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Mythen und Fakten zum Darm

Auf den falschen Rat zu hören, kann schnell einmal bedeuten, dass viel Geld für dubiose Analysen und Tests ausgegeben wird. Diese können dazu führen, dass man sich unnötig Umstände und Sorgen macht.

Mythos 1: Darmsanierung – Eine Detox-Behandlung reinigt den Darm und fördert die Gesundheit

Bei der Detox-Behandlung soll der Darm mit Hilfe von Abführmitteln oder von Einläufen von Giftstoffen gereinigt werden. Eine der Methoden ist beispielsweise die Kolon-Hydrotherapie, bei der Einläufe mit viel Flüssigkeit (bis zu 60 Liter) weite Teile des Dickdarms leer spülen sollen.

Wahr ist:

Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass Menschen von diesen Massnahmen profitieren, im Gegenteil. Gifte, die der Darm erfolgreich im Kot gebündelt hat, können dabei sogar erst freigesetzt werden. Ausserdem sind diese Massnahmen zumindest vorübergehend ein massiver Eingriff in die Darmflora.

Die Kolon-Hydrotherapie ist nicht ohne Risiken, insbesondere, wenn sie von wenig geübten Personen durchgeführt wird. Bei der Kolon-Hydrotherapie kann der Darm verletzt und eine Operation nötig werden. Auch Veränderungen der Konzentration an lebenswichtigen Mineralstoffen im Blut sind möglich, weil der Darm dabei sehr viel Wasser aufnehmen kann. Das kann den Kreislauf und die Nieren belasten, zu Herzrhythmusstörungen und anderen schwerwiegenden Problemen führen.
Bei grossen Hämorrhoiden, Divertikeln, aber auch bei Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder bei Darmkrebs ist von dieser Behandlung besonders abzuraten, weil das Risiko für Komplikationen erhöht ist.

Was kann ich selbst tun?

Gegen Verstopfung helfen andere Massnahmen besser und sie sind sicherer als die sogenannte Darmreinigung. Wenden Sie sich an eine Fachperson.

Mythos 2: Stuhlanalyse – Die Untersuchung der Darmflora liefert wertvolle Hinweise

Verschiedentlich werden Untersuchungen der gesamten Darmflora mit Hilfe von Stuhltests angeboten. Dabei soll ermittelt werden, welche Arten von Mikroorganismen im Darm zahlreich und welche weniger häufig vertreten sind. Aus den Ergebnissen leiten die Anbieter Empfehlungen zur Ernährung ab.

Wahr ist:

Umfassende Mikrobiom-Analysen des Stuhlgangs sind – ausser zu Forschungszwecken – bisher wenig hilfreich. Vor allem lassen sich daraus noch keine konkreten Handlungsempfehlungen ableiten. Dazu weiss die Wissenschaft noch zu wenig.

Die Zusammensetzung der Darmflora ist so individuell wie ein Fingerabdruck und sie kann sich bei bestimmten Erkrankungen auch verändern. Bei Menschen mit Darmkrebs gibt es tatsächlich Hinweise, dass bei ihnen manche Bakterienarten im Darm stärker und andere schwächer vertreten sind als bei Menschen ohne Darmkrebs. Ob das aber für alle Betroffenen gilt und ob es sich therapeutisch nützen lässt, ist noch offen.

Jede solche Stuhlanalyse ist nur eine Momentaufnahme. Schon wenige Stunden später kann sie unter Umständen anders ausfallen, denn die Darmflora verändert sich laufend. Das Geschlecht, das Alter, Medikamente, die Ernährung, Sport und viele andere Faktoren beeinflussen sie.

Zudem sind die Resultate solcher Stuhlanalysen von Labor zu Labor unterschiedlich und somit nicht verlässlich. Wer sich darauf basierend an die – wissenschaftlich nicht fundierten – Empfehlungen hält, riskiert, dass sich seine Darmflora unter Umständen sogar ungünstig verändert.

Was kann ich selbst tun?

Wer den Verdacht hegt, dass mit seiner Darmflora etwas nicht stimmt, sollte dies am besten mit einer Fachperson besprechen, bevor er viel Geld für unbewiesene Stuhlanalysen ausgibt. Diese werden von den Krankenversicherungen in aller Regel nicht bezahlt.

Mythos 3: Candida-Pilze sind gefährlich

Bei den eben erwähnten Stuhlanalysen wird häufig eine – vermeintliche – Fehlbesiedlung des Darms mit Candida-Pilzen diagnostiziert. Diese sollen dann mit bestimmten Diät- und Handlungsempfehlungen beseitigt werden.

Wahr ist:

Zur normalen Darmflora gehören Bakterien, Viren und Pilze. Ohne diese mikrobiellen Mitbewohner könnte der Mensch nicht leben. Sie produzieren gesundheitsfördernde Substanzen und zerlegen unverdauliche Nahrungsbestandteile.

Auf dem Transportweg ins Labor sterben manche Mikroorganismen rasch ab, andere – eben die Candida-Pilze – überstehen den Transport meist gut und wachsen weiter. Das kann bei der Analyse leicht zu Fehlschlüssen führen.

Es kann vorkommen, dass Pilze im Verdauungstrakt überhandnehmen. Solche Erkrankungen sind aber selten und gehen mit Beschwerden einher. Um Pilze zu diagnostizieren, braucht es entsprechendes Know-How.

Was kann ich selbst tun?

Gesunde, ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen und Bewegung fördern die mikrobielle Vielfalt im Darm. Auch Probiotika können unter bestimmten Umständen eine gute Ergänzung sein. Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten.

Mythos 4: Eine Reizdarm-Erkrankung erhöht das Risiko für Darmkrebs

Immer wieder Verdauungsbeschwerden – könnte es nicht doch Darmkrebs sein? Manche Menschen mit Reizdarm-Beschwerden hegen solche Zweifel und sind verunsichert.

Wahr ist:

Das Darmkrebs-Risiko ist bei Reizdarm nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung. Deshalb gelten auch dieselben Empfehlungen zur Vorsorge und Früherkennung.

Was kann ich selbst tun?

Halten Sie sich an die Empfehlungen zur Darmkrebs-Vorbeugung und nehmen das Angebot zur Früherkennung wahr. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn sie etwas beunruhigt.

Mythos 5: Kinesiologie, Bioresonanz und andere alternative Methoden helfen bei der Diagnostik einer Nahrungsmittelunverträglichkeit

Eine Reihe von komplementärmedizinischen Methoden sollen dabei helfen, herauszufinden, welche Nahrungsmittel man verträgt oder besser meidet.

Wahr ist:

Für keines dieser Verfahren konnte aber bisher der Beweis erbracht werden, dass die Testresultate korrekt sind. Trotzdem führen die Tests in der Praxis manchmal dazu, dass Menschen ihre Diät stark verändern und damit wichtige, natürliche und gesundheitsfördernde Substanzen aus ihrer Ernährung streichen.

Reagiert der Darm zum Beispiel mit Blähungen auf ein Nahrungsmittel, heisst dies längst nicht automatisch, dass es unverträglich ist. Das ist ein häufiges Missverständnis. Der Darm ist in gewissem Mass sogar «trainierbar».

Was kann ich selbst tun?

Verlassen Sie sich nur auf Tests, die wissenschaftlich haltbare Aussagen liefern. Erkundigen Sie sich bei einer Fachperson, bevor sie Geld ausgeben oder ihre Ernährung umstellen. Und vertrauen Sie auch auf Ihr «Bauchgefühl».

Mythos 14: Es ist wichtig, selbst etwas für das Immunsystem zu tun und es zu stärken.

Wahr ist: Das Immunsystem funktioniert von Natur sehr gut. Aber: Es gibt eine Reihe von Faktoren, die es schwächen. Dazu zählen beispielsweise das Rauchen, Schichtarbeit, chronischer Stress, starkes Über- oder Untergewicht oder ein Mangel an lebenswichtigen Nährstoffen. Wichtig ist zu unterscheiden zwischen wissenschaftlich begründeten Immuntherapien und unbewiesenen Methoden, die auf blossen Behauptungen gründen.

Was man tun kann

Dem Immunsystem ist am meisten gedient, wenn man die Faktoren beseitigt, die ihm nicht guttun. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, Bewegung, Kontakten zu Menschen, die einem guttun und genügend Schlaf unterstützt das Immunsystem in jeder Phase der Erkrankung. Die Ernährungstherapeutin, die Psychoonkologin, die Hausärztin und weitere Fachpersonen können helfen, das umzusetzen. Wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind, kann eine gezielt eingesetzte, wissenschaftlich erprobte Immuntherapie bei Darmkrebs sehr wirksam helfen.

Mythos 6: Man kann den Tumor «aushungern»

Wahr ist: Krebszellen sind sehr geschickt darin, sich mit Nährstoffen zu versorgen. Deshalb bewirkt eine Fastenkur in erster Linie, dass der Körper Muskelmasse abbaut und seine Reserven verliert. Die Folge ist ein rascher Gewichtsverlust. Den Tumor dagegen tangiert die Fastenkur nicht, er holt sich, was er braucht und wächst weiter.

Was man selbst tun kann

Während der Krebstherapie ist eine Fastenkur schädlich. Wer viel Gewicht verliert, dem raten ErnährungstherapeutInnen während der Therapie sogar ausdrücklich zu Nahrungsmitteln, bei denen normalerweise Zurückhaltung angesagt ist: Rahm, Butter, Süssgetränke und andere kalorienreiche Lebensmittel können in solchen Phasen wichtige Energie liefern und raschem Gewichtsverlust, verbunden mit einem starken Abbau der Muskelmasse (Kachexie), vorbeugen.

Mythos 7: Wer Darmkrebs hat, soll auf Zucker, Fleisch, Milch und / oder andere Nahrungsmittel verzichten oder eine bestimmte Diät befolgen.

Gegen Krebs werden die unterschiedlichsten Diäten propagiert: Rohkost, nur gekochte Speisen, viel Fleisch oder nur vegetarische Ernährung … – die Liste solcher vermeintlicher Krebsdiäten ist lang und voller Widersprüche.

Wahr ist: Bisher ist von keiner sogenannten «Krebsdiät» bewiesen, dass sie den Verlauf der Krankheit günstig beeinflusst – aber es gibt immer wieder Menschen, die dadurch zu Schaden kommen. Einseitige Ernährung kann zu Mangelerscheinungen, Muskel- und Gewichtsverlust führen. All dies schwächt den Betroffenen zusätzlich zur Erkrankung.

Milch enthält einen Faktor, der das Darmkrebsrisiko möglicherweise erhöhen könnte. Bisher ist das aber nur eine Hypothese. Falls sie sich bestätigen würde, liesse sich dieses Risiko jedoch kaum ausschalten. Denn dann dürfte man bereits ab dem Kindesalter keinerlei Kuhmilch(-produkte) zu sich nehmen.

Sehr viel Fleischkonsum wird zwar mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko in Verbindung gebracht. Aber das betrifft nur die Entstehung. Es ist sinnvoll, auf gute Eiweisszufuhr zu achten (zum Beispiel aus Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Hülsenfrüchten oder anderen Nahrungsmitteln). Denn das Eiweiss kann dem Muskelabbau vorbeugen. Der Schaden, der durch einen Muskelabbau entsteht, wiegt das kleine hypothetische Risiko des Fleischkonsums auf.

Was man selbst tun kann

Wenden Sie sich bei Ernährungsfragen an eine anerkannte Ernährungsberaterin oder einen -berater. Schränken Sie sich bei der Ernährung nicht unnötig ein.

Mythos 8: Methadon oder alternative Mittel und Methoden helfen gegen den Krebs.

Wahr ist: Gäbe es wirklich ein Wundermittel gegen Krebs, hätte sich das längst herumgesprochen. Tatsächlich kann es sein, dass bestimmte Substanzen in Laborversuchen gegen Krebszellen wirken. Leider lässt sich daraus aber nicht schliessen, dass sie auch kranken Menschen helfen. Auch aus einem Einzelfall Rückschlüsse zu ziehen, kann leicht in die Irre führen. Um Wirkung und Nebenwirkungen einer Substanz zu ermitteln, braucht es gute Studien, die von unabhängigen Wissenschaftlern geprüft werden. Solange sie nicht vorliegen, setzen sich die Anwender einem Risiko aus, ohne einen erwiesenen Nutzen davon zu haben. Bisher gibt es keine «alternative» Methode, die Krebs heilen kann.

Was man selbst tun kann

Sich gut informieren. Empfehlenswerte deutschsprachige Websites sind zum Beispiel:

Englischsprachige Websites, die einen guten Überblick bieten, sind

Mythos 9: Bei der Chemotherapie fallen die Haare aus.

Wahr ist: Es gibt Chemotherapien, bei denen vorübergehend die Haare ausfallen. Bei Darmkrebs ist dies in der Regel nicht der Fall, weil dort andere Arten von Chemotherapien eingesetzt werden als zum Beispiel bei Brustkrebs. Es kann aber sein, dass während und kurz nach der Therapie mehr Haare ausfallen als sonst üblich. Sie wachsen wieder nach.

Was man selbst tun kann

Am besten bespricht man seine Befürchtungen mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt. Selbst wenn es zum Haarausfall kommen sollte, gibt es erstens Mittel, um ihn zu verlangsamen und zu kaschieren. Und zweitens wachsen die Haare wieder nach, manchmal sind sie jedoch etwas dünner oder grauer als zuvor. Falls eine Chemotherapie geplant ist, bei der es zum Haarausfall kommen wird, ist es sinnvoll vor Beginn der Chemotherapie zu einem spezialisierten Perückenmacher zu gehen. Der Onkologe kennt entsprechende Adressen. Welchen Kostenanteil die Krankenversicherung übernimmt, kann man bei der Krebsliga erfragen.

Mythos 10: Die Chemotherapie verändert das Gehirn. Viele Betroffene leiden danach am «chemo brain».

Wahr ist: Viele Menschen mit Krebs haben zu irgendeinem Zeitpunkt während oder nach der Behandlung den Eindruck, dass ihr Denkvermögen, ihre Lernfähigkeiten oder ihr Gedächtnis schlechter sind als früher. Daran muss aber nicht die Chemotherapie Schuld sein. Auch Schlafstörungen, Blutarmut, Schmerzen, Stressgefühle, Ängste, hormonelle Veränderungen und weitere Faktoren können das Denken beeinträchtigen. Studien zeigen bisher jedenfalls keinen eindeutigen Zusammenhang mit der Krebstherapie. Der Ausdruck «chemo brain» (auf Deutsch «Chemo Hirn») ist demnach falsch. Es gibt sogar Hinweise, dass Menschen, die Krebserkrankungen überstanden haben, seltener an einer Alzheimer-Demenz erkranken.

Ausnahmen sind Krebsbehandlungen, die direkt auf das Gehirn zielen, wenn also beispielsweise ein Tumor oder Metastasen im Hirn bestrahlt werden. Dies kann sich in manchen Fällen nachteilig auf die geistigen Fähigkeiten auswirken.

Was man selbst tun kann

Wichtig ist, das Problem beim Arzt anzusprechen. Mit einer Untersuchung und Labortests lassen sich mögliche Ursachen wie etwa eine Blutarmut ausschliessen, die behandelbar sind. Erhärtet sich der Verdacht, dass geistige Einbussen bestehen, ist eine gründliche neuropsychologische Untersuchung sinnvoll.

Findet sich keine spezifische, behandelbare Ursache, kann bereits gute Information zum Umgang mit dem Problem helfen. Auch körperliche Aktivität, Verhaltenstherapie, «Hirntraining», Achtsamkeitstraining und weitere Strategien werden eingesetzt. Die Kombination aus «Hirntraining», Geschicklichkeits- und Gleichgewichtsübungen verbessert die Hirnleistung. In einzelnen Fällen können auch Medikamente helfen.

Mythos 11: Es ist sinnvoll, die Chemotherapie nach Mondphasen oder zirkadianen Rhythmen durchzuführen.

Wahr ist: In den 1990er-Jahren zeigten erste Studien, dass der Körper nicht zu jeder Tageszeit gleich auf eine Chemotherapie reagiert. Einflüsse des Mondes wurden bisher aber nicht nachgewiesen.

Was man selbst tun kann

Sinnvoll ist, auf den eigenen Biorhythmus zu achten. Wird die innere Uhr ständig «verstellt» – etwa durch chronischen Schlafmangel, Schichtarbeit, nächtliche Mahlzeiten oder viel Stress – kann der Körper anfälliger für Erkrankungen werden. Eine schlecht geschlafene Nacht schadet nicht, aber viele durchwachte Nächte können die Gesundheit bei manchen Menschen beeinträchtigen. Viele Medikamente wirken besser oder sind verträglicher, wenn ihre Einnahme an den persönlichen zirkadianen Rhythmus angepasst wird. Wer neben der Krebstherapie begleitende Massnahmen wünscht, sollte dies am besten mit dem behandelnden Arzt absprechen.

Mythos 12: Auf die Chemotherapie kann man verzichten.

Wahr ist: Wird ein Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, genügt in den vielen Fällen die Operation. Eine Chemotherapie bringt dann keinen zusätzlichen Nutzen. Bei erhöhter Rückfallgefahr oder bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium dagegen verbessert die Chemotherapie die Prognose. Es ist unter anderem der Chemotherapie zu verdanken, dass sich seit etwa 1990 die Überlebenschance bei behandeltem Darmkrebs merklich erhöht hat.

Was man tun kann

Regelmässige Früherkennungs-Untersuchungen erhöhen die Chance, dass der Darmkrebs in einem frühen Stadium erkannt wird. Wichtig ist, sich über Darmkrebs bei Fachpersonen und aus Quellen zu informieren, die wissenschaftlich auf dem aktuellen Stand sind. Bei Zweifeln sollte man nachfragen und / oder eine Zweitmeinung bei einem fachkundigen Spezialisten einholen.

Mythos 13: Wer wegen Darmkrebs operiert wird, bekommt immer ein Stoma (künstlicher Darmausgang).

Wahr ist: Einigen Menschen mit Darmkrebs rettet ein Stoma das Leben. Sie können damit wie zuvor leben, ohne in peinliche Situationen zu geraten: Sauna, Duschen, Hallenbad, Sport, Sexualität – alles ist möglich wie früher. Unter der Kleidung ist das Stoma nicht zu sehen und die Materialien zur Versorgung sind heute so gut, dass sie dicht sind und auch kein unangenehmer Geruch entsteht.

Die grosse Mehrheit der Patienten braucht aber kein Stoma, oder nur eines für kurze Zeit, welches in einer zweiten Operation wieder rückgängig gemacht (zurückverlegt) wird.

Was man tun kann

Informieren Sie sich, sprechen Sie Ihre Befürchtungen aus und fragen Sie, wenn Sie unsicher sind. Ein klärendes Gespräch mit einer Fachperson, zum Beispiel einer Stoma-Therapeutin oder dem Chirurgen, kann viele (unnötige) Ängste nehmen. Ein kurzer Film auf der Website der Krebsliga Schweiz gibt einen Einblick in das Leben eines Mannes, der ein Stoma hat. Auf der Website sind auch Broschüren mit weiterführenden Informationen zum Herunterladen: www.krebsliga.ch/ueber-krebs/nebenwirkungen/leben-mit-einem-stoma/

Mythos 15: Der Krebs ist die Quittung dafür, dass man etwas falsch gemacht hat, zum Beispiel nicht gut genug zu sich geschaut, einen Konflikt nicht «verdaut» oder sich schlecht ernährt hat.

Wahr ist: Krebs kann viele Ursachen haben. Weder zu wenig Bewegung noch das Rauchen oder andere Faktoren führen aber zwangsläufig zu Krebs. Manche Faktoren können das Risiko für eine Krebserkrankung zwar erhöhen, aber fast immer müssen mehrere zusammentreffen, damit ein Tumor entsteht. Das Gefühl, selbst Schuld zu sein an der Erkrankung, Vorwürfe oder das Gefühl, versagt zu haben, können den von Krebs betroffenen Menschen sehr belasten. Krankheiten sind immer auch schicksalhaft. Der Zufall spielt dabei eine grosse Rolle. Die Suche nach Ursachen und Zusammenhängen ist aber zutiefst menschlich. Kulturell oder religiös bedingte Überzeugungen, die auf Schuld und Schuldzuweisung basieren, können sich jedoch ungünstig und schädlich auf die Problembewältigung auswirken.

Was man tun kann

Belastende Gefühle und Schuldgefühle sollte man einer Vertrauensperson mitteilen. Indem man über sie spricht, nimmt der innere Druck ab, den sie verursachen. Auch Missverständnisse können sich so klären.