Dank einer neuartigen Prothese ist der Aortenersatz nun auch bei bisher inoperablen Patientinnen und Patienten möglich. Die Klinik für Gefässchirurgie am USZ ist die zweite Klinik weltweit, die den Eingriff durchführt. Alexander Zimmermann, Direktor der Klinik für Gefässchirurgie am USZ, zu den neuen Möglichkeiten.
Herr Prof. Zimmermann, die Klinik für Gefässchirurgie am USZ setzt als zweite Klinik weltweit eine neuartige Prothese für den Aortenersatz ein. Was ist daran neu?
Das Wichtigste: Wir können damit bisher inoperablen Patientinnen und Patienten mit Aortenaneurysma eine Behandlungsmöglichkeit bieten, wo es bis jetzt keine gab. Die Prothese ist anders konstruiert als herkömmliche Aortenprothesen, das ermöglicht ein anderes Vorgehen. Sie wird unter dem Brustkorb eingeschoben, dieser muss also nicht geöffnet werden wie bei der üblichen offenen Operation. Es braucht zudem kein ECMO, weil der Blutfluss immer nur kurz abschnittweise unterbrochen werden muss. Die Operation ist dadurch organschonend und insgesamt weniger belastend für die Patienten, die Erholungszeit danach kürzer. Deshalb kann diese Aortenprothese auch bei Patienten eingesetzt werden, die bis anhin für eine Operation nicht in Frage kamen.
Sie haben am USZ den erst siebten Eingriff weltweit mit der neuen Prothese durchgeführt. Alle Operationen davor fanden am UKE statt, in dessen Aortenzentrum die Prothese entwickelt wurde. Wie kam es dazu, dass die Klinik für Gefässchirurgie des USZ als erste ausserhalb des UKE die Prothese verwenden konnte?
Ich kenne die Kolleginnen und Kollegen des UKE seit Langem und wusste deshalb auch schon seit einiger Zeit von der Prothese und den ersten Eingriffen damit. Als wir nun am USZ einen schwerkranken Patienten hatten, der alle Kriterien erfüllte, wollten wir ihm die Chance bieten, ihn hier zu operieren. Wir holten die noch nötige Ausnahmegenehmigung der Behörden für die Verwendung der Prothese ein, liessen die Prothese individuell für ihn herstellen und konnten ihn dann operieren.
Wie sehen Sie die Anwendung der Prothese aus Sicht des Chirurgen?
Die Operation ist chirurgisch nicht schwieriger als eine offene Operation. Beim Eingriff hatten wir Unterstützung der Kollegen des UKE. Die Operation verlief dann aber völlig problemlos, besser hätte es nicht gehen können. Der Patient, ein Mann Anfang sechzig, der zuvor mehrmals für eine Operation abgelehnt worden war, hat sich inzwischen gut erholt.
Werden Sie weitere Patientinnen und Patienten so operieren?
Derzeit stehen die sonst inoperablen Patienten im Fokus. Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Aortenprothese auch für andere Patienten mit Aortenaneurysma in Frage kommt, einfach, weil sie schonender und risikoärmer ist.
zur Medienmitteilung vom 24. Oktober 2022