Abbildung einer DNA Sequenz

Fachartikel

Personalisierung für jeden Tumor

Zuletzt aktualisiert am 25. Juni 2021 Erstmals publiziert am 05. Mai 2020

Viele Patientinnen und Patienten werden schon heute anhand des biologischen und molekularen Profils ihrer Tumorerkrankung behandelt. Experten gehen davon aus, dass die personalisierte Krebsmedizin in Zukunft noch viel wichtiger wird.

Die Behandlung von Darmkrebs erlebt gerade eine Revolution. So gelingt es, durch bessere Vorsorge, Diagnostik und Therapie immer mehr Patienten von dieser häufigen Tumorart zu heilen. Einen grossen Anteil an dieser Entwicklung haben die enormen Fortschritte im Bereich der personalisierten Krebsmedizin. „Heute sucht man nicht mehr nach der einen besten Behandlungsart für alle, sondern passt die Therapie möglichst exakt dem Tumor des einzelnen Patienten an“, sagt Dr. Ralph Fritsch, Leiter des Darmtumorzentrums am Universitätsspital Zürich. So lassen sich heute im klinischen Alltag durch molekulare Diagnostik diverse Subtypen von Darmkrebs unterscheiden, für die es teilweise äusserst wirksame Medikamente gibt. „Die Entwicklung in den letzten Jahren ist unglaublich dynamisch, aber ich gehe davon aus, dass dies erst der Anfang ist.“

Was für den Darmkrebs gilt, gilt auch für weitere Bereiche der Onkologie. „Personalisierte Medizin ist für alle Tumorstadien wichtig, am häufigsten findet sie jedoch in fortgeschrittenen Stadien Anwendung“, sagt Fritsch. So seien molekulare Analysen bei vielen Tumorarten längst Standard. Als Beispiel nennt Fritsch den Bauchspeicheldrüsenkrebs. „Aufgrund der Analyse kann zwar nur etwa jedem fünften Patienten eine personalisierte Behandlung angeboten werden. Aber manche Patienten profitieren deutlich davon.“

Am Comprehensive Cancer Center des Universitätsspitals Zürich (CCCZ) wird versucht, die Möglichkeiten der personalisierten Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen auszuschöpfen. „Wir streben nach der maximalen Personalisierung der Therapie für jeden Tumor“, sagt Fritsch. Dabei entscheide sich von Fall zu Fall, ob eine molekulare Analyse Sinn macht. Zu vermeiden sei eine Überdiagnostik, die grosse Kosten verursacht und bei Patienten falsche Hoffnungen weckt. Fritsch beobachtet mit Sorge, dass es heute einen Markt gibt für Molekulartests, deren Ergebnisse unkommentiert an Patientinnen und Patienten ausgehändigt werden. „Solche komplexen molekularen Befunde machen nur im Zusammenhang mit einer fachlich fundierten Interpretation Sinn.“

Das Darmtumorzentrum bietet wie die anderen Bereiche des Comprehensive Cancer Centers am Universitätsspital Zürich das ganze Spektrum an Dienstleistungen im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen an – von der Vorsorge über die Diagnostik bis hin zur Therapie. Auf dem Gebiet der personalisierten Diagnostik und Therapie nimmt das USZ eine führende Rolle ein. Die unterschiedlichen Bereiche der Onkologie würden dabei gegenseitig voneinander profitieren, sagt Fritsch. „Bei der molekularen Analyse, in der Präzisionsonkologie und schliesslich auch im Rahmen von klinischen Studien.“ Letztere können für Patientinnen und Patienten mit spezifischen Tumorerkrankungen innovative Therapiemöglichkeiten darstellen. So wird am USZ beispielswiese die Wirksamkeit von kombinierten Immuntherapien auf Patienten mit unterschiedlichen Tumorarten untersucht.

Kontakt

Ralph Fritsch, PD Dr. med.

Leitender Arzt, Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie

Tel. +41 44 255 22 14
Spezialgebiete: Gastrointestinale Tumore, Hepatobiliäre Tumore, Molekulare Onkologie und Präzisionsonkologie und Neuroendokrine Tumore