Story

„Angst hatte ich nie“

Wegen eines Lymphoms musste sich Toni Bachofner (77) über Jahre allen erdenklichen Bestrahlungen und Chemotherapien unterziehen. Seit der CAR-T-Zelltherapie hat er sich komplett erholt, und der Krebs ist weg.

„Begonnen hat alles 2004. Während meiner Ferien in Botswana hatte ich dauernd das Gefühl, mich räuspern zu müssen. Zurück zu Hause, habe ich in meinen Hals geschaut – und neben meinem Halszäpfchen ein zweites, gelbes «Halszäpfchen» entdeckt. Ich bin zum Hausarzt, er hat mir Antibiotika verschrieben. Bei der Kontrolle sechs Tage später war es unverändert. Da hat er mich zum Spezialisten geschickt. Dieser hat eine Biopsie gemacht und mir bei deren Besprechung gesagt: «Ich habe eine schlechte und eine gute Nachricht für Sie. Sie haben ein Lymphom, das kann man aber heilen.» Mir wurde eine Mandel entfernt, und dann begann die erste Chemotherapie bei einem Onkologen in Schaffhausen. Danach musste ich 20 Mal nach Winterthur ins Spital für die Bestrahlung. Das war sehr unangenehm, weil ich in dieser Zeit fast nichts mehr essen konnte. Nach der Behandlung ging es mir 13 Jahre lang gut, ich hatte absolut keine Beschwerden. Im Sommer 2017 – wieder in den Ferien, dieses Mal in Irland – entdeckte ich aussen am Kiefer einen kleinen Knoten. Er ist ziemlich schnell gewachsen. Zu Hause habe ich das meinem Hausarzt gezeigt, der mich ins Spital überwiesen hat. Die Untersuchungen zeigten, dass wohl ein kleiner Rest vom Lymphom überlebt hatte und so ein neuer Tumor wachsen konnte. Am Kantonsspital Winterthur erhielt ich die vorbereitende Chemotherapie, und dann am USZ eine hochdosierte Chemotherapie und eine Stammzelltransplantation. Das war ziemlich unangenehm, ich war schwach, mir war übel, und ich hatte Verdauungsprobleme. Kurz vor Weihnachten konnte ich aber nach Hause und hatte für zwei Jahre Ruhe.

Letzte Option: CAR-T-Zelltherapie

Ende Januar 2020 bemerkte ich am Oberschenkel ein haselnussgrosses Knötchen. Es hat sich rapide vergrössert und war bald so gross wie ein Hühnerei. Zuerst hiess es, ich müsse mich einer weiteren Bestrahlung
unterziehen. Im PET-CT erkannten die Spezialisten, dass in der Nähe der Nieren auch ein Tumor ist, der Krebs also vermutlich gestreut hatte. Nach einer vorbereitenden Chemotherapie begann im April meine Behandlung am USZ. Dieses Mal brauchte ich eine CAR-T-Zelltherapie mit eigenen Zellen. Zuerst musste ich mir Spritzen verabreichen, um das Blut vorzubereiten. Dann wurde mir Blut abgenommen, meine Blutzellen wurden nach Amerika geschickt, dort aufbereitet und wieder zurückgeschickt. Dann konnte die Therapie beginnen. Sie ging zuerst gut, dann hatte ich aber starke Nebenwirkungen, und mein Allgemeinzustand verschlechterte sich so sehr, dass ich auf die Intensivstation verlegt werden musste. Insgesamt war ich fast einen Monat am USZ. Die CAR-T-Zelltherapie war vom Empfinden und von den Schmerzen her aber weniger schlimm als die Hochdosis-Chemotherapie. Mein Krebs ist nach dieser Therapie – hoffentlich für immer – vollständig zurückgegangen.

Volles Vertrauen in die Medizin

Einmal im Monat muss ich zum Onkologen für eine Blutprobe, und jeden dritten Monat steht die grosse Blutentnahme an, die am USZ ganz genau untersucht wird. Meine Werte werden jedes Mal ein bisschen besser. Ich habe mich nie verrückt machen lassen, und ich kenne kein Selbstmitleid. Sollte jetzt wieder etwas auftreten, wäre ich aber schon beunruhigt. Weil es dann keine Optionen mehr gibt. Die CAR-T-Zelltherapie war die letzte Möglichkeit. Das wird nur gemacht, wenn man vorher schon zwei Chemotherapien hatte und der Krebs wiederkommt. Ich habe volles Vertrauen in die medizinische Behandlung und die Ärzte. Angst hatte ich nie. Man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen. Ich habe mich immer auf das Positive fokussiert. Die Behandlungen waren unangenehm, und jedes Mal brauchte ich eine Zeit, bis ich wieder voll da war. Ich wünsche mir jetzt einfach, gesund zu bleiben, und freue mich über alles, was ich noch kann. Ich lebe bewusst. Zum Glück habe ich in meinem Leben viel erlebt und gelebt. In der Natur zu sein, bedeutet mir viel: Vor wenigen Wochen habe ich mit einem Kollegen im Wald Holz gespalten. Es hat mir richtig Freude gemacht, dass das ohne Beschwerden so gut geht.“

Tonis Leidenschaft

Toni Bachofner ist ein passionierter Maler.

Seine Bilder zeigt er:

auf seiner Website