Die systematische Messung und Kontrolle der Qualität chirurgischer Eingriffe gewinnt zunehmend an Bedeutung. Eine Studie aus der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am UniversitätsSpital Zürich (USZ) zeigt auf, wie dabei der Ansatz des «Benchmarking» von der Wirtschaft auf die Leberchirurgie übertragen werden kann.
«Benchmarking» ist ein in der Wirtschaft fest etablierter Begriff. Er bezeichnet den kontinuierlichen Vergleich von erreichten Ergebnissen mit definierten Referenzwerten, den sogenannten Benchmarks. Das Ziel des Benchmarkings in der Chirurgie besteht darin, die Ergebnisse der vorgenommenen Eingriffe zu messen und zu verbessern. Bis anhin fehlen entsprechende standardisierte Methoden.
Mit einer Studie wollen Viszeralchirurgen des UniversitätsSpitals Zürich die Qualitätskontrolle in ihrem Fach verbessern. «Unser Ziel war es, Benchmarks zu definieren, die das bestmögliche Ergebnis («Outcome») nach grossen Leberoperationen bestimmen», sagt Prof. Dr. med. Pierre-Alain Clavien, Direktor der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am USZ. Berechnet haben die Forscher diese Werte, indem sie postoperative Komplikationen von über 5’000 lebenden Leberspendern aus zwölf internationalen, hoch spezialisierten Zentren analysierten. Damit ist die Studie die umfangreichste Untersuchung zur Gesundheit von lebenden Leberspendern nach der Organentnahme weltweit.
Organspender als ideale Referenz
Die Gesundheitsdaten der Leberspender dient als idealer Benchmark für den Erfolg von grossen Leberoperationen. Da die Sicherheit der Spender höchste Priorität hat, werden sie vor der Organentnahme sorgfältig abgeklärt. Es gelten strikte Auswahlkriterien, wobei viele potenzielle Spender abgelehnt und überwiegend junge und gesunde Spender zugelassen werden. Die Ergebnisse grosser Leberoperationen, beispielsweise bei Lebertumoren, können an den Referenzwerten von lebenden Leberspendern gemessen werden. Erwartungsgemäss ist der Gesundheitszustand bei Tumorpatienten nach der Operation aber schlechter als bei den gesunden Spendern. Hier gilt das Ziel, möglichst nahe an den Benchmark heranzukommen.
In der Studie wurde der Gesundheitszustand der Spender nach der Operation mittels der «Clavien-Dindo-Klassifikation» und dem «Comprehensive Complication Index» berechnet. Dabei handelt es sich um weltweit etablierte Methoden zur Erfassung von Komplikationen nach chirurgischen Eingriffen. Der Gesundheitszustand wurde jeweils bei der Entlassung aus dem Spital erfasst sowie 90 und 180 Tage nach dem Eingriff. Der Benchmark für jegliche Form von Komplikationen innerhalb der ersten 90 Tage nach der Lebendspende wurde bei 31% definiert. Wenn also nur 31 von 100 Patienten nach grösseren Leberoperationen Komplikationen erleiden würden, hätten die Chirurgen eine exzellente Arbeit gemacht. Für schwere Komplikationen liegt der Wert bei 9% und für leichte Komplikationen bei 23%. Die Studienresultate zeigten zudem signifikante Unterschiede in den Ergebnissen der einzelnen Zentren: Spitäler mit einer sehr hohen Fallzahl (mehr als 100 Lebendleberspenden) wiesen weniger Komplikationen auf.
Neues Konzept zur Qualitätskontrolle
Benchmarking als neues Konzept der Qualitätskontrolle in der Chirurgie soll dazu dienen, den Wettbewerb unter den Zentren international und national anzuregen – allein in der Schweiz unterziehen sich jährlich hunderte Patienten einer grossen Leberoperation. Ihnen kommt es letztlich zu Gute, wenn Chirurgen im Rahmen von Benchmarking-Ansätzen die Ergebnisse ihrer Arbeit kontinuierlich messen und verbessern.
Ansprechpartner für Fragen:
Prof. Dr. med. Pierre-Alain Clavien
Direktor Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie, UniversitätsSpital Zürich
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