Im März ist Darmkrebsmonat. Dies nehmen wir zum Anlass Dr. med. Ralph Fritsch, Leiter des Darmtumorzentrums am CCCZ, 5 Fragen zum Thema Darmkrebs zu stellen.
Herr Dr. Fritsch, Sie sind Leiter des Darmtumorzentrums am CCCZ. Was ist das Konzept solch eines spezialisierten Zentrums?
Im Darmtumorzentrum des Comprehensive Cancer Center Zürich haben sich alle wichtigen Fachbereiche und Kliniken zusammengeschlossen und arbeiten rund um die Erkrankung Darmkrebs eng zusammen. Für die Abklärung, Beratung und Behandlung steht unseren Patient:innen damit ein interdisziplinäres Team aus Fachärzt:innen und onkologischen Fachpersonen zur Verfügung. Wir kümmern uns um das gesamte Spektrum der Vorsorge, Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Darmkrebs in allen Stadien. Wichtig ist, dass wir fachübergreifend in unseren wöchentlich stattfindenden Tumorboards die Befunde und Therapieempfehlungen für unsere Patient:innen gemeinsam besprechen und entscheiden. Unsere Beratung bildet damit nicht nur die Meinung eines einzelnen Spezialisten ab, sondern basiert auf der Kompetenz und Erfahrung eines Teams zahlreicher Disziplinen.
Welche Verbesserung kann für Krebspatien:innen dadurch aus Ihrer Sicht erreicht werden?
Unser Ziel ist eine optimale medizinische Betreuung, die auf die individuellen Bedürfnisse von an Krebs erkrankten Menschen zugeschnitten ist. Wir können am CCCZ eine umfassende Krebsmedizin anbieten. Das heisst Patient:inne erhalten bei uns, je nach Bedarf, das gesamte Spektrum der Diagnostik, Endoskopie, Chirurgie, Strahlentherapie und systemischer Tumortherapie (Chemotherapie, molekular zielgerichtete Therapie, Immuntherapie) sozusagen „aus einer Hand“. Das bedeutet kurze Wege für die Patient:innen, einheitliche Abläufe über die Disziplinen hinweg und feste Ansprechpartner. All dies ist bei einer Krebserkrankung wichtig: Eine präzise Diagnose stellen, kompetent beraten und individualisiert behandeln. Und dies alles so schnell wie möglich und fachübergreifend abgestimmt. Zudem haben wir am CCCZ zahlreiche supportive Beratungs- und Behandlungsdienste, die unsere Patiente:innen physisch, psychosozial und emotional unterstützen. All dies führt zu einer ganzheitlichen Betreuung.
Wie wird der Darmkrebs am CCCZ erforscht?
Wir forschen am CCCZ in vielen Bereichen der Krebsmedizin sehr intensiv und auf international anerkannt hohem Niveau. Mehr als 65 Forschungsgruppen und klinische Abteilungen arbeiten am CCCZ zusammen. So können wir Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung zügig in die klinische Anwendung übertragen. Dies ermöglicht es uns mitunter auch, neue Behandlungsansätze gegen Krebs in klinischen Studien zu prüfen und früher anzubieten als dies anderswo der Fall ist. Patient:innen können am CCCZ so vom neuesten Stand der Wissenschaft und von neu verfügbaren Therapieansätzen profitieren. In der Klinik ergänzen sich etablierte Standards und innovative Verfahren sehr gut.
Gibt es bereits Ansätze für eine massgeschneiderte Therapie (Präzisionsonkologie) beim Darmkrebs?
Präzisionsonkologie für Darmkrebs bedeutet, dass jede einzelne:r Patient:in die optimale, präzise an Krankheitssituation und Tumoreigenschaften angepasste Diagnostik, Therapie und Nachsorge erhält. Wir führen je nach Tumorstadium bei Patienten mit Darmkrebs ausführliche molekulare Diagnostik noch vor Behandlungsbeginn durch, um die systemische Behandlung möglichst massgeschneidert an Tumor und Patient anzupassen. Durch zielgerichtete Therapien lassen sich die Wirksamkeit der Behandlung oft steigern und unnötige Nebenwirkungen vermeiden. Man unterscheidet mittlerweile viele molekulare Untergruppen von Darmkrebs, die zunehmend mit unterschiedlichen medikamentös therapiert werden. Auch die Operation und Bestrahlung von Darmtumoren wird immer präziser. Durch eine robotergestützte oder minimalinvasive Tumorchirurgie können wir Tumore mit einzelnen kleinen Hautschnitten (sogenannte Schlüssellochtechnik oder Laparoskopie) mit weniger Komplikationen entfernen. Der Einsatz von modernsten Bildgebungs- und Bestrahlungsgeräten ermöglicht es den Tumor während der Radiotherapie „live” zu überwachen und millimetergenau zu bestrahlen
Wie wichtig ist Vorsorge und Früherkennung bei Darmkrebs?
Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in der Schweiz. Jährlich erkranken über 4000 Menschen an Darmkrebs. Etwa 1700 Menschen sterben jährlich an den Folgen von Darmkrebs. Je früher man Darmkrebs erkennen kann, desto besser sind die Heilungschancen. Ab dem 50. Lebensjahr ist es daher dringend empfohlen Vorsorgedarmspiegelungen durchführen zu lassen. Liegt eine Risikokonstellation vor (v.a. familiäre Belastung) sollten Vorsorgemassnahmen mitunter früher einsetzen, auch hierzu braucht es eine individuelle Beratung. In der Vorsorgekoloskopie können Vorstufen von Darmkrebs erkannt und entfernt werden. Das Darmkrebsrisiko kann damit nachweislich gesenkt werden.
Darmkrebsvorsorge am USZ