Daniel Stoop strahlt Lebensfreude aus, sein Lachen ist ansteckend. Dass er noch vor Kurzem gegen den Prostatakrebs kämpfte – der häufigsten Krebserkrankung bei Männern in der Schweiz – sieht man dem 64-Jährigen nicht an. Er ist froh, dass die Behandlung so positiv verlaufen ist, und setzt sich dafür ein, dass Männer konsequenter zur Vorsorgeuntersuchung gehen.
Daniel Stoops Hausarzt hatte bereits länger einen erhöhten PSA-Wert festgestellt. Da Daniel Stoop aber bereits über 60 ist und alle Untersuchungen unauffällig sind, besteht erst mal kein Grund zur Sorge. Zudem ist er kein Prostatakrebs-Risikopatient, da er familiär nicht vorbelastet ist. Um den Wert im Blick zu behalten, geht der gebürtige Rapperswiler regelmässig zur urologischen Vorsorgeuntersuchung in die Urologie des GZO, welche an die Klinik für Urologie des USZ angegliedert ist. «Das hätte ich schon viel früher tun sollen», gibt er nachdenklich zu.
Die Prostata muss raus
Ende 2021 verändern sich die Gegebenheiten. Stoops behandelnder Arzt Gianluca Rizzi diagnostiziert ein risikoarmes Prostatakarzinom: «Der Krebs musste nicht operiert werden», berichtet der Urologe. «Ab diesem Zeitpunkt haben wir Daniel Stoop aber engmaschig überwacht und waren darauf vorbereitet einzugreifen, sollte sich die Erkrankung verschlimmern.» Ein halbes Jahr später ist klar: Der Tumor ist aggressiver geworden. Eine Operation ist nun unerlässlich, um zu verhindern, dass der Krebs noch bösartiger wird oder gar streut. Daniel Stoop reagiert gefasst: «Wissen Sie, durch meinen Beruf und meine Zeit im Militär gehe ich eher rational an die Dinge heran. Mir und auch meiner Familie war klar: Die Prostata muss raus. Aber, so gibt er zu, «die Diagnose hat mir schon zu denken gegeben. Eine Krebsdiagnose bedeutet in unserer Gesellschaft oft gleich das Ende. Der Tumor wurde jedoch zum Glück früh genug erkannt und ich hatte vollstes Vertrauen in Dr. Rizzi.»
Erfolgreicher Eingriff
Da das Urologie-Team des GZO seit Herbst 2022 eng mit dem Universitätsspital Zürich (USZ) zusammenarbeitet, erfolgt der Eingriff im Dezember im USZ. Das Team um Cédric Poyet, Leitender Arzt der Klinik für Urologie am USZ, begleitet von Gianluca Rizzi, entfernt die Prostata vollständig. Die sogenannte laparoskopische radikale Prostatektomie (LRP) wird seit über zwei Jahrzehnten durchgeführt. Die Vorteile: Mit Schlüssellochtechnik und dem DaVinci-Roboter können die Ärztinnen und Ärzte viel präziser arbeiten. Der Blutverlust ist gering, die Schmerzen nach der Operation sind weniger stark und es bleiben nur kleinere Narben zurück. Genau das hat auch Daniel Stoop erlebt: «Ich bin fasziniert von dem, was heute möglich ist. Nach dem Eingriff habe ich mich schnell wieder gut gefühlt. Es ist toll, wie alles verlaufen ist, und wie liebevoll sich das gesamte Team im USZ und im GZO um mich gekümmert hat.» Eine Woche vor Weihnachten wird Daniel Stoop aus dem USZ entlassen.
Und heute?
Daniel Stoop fühlt sich gut, lässt es aber ruhiger angehen. Mittels gezielten Trainings stärkt er seinen Beckenboden. Durch seine Erkrankung habe er vieles über seinen Körper gelernt – zum Beispiel, welche Aufgabe die Prostata eigentlich hat. Aber nicht nur das. Er findet, dass das Thema Vorsorgeuntersuchungen auch für Männer selbstverständlicher werden sollte. «Solche Untersuchungen sollte man eigentlich schon ab 50 Jahren machen. Zur Darmkrebsvorsorge bin ich gegangen, aber in die urologische Sprechstunde zu gehen, kommt uns Männern immer noch zu wenig in den Sinn. Dabei tut die Untersuchung nicht weh und muss einem auch nicht unangenehm sein», bekräftigt der Unternehmer. «Durch die regelmässige Vorsorge kann eine mögliche Krebserkrankung frühzeitig erkannt und besser behandelt werden.»
Die Prostata
Hauptaufgabe der Prostata ist, einen Teil der Samenflüssigkeit zu produzieren, die die Spermien transportiert. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist bei diesem Prozess ein wichtiges Eiweiss. Es wird in der Prostata gebildet und verflüssigt das Sperma. Das ist wichtig, damit sich die Spermien bewegen und den Weg zur Eizelle zurücklegen können. Werden Männer älter, wird automatisch auch die Prostata grösser und produziert deshalb mehr PSA. Der PSA-Wert steigt also ganz natürlich an. Er kann aber auch ein Biomarker für Prostatakrebs sein, weshalb die PSA-Werte vom Hausarzt oder bei der regelmässigen urologischen Kontrolle beobachtet werden sollten.