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«Ally Science» – Eine App im Dienste aller Pollenallergiker

Zuletzt aktualisiert am 14. Februar 2024 Erstmals publiziert am 24. April 2018

Jede und jeder Siebte in der Schweiz ist von einer Pollenallergie betroffen, wenn auch in unterschiedlicher Stärke. Das Universitätsspital Zürich möchte mehr über die Pollenallergie erfahren, um so betroffene Patientinnen und Patienten noch besser und individueller behandeln zu können. Die Allergiestation der Dermatologischen Klinik des USZ unter der Leitung von Prof. Peter Schmid-Grendelmeier lanciert in Partnerschaft mit der MIDATA Genossenschaft die «Ally Science»-App. Damit können Pollenallergikerinnen und -allergiker Daten sammeln, die anderen Betroffenen und der Forschung dienen. Wir haben uns mit Prof. Peter Schmid-Grendelmeier über Pollenallergien und die App unterhalten.

​Prof. Schmid-Grendelmeier, wer ist in der Schweiz am Stärksten von einer Pollenallergie betroffen?
Die grösste Gruppe sind Jugendliche bzw. junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren, mit zunehmendem Alter nimmt es etwas ab. Aber auch jüngere oder ältere Menschen können betroffen sein. Rund 15 bis 18 Prozent, also jede und jeder Siebte, haben eine akute Pollenallergie. Wir wissen aber, dass rund ein Drittel der Bevölkerung die Veranlagung dazu hat.

Welches sind die häufigsten Pollenallergien in der Schweiz?

Vor allem die Pollen, die sich durch den Wind verbreiten, also von Bäumen im Frühjahr, von Gräsern im Sommer oder von Kräutern im Herbst, lösen die Allergien aus.

Wo und wie treten diese auf?

Im Tessin fängt es wetterbedingt schon früher im Jahr an, in den Bergen sind die Allergene generell weniger stark – grundsätzlich ist aber die ganze Schweiz betroffen. In den Städten ist es oft von der Ausrichtung der Strasse und damit von den Windverhältnissen abhängig. Und manchmal gibt es auch spezielle Situationen, wie beispielsweise in Zürich, wo in zwei Strassen die Purpurerle wächst. Weil diese viel früher blüht als andere Bäume, kann sie schon im Dezember Allergien auslösen.

Wo leben die Menschen mit den stärksten allergischen Reaktionen?

Auf dem Land sind die Menschen statistisch gesehen etwas weniger allergisch. Das kann einerseits mit der frühen Desensibilisierung zusammenhängen. Andererseits bildet eine – dadurch, dass sie alleine in einem Garten steht und nicht mit anderen Bäumen im Wald – gestresste Birke mehr Allergene pro Pollen aus. Damit sind deren Pollen in der Stadt stärkere Auslöser.

Wie äussert sich eine allergische Reaktion?

Das kann von einem leichten Nasenlaufen, Niesen und Augenbrennen bis hin zu sehr einschneidenden Reaktionen gehen. Die Leistung kann dadurch massiv sinken – damit beispielsweise die Schulnoten – und die Lebensqualität ist stark beeinträchtigt. In Ausnahmefällen sind allergische Reaktionen sogar lebensbedrohlich, etwa durch allergisches Asthma.

Wie werden Patienten mit Pollenallergien behandelt?

Die Behandlung erfolgt in drei Stufen: Bei wenig betroffenen Personen reicht es oft, wenn diese eine Sonnenbrille tragen, die Haare vor dem Zubettgehen gut ausbürsten, Pollenschutzgitter an den Fenstern anbringen und Luftreinigungssysteme anschaffen. Bei stärkeren Reaktionen helfen als zweite Stufe Antihistamine, Nasensprays und Augentropfen. Bei schweren Fällen hilft in 70 bis 80 Prozent eine Behandlung für eine Desensibilisierung. Dabei wird mit Spritzen oder Tabletten die Toleranz für die Allergene erhöht.

Wichtig ist vor allem eine sorgfältige Abklärung, auch als Abgrenzung zu anderen Allergien bspw. auf Nahrungsmittel, mit denen auch Kreuzreaktionen entstehen können.

«Ally Science», die neue App, wie funktioniert sie?

Mit der kostenlosen App «Ally Science» erfassen die Nutzer ihre Symptome – Augen, Nase und Atmung – auf eine ganz einfache Weise. Gleichzeitig geben sie ihre Position frei, so dass auf 500 Meter genau bestimmt werden kann, welchen Pollen die User ausgesetzt waren. Das machen wir zusammen mit Meteo Schweiz. Wichtig ist, dass auch Patienten mit leichteren Beschwerden erfasst werden, die sonst nicht unbedingt die Apotheke, einen Arzt oder gar uns Allergiespezialisten aufsuchen würden. Damit lernen wir mehr über die allergischen Wirkungen der Pollen, können die Patienten individuell besser beraten und für Hausärzte Informationen bereitstellen sowie vieles mehr.

Wie profitieren die Allergiker und Allergikerinnen?

Je mehr Personen teilnehmen, desto schneller werden Allergiker von einem Echtzeit-Pollenwarnsystem profitieren, das ihnen sehr präzise die Stärke der allergischen Reaktionen voraussagt.

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