Patient sitzt

Story

«Den Prozess der Regeneration habe ich unterschätzt»

Bemerkbar machte sich der Pankreastumor bei Ph. Bachmann (69) über eine Gelbsucht. Die Operation hat er als problemlos empfunden, die Umstellung seines Lebensstils macht ihm mehr zu schaffen.

Text: Helga Kessler

Ich weiss, dass in unserem Körper immer Krebszellen zirkulieren und dass unser Immunsystem diese normalerweise eliminiert. Dieses Gleichgewicht hat bei mir irgendwann nicht mehr funktioniert, weil es zu einer einmaligen starken Belastung kam. Das Pankreas hat sich mit einem Tumor gemeldet. Ich wurde operiert und dadurch wieder «befreit». Als Physiker denke ich in Systemen, Psyche und Körper. Diese Betrachtungsweise hilft mir, weil sie mir eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit der gesamten Situation gibt. Man kann nach so einer Geschichte, wie ich sie erlebt habe, nicht einfach zu einem «Courant normal» wechseln.

 

„Ich wollte, dass der Tumor so schnell wie möglich heraus geschnitten wird.“

Ph. Bachmann, Patient

Der Tumor musste schnellstmöglich raus

Sehr belastend für mich war ein schwerer Konflikt zwischen mir und meinen Kindern, der mich unerwartet getroffen hatte und zu einem riesigen Vertrauensverlust führte. Ich musste danach einen regelrechten Schnitt machen und die Beziehung zu meinen Kindern neu definieren. Im Februar gab es ein klärendes Gespräch. Im April bekam ich gelbe Augen. Sonst hatte ich keine Symptome, auch keine Schmerzen. Das erste Spital, zu dem mich der Hausarzt überwies, fand nichts. Ein CT brachte Klarheit, dass es sich um einen Pankreaskopftumor handelt. Ich wollte, dass der Tumor so schnell wie möglich herausgeschnitten wird, und bekam dann recht schnell einen Termin. Meinen Chirurgen habe ich als sehr kompetent empfunden, auch als sehr persönlich und menschlich.

Ich esse, was mir guttut

Die Operation war für mich kein Problem, systemisch ging es mir danach wieder gut. Nach dem Eingriff waren bei mir aufgrund von Komplikationen zwei Korrekturen nötig. Was ich wirklich unterschätzt habe, ist die Zeit, die es für die Regeneration nach so einer Operation braucht. Man muss ja alles neu einstellen: die eigene Geschwindigkeit, die Bewegung, das Trinken, die Ernährung, den Zucker, die Verdauung usw. Aber das ist ein Prozess. Nach der Operation hatte ich fünf Kilo abgenommen.

Am Anfang habe ich noch sehr darauf geachtet, was ich essen kann und was nicht. Heute esse ich, was mir guttut, viel Gemüse, sehr selten Fleisch. Enzyme zur Fettverdauung muss ich nur vorübergehend nehmen. Zum Glück konnte ein Teil der Bauchspeicheldrüse erhalten werden, sodass ich kein Insulin brauche. Man hat mir gesagt, dass ich metastasenfrei sei. Wahrscheinlich bin ich das. Als Physiker weiss ich aber, dass man nie alles sehen kann.