Nicht nur Schwangere oder Frauen nach Geburt können von einem geschwächten oder abgesenkten Beckenboden betroffen sein. Im Beckenboden- und Kontinenzzentrum am USZ werden jährlich rund 3’000 Menschen mit einer Beckenbodenproblematik behandelt. Rund die Hälfte sind Männer.
„Bei einer Schwangerschaft rückt der Beckenboden bei Frauen oft das erste Mal ins Bewusstsein“, weiss Cornelia Betschart Meier. Die Leitende Ärztin an der Klinik für Gynäkologie koordiniert das Beckenboden- und Kontinenzzentrum am USZ seit vier Jahren. „Bei Männern taucht das Thema erst später auf“, ergänzt Marko Kozomara-Hocke, Oberarzt in der Klinik für Urologie. Inkontinenz kann bei beiden Geschlechtern zum Problem werden. Einzig die Ursache unterscheidet sich: Bei Frauen ist es eher die Belastung des Beckenbodens – zum Beispiel durch eine Schwangerschaft –, wohingegen bei Männern die Veränderung der Prostata mit dem Alter zur Blasenüberaktivität führen kann. Um herauszufinden, woher eine Inkontinenz rührt, wird oft eine urodynamische Untersuchung durchgeführt. Dabei wird die Blase mit Wasser gefüllt, und dann beobachten die Spezialistinnen und Spezialisten, wie sie sich verhält. „Diese Untersuchung ist leider unangenehm für die Patienten, aber sehr effizient“, so Marko Kozomara-Hocke. Zum Beispiel, um herauszufinden, wie die Blase reagiert, wenn die Patientin hustet. So kann zwischen Urinverlust bei Belastung oder bei Harndrang unterschieden werden.
Physiotherapie kann viel bewirken
Je nach Art der Inkontinenz unterscheiden sich auch die Behandlungen. Die einfachste und häufigste Therapie ist die Abgabe von Medikamenten. Diese beruhigen und stärken die Blasenmuskulatur. In über der Hälfte der Fälle hilft eine spezialisierte Physiotherapie mit Beckenbodentraining und Verhaltensanpassungen sehr gut. „Am häufigsten behandeln wir Menschen mit Inkontinenzen und Schmerzen“, sagt Mirjam Stauffer. Die Fachbereichsexpertin Therapie leitet das sechsköpfige Physiotherapieteam, das sich um Patienten mit Beschwerden im Bereich Beckenboden kümmert. „Mittels gezielter Anamnese und exakter Untersuchung können wir auch bei komplexen Thematiken eine hilfreiche Therapie anbieten“, sagt sie. Das bedeutet nicht immer, dass die Krankheit dadurch verschwindet, eine Verbesserung der Symptome erleben aber sehr viele Betroffene.