatte ich überall Schmerzen: In der Schulter, am Herzen und auch an der Lunge – alles tat schrecklich weh. Ich ging dort zum Kardiologen, und der sagte mir, dass etwas mit meinem Herzen nicht in Ordnung sei. Ich solle mich – sobald ich zurück in der Schweiz sei – unverzüglich bei meinem Hausarzt für eine Untersuchung anmelden. Er gab mir zwei Tabletten mit auf den Weg. Eine zur Blutverdünnung und eine für das Herz. Zu Hause angekommen, rief ich sofort meinen Hausarzt an und schilderte ihm meine Situation. Dieser meinte aber, ich solle wegen eines möglichen Corona-Infektes zuerst noch zwei Wochen zu Hause warten. Erst nach dieser Zeit durfte ich zu ihm. Als es endlich so weit war, legte ich ihm den ärztlichen Bericht aus dem Kosovo vor. Nach der Untersuchung war seine Diagnose aber eine andere: Es sei etwas in der Schulter eingeklemmt, meinte er bestimmt. Mit dem Herzen sei soweit alles in Ordnung, und ich solle auch die Tabletten absetzen. Ich vertraute ihm und ging danach wieder als Gipser auf dem Bau arbeiten. Aber bei jeder körperlichen Anstrengung war ich sehr schnell erschöpft. Ich konnte kaum Treppen hochsteigen und musste mich ständig ausruhen. So kann es nicht weitergehen, dachte ich, und vereinbarte eine erneute Konsultation bei meinem Hausarzt. Doch auch diese brachte keine Veränderung. Für ihn war weiterhin die Schulter und nicht das Herz das Problem. Ich könne weiterhin arbeiten; was ich auch tat, bis es an einem Montag eben nicht mehr ging. An diesem Tag musste ich auf dem Bau richtig Gas geben. Plötzlich wurde mir schlecht, und ich spürte ein heftiges Stechen in der Brust. Panik stieg in mir hoch, und ich konnte gerade noch meine Arbeitskollegen alarmieren, bevor ich zusammenbrach. Diese reagierten blitzschnell, was mir wahrscheinlich das Leben rettete. Da unsere Baustelle nur zwei Kilometer vom Unispital entfernt war, beschlossen sie, nicht auf den Krankenwagen zu warten, sondern mich direkt in den Notfall zu bringen. Ich weiss noch, dass mir ein Kollege während der Fahrt das Herz massierte. Als wir im USZ ankamen, hatte ich mich schon fast aufgegeben.

 

«Meine Arbeitskollegen reagierten blitzschnell, was mir wahrscheinlich das Leben rettete.» Asidin Durmisi, Patient

 

Im Aufwachraum kam ich wieder zu mir und spürte eine riesige Erleichterung. Die Schmerzen waren verschwunden, und es überkam mich gegenüber dem behandelnden Personal eine tiefe Dankbarkeit. Es war wirklich sehr knapp, und ich musste sofort operiert werden, sonst hätte ich es nicht geschafft. Endlich konnte ich auch meine Familie informieren. Bei der Einlieferung hatte ich keine Kraft mehr dafür. Für sie war es natürlich ein riesiger Schock. Doch ich konnte sie schnell beruhigen, da ich bereits spürte, dass das Schlimmste hinter mir lag und es ab jetzt wieder bergauf ging. Am nächsten Tag wurde ich ins Kantonsspital Luzern verlegt, da es näher an meinem Wohnort liegt. Ich habe noch weitere Operationen vor mir und gehe bald in die Reha. Doch ich bin optimistisch, dass alles gut kommt und ich bald wieder der Gleiche bin wie vor dem Herzinfarkt. So ein Ereignis ist auch immer eine zweite Chance. Ich freue mich sehr, dass ich sie dank dem USZ bekommen habe. Ich war sehr zufrieden mit meinem alten Leben, werde aber künftig besser auf meine Gesundheit achtgeben. Mein Hausarzt hat sich übrigens bei mir gemeldet und sich in aller Form entschuldigt. Somit ist die Sache für mich abgehakt.»