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Darmkrebs: Mythen und Fakten

Nicht alles, was über Darmkrebs erzählt wird, stimmt auch. Die zehn häufigsten Missverständnisse.

Mythos 1: Man kann den Tumor «aushungern»

Wahr ist: Krebszellen sind sehr geschickt darin, sich mit Nährstoffen zu versorgen. Deshalb bewirkt eine Fastenkur in erster Linie, dass der Körper Muskelmasse abbaut und seine Reserven verliert. Die Folge ist ein rascher Gewichtsverlust. Den Tumor dagegen tangiert die Fastenkur nicht, er holt sich, was er braucht und wächst weiter.

Was man selbst tun kann

Während der Krebstherapie ist eine Fastenkur schädlich. Wer viel Gewicht verliert, dem raten ErnährungstherapeutInnen während der Therapie sogar ausdrücklich zu Nahrungsmitteln, bei denen normalerweise Zurückhaltung angesagt ist: Rahm, Butter, Süssgetränke und andere kalorienreiche Lebensmittel können in solchen Phasen wichtige Energie liefern und raschem Gewichtsverlust, verbunden mit einem starken Abbau der Muskelmasse (Kachexie), vorbeugen.

Mythos 2: Wer Darmkrebs hat, soll auf Zucker, Fleisch, Milch und / oder andere Nahrungsmittel verzichten oder eine bestimmte Diät befolgen.

Gegen Krebs werden die unterschiedlichsten Diäten propagiert: Rohkost, nur gekochte Speisen, viel Fleisch oder nur vegetarische Ernährung … – die Liste solcher vermeintlicher Krebsdiäten ist lang und voller Widersprüche.

Wahr ist: Bisher ist von keiner sogenannten «Krebsdiät» bewiesen, dass sie den Verlauf der Krankheit günstig beeinflusst – aber es gibt immer wieder Menschen, die dadurch zu Schaden kommen. Einseitige Ernährung kann zu Mangelerscheinungen, Muskel- und Gewichtsverlust führen. All dies schwächt den Betroffenen zusätzlich zur Erkrankung.

Milch enthält einen Faktor, der das Darmkrebsrisiko möglicherweise erhöhen könnte. Bisher ist das aber nur eine Hypothese. Falls sie sich bestätigen würde, liesse sich dieses Risiko jedoch kaum ausschalten. Denn dann dürfte man bereits ab dem Kindesalter keinerlei Kuhmilch(-produkte) zu sich nehmen.

Sehr viel Fleischkonsum wird zwar mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko in Verbindung gebracht. Aber das betrifft nur die Entstehung. Es ist sinnvoll, auf gute Eiweisszufuhr zu achten (zum Beispiel aus Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Hülsenfrüchten oder anderen Nahrungsmitteln). Denn das Eiweiss kann dem Muskelabbau vorbeugen. Der Schaden, der durch einen Muskelabbau entsteht, wiegt das kleine hypothetische Risiko des Fleischkonsums auf.

Was man selbst tun kann

Wenden Sie sich bei Ernährungsfragen an eine anerkannte Ernährungsberaterin oder einen -berater. Schränken Sie sich bei der Ernährung nicht unnötig ein.

Mythos 3: Methadon oder alternative Mittel und Methoden helfen gegen den Krebs.

Wahr ist: Gäbe es wirklich ein Wundermittel gegen Krebs, hätte sich das längst herumgesprochen. Tatsächlich kann es sein, dass bestimmte Substanzen in Laborversuchen gegen Krebszellen wirken. Leider lässt sich daraus aber nicht schliessen, dass sie auch kranken Menschen helfen. Auch aus einem Einzelfall Rückschlüsse zu ziehen, kann leicht in die Irre führen. Um Wirkung und Nebenwirkungen einer Substanz zu ermitteln, braucht es gute Studien, die von unabhängigen Wissenschaftlern geprüft werden. Solange sie nicht vorliegen, setzen sich die Anwender einem Risiko aus, ohne einen erwiesenen Nutzen davon zu haben. Bisher gibt es keine «alternative» Methode, die Krebs heilen kann.

Mythos 4: Bei der Chemotherapie fallen die Haare aus.

Wahr ist: Es gibt Chemotherapien, bei denen vorübergehend die Haare ausfallen. Bei Darmkrebs ist dies in der Regel nicht der Fall, weil dort andere Arten von Chemotherapien eingesetzt werden als zum Beispiel bei Brustkrebs. Es kann aber sein, dass während und kurz nach der Therapie mehr Haare ausfallen als sonst üblich. Sie wachsen wieder nach.

Was man selbst tun kann

Am besten bespricht man seine Befürchtungen mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt. Selbst wenn es zum Haarausfall kommen sollte, gibt es erstens Mittel, um ihn zu verlangsamen und zu kaschieren. Und zweitens wachsen die Haare wieder nach, manchmal sind sie jedoch etwas dünner oder grauer als zuvor. Falls eine Chemotherapie geplant ist, bei der es zum Haarausfall kommen wird, ist es sinnvoll vor Beginn der Chemotherapie zu einem spezialisierten Perückenmacher zu gehen. Der Onkologe kennt entsprechende Adressen. Welchen Kostenanteil die Krankenversicherung übernimmt, kann man bei der Krebsliga erfragen.

Mythos 5: Die Chemotherapie verändert das Gehirn. Viele Betroffene leiden danach am «chemo brain».

Wahr ist: Viele Menschen mit Krebs haben zu irgendeinem Zeitpunkt während oder nach der Behandlung den Eindruck, dass ihr Denkvermögen, ihre Lernfähigkeiten oder ihr Gedächtnis schlechter sind als früher. Daran muss aber nicht die Chemotherapie Schuld sein. Auch Schlafstörungen, Blutarmut, Schmerzen, Stressgefühle, Ängste, hormonelle Veränderungen und weitere Faktoren können das Denken beeinträchtigen. Studien zeigen bisher jedenfalls keinen eindeutigen Zusammenhang mit der Krebstherapie. Der Ausdruck «chemo brain» (auf Deutsch «Chemo Hirn») ist demnach falsch. Es gibt sogar Hinweise, dass Menschen, die Krebserkrankungen überstanden haben, seltener an einer Alzheimer-Demenz erkranken.

Ausnahmen sind Krebsbehandlungen, die direkt auf das Gehirn zielen, wenn also beispielsweise ein Tumor oder Metastasen im Hirn bestrahlt werden. Dies kann sich in manchen Fällen nachteilig auf die geistigen Fähigkeiten auswirken.

Was man selbst tun kann

Wichtig ist, das Problem beim Arzt anzusprechen. Mit einer Untersuchung und Labortests lassen sich mögliche Ursachen wie etwa eine Blutarmut ausschliessen, die behandelbar sind. Erhärtet sich der Verdacht, dass geistige Einbussen bestehen, ist eine gründliche neuropsychologische Untersuchung sinnvoll.

Findet sich keine spezifische, behandelbare Ursache, kann bereits gute Information zum Umgang mit dem Problem helfen. Auch körperliche Aktivität, Verhaltenstherapie, «Hirntraining», Achtsamkeitstraining und weitere Strategien werden eingesetzt. Die Kombination aus «Hirntraining», Geschicklichkeits- und Gleichgewichtsübungen verbessert die Hirnleistung. In einzelnen Fällen können auch Medikamente helfen.

Mythos 6: Es ist sinnvoll, die Chemotherapie nach Mondphasen oder zirkadianen Rhythmen durchzuführen.

Wahr ist: In den 1990er-Jahren zeigten erste Studien, dass der Körper nicht zu jeder Tageszeit gleich auf eine Chemotherapie reagiert. Einflüsse des Mondes wurden bisher aber nicht nachgewiesen.

Was man selbst tun kann

Sinnvoll ist, auf den eigenen Biorhythmus zu achten. Wird die innere Uhr ständig «verstellt» – etwa durch chronischen Schlafmangel, Schichtarbeit, nächtliche Mahlzeiten oder viel Stress – kann der Körper anfälliger für Erkrankungen werden. Eine schlecht geschlafene Nacht schadet nicht, aber viele durchwachte Nächte können die Gesundheit bei manchen Menschen beeinträchtigen. Viele Medikamente wirken besser oder sind verträglicher, wenn ihre Einnahme an den persönlichen zirkadianen Rhythmus angepasst wird. Wer neben der Krebstherapie begleitende Massnahmen wünscht, sollte dies am besten mit dem behandelnden Arzt absprechen.

Mythos 7: Auf die Chemotherapie kann man verzichten.

Wahr ist: Wird ein Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, genügt in den vielen Fällen die Operation. Eine Chemotherapie bringt dann keinen zusätzlichen Nutzen. Bei erhöhter Rückfallgefahr oder bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium dagegen verbessert die Chemotherapie die Prognose. Es ist unter anderem der Chemotherapie zu verdanken, dass sich seit etwa 1990 die Überlebenschance bei behandeltem Darmkrebs merklich erhöht hat.

Was man tun kann

Regelmässige Früherkennungs-Untersuchungen erhöhen die Chance, dass der Darmkrebs in einem frühen Stadium erkannt wird. Wichtig ist, sich über Darmkrebs bei Fachpersonen und aus Quellen zu informieren, die wissenschaftlich auf dem aktuellen Stand sind. Bei Zweifeln sollte man nachfragen und / oder eine Zweitmeinung bei einem fachkundigen Spezialisten einholen.

Mythos 8: Wer wegen Darmkrebs operiert wird, bekommt immer ein Stoma (künstlicher Darmausgang).

Wahr ist: Einigen Menschen mit Darmkrebs rettet ein Stoma das Leben. Sie können damit wie zuvor leben, ohne in peinliche Situationen zu geraten: Sauna, Duschen, Hallenbad, Sport, Sexualität – alles ist möglich wie früher. Unter der Kleidung ist das Stoma nicht zu sehen und die Materialien zur Versorgung sind heute so gut, dass sie dicht sind und auch kein unangenehmer Geruch entsteht.

Die grosse Mehrheit der Patienten braucht aber kein Stoma, oder nur eines für kurze Zeit, welches in einer zweiten Operation wieder rückgängig gemacht (zurückverlegt) wird.

Was man tun kann

Informieren Sie sich, sprechen Sie Ihre Befürchtungen aus und fragen Sie, wenn Sie unsicher sind. Ein klärendes Gespräch mit einer Fachperson, zum Beispiel einer Stoma-Therapeutin oder dem Chirurgen, kann viele (unnötige) Ängste nehmen. Ein kurzer Film auf der Website der Krebsliga Schweiz gibt einen Einblick in das Leben eines Mannes, der ein Stoma hat. Auf der Website sind auch Broschüren mit weiterführenden Informationen zum Herunterladen: www.krebsliga.ch/ueber-krebs/nebenwirkungen/leben-mit-einem-stoma/

Mythos 9: Der Krebs ist die Quittung dafür, dass man etwas falsch gemacht hat, zum Beispiel nicht gut genug zu sich geschaut, einen Konflikt nicht «verdaut» oder sich schlecht ernährt hat.

Wahr ist: Krebs kann viele Ursachen haben. Weder zu wenig Bewegung noch das Rauchen oder andere Faktoren führen aber zwangsläufig zu Krebs. Manche Faktoren können das Risiko für eine Krebserkrankung zwar erhöhen, aber fast immer müssen mehrere zusammentreffen, damit ein Tumor entsteht. Das Gefühl, selbst Schuld zu sein an der Erkrankung, Vorwürfe oder das Gefühl, versagt zu haben, können den von Krebs betroffenen Menschen sehr belasten. Krankheiten sind immer auch schicksalhaft. Der Zufall spielt dabei eine grosse Rolle. Die Suche nach Ursachen und Zusammenhängen ist aber zutiefst menschlich. Kulturell oder religiös bedingte Überzeugungen, die auf Schuld und Schuldzuweisung basieren, können sich jedoch ungünstig und schädlich auf die Problembewältigung auswirken.

Was man tun kann

Belastende Gefühle und Schuldgefühle sollte man einer Vertrauensperson mitteilen. Indem man über sie spricht, nimmt der innere Druck ab, den sie verursachen. Auch Missverständnisse können sich so klären.

Selbstanmeldung für Patientinnen und Patienten

Eine Darmspiegelung wird allen Menschen ab 50 Jahren empfohlen. Sie können sich entweder selbst anmelden oder von Ihrer Hausärztin, Ihrem Hausarzt, Ihrer Spezialistin oder Ihrem Spezialisten zuweisen lassen.

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