Fehlbildungen der Nase und der Nasennebenhöhlen

Nasenfehlbildung, Nasennebenhöhlenfehlbildung

Es gibt eine ganze Reihe von angeborenen sowie erworbenen Fehlbildungen der Nase und den Nasennebenhöhlen, unter anderem zum Beispiel Gesichtsverletzungen nach einem Unfall, Tumoren oder eine Entzündung der Nasennebenhöhlen. Um die Ursachen, das Ausmass und die Symptomatik der Erkrankungen ausführlich beurteilen zu können, sind sogenannte rhinologische Untersuchungen notwendig. Die allermeisten Erkrankungen und Fehlbildungen der Nase lassen sich mittlerweile minimal-invasiv behandeln.

Überblick: Was sind Fehlbildungen der Nase und der Nasennebenhöhlen?

Die Nase dient der Reinigung, dem Anfeuchten und der Erwärmung der eingeatmeten Luft. Das Innere der Nase bezeichnet man als Nasenhöhle. Die Nasennebenhöhlen sind lufthaltige, mit Schleimhaut ausgekleidete Hohlräume, die mit der Nasenhöhle verbunden sind. Insgesamt unterscheidet man vier Nasennebenhöhlen:

  • die Kieferhöhle neben der Nase
  • die Stirnhöhle über der Nase
  • die Keilbeinhöhle hinter der Nase
  • das Siebbein hinter der Nase zwischen den Augen

Verschiedene Erkrankungen und Fehlbildungen können die Form und die Funktion der Nase und der Nasennebenhöhlen beeinträchtigen. Sie können sowohl von Geburt an bestehen oder erst im Laufe des Lebens erworben werden. Insgesamt kommen Fehlbildungen der Nase aber relativ selten vor und sind meist mit anderen Syndromen assoziiert. Eine häufige Fehlbildung der Nase ist zum Beispiel die sogenannte Choanalatresie (knöcherner Verschluss der hinteren Nasenöffnung).

Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmass der funktionellen Beeinträchtigung sowie nach der damit verbundenen psychischen Belastung.

Fehlbildungen der Nase und der Nasennebenhöhlen: Ursachen

Es gibt viele verschiedene Ursachen, die für Fehlbildungen der Nase und der Nasennebenhöhlen infrage kommen und unterschiedliche Symptome hervorrufen können. Grundsätzlich lassen sich angeborene und erworbene Ursachen voneinander unterscheiden.

Angeborene Ursachen

  • Choanalatresie: Von einer Choanalatresie spricht man, wenn sich zwischen der hinteren Nasenöffnung und dem Rachen ein knöcherner Verschluss gebildet hat. Sie ist die häufigste angeborene Fehlbildung der Nase, kommt insgesamt in der Bevölkerung aber nur selten vor. Die Choanalatresie kann sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten. Eine einseitige Choanalatresie kann über Jahre unentdeckt bleiben und wird meist erst im Kleinkindalter behandelt. Eine beidseitige Choanalatresie hingegen müssen wir umgehend nach der Geburt operieren, da die betroffenen Säuglinge ausschliesslich durch den Mund atmen können.
  • Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist eine häufige angeborene Fehlbildung der Mundpartie. Inwieweit die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auch die Nase betrifft, ist unterschiedlich: Die Fehlbildung kann von einer geringen Einkerbung der Nasenspitze bis hin zu einer kompletten Spaltbildung der Nase reichen.
  • Angeborene Nasenfisteln (Dermoide): Nasenfisteln und -zysten sind seltene angeborene Fehlbildungen. Bei einer Fistel handelt es sich um einen kleinen Verbindungsgang unter der Haut, der eine Vielzahl von Geweben (wie Haare und Drüsen) enthalten kann. Nasenfisteln zeigen sich meist als kleine Vorwölbungen im Bereich des Nasenrückens.
  • Verkrümmte Nasenscheidewand: Eine verkrümmte Nasenscheidewand kann zwar auch die Folge eines Unfalls sein, ist aber in vielen Fällen erblich bedingt. Diese fachsprachlich als Septumdeviation bezeichnete Erkrankung kommt durchaus häufig vor, führt aber nur in seltenen Fällen zu Beschwerden, beispielsweise zu Einschränkungen bei der Nasenatmung.
  • Hämangiome (Blutschwämmchen): Ein Hämangiom ist ein gutartiger Tumor, der durch die Wucherung und Neubildung von Blutgefässen entsteht. Grundsätzlich können solche Blutschwämmchen überall dort auftreten, wo Blutgefässe vorkommen – an der Nase kommen sie allerdings eher selten vor.

Erworbene Ursachen

  • Rhinophym (Knollennase): Als Rhinophym bezeichnen Fachleute eine durch die Rosacea verursachte knollige Verformung der Nase. Grund für die Verformung ist die Verdickung der äusseren Nasenhaut und die Vergrösserung der Talgdrüsen.
  • Chronische Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung): Die häufigste Erkrankung des Nasennebenhöhlensystems ist die chronische Entzündung (chronische Sinusitis). Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen entsteht meist durch eine Virusinfektion oder durch andere Erreger. Häufige Symptome sind Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und eine erschwerte Nasenatmung. Bestimmte anatomische Besonderheiten wie zum Beispiel eine verkrümmte Nasenscheidewand oder vergrösserte Nasenmuscheln können die Entstehung begünstigen.
  • Verletzungen und Frakturen: Der Nasenbeinbruch und der Jochbeinbruch zählen zu den häufigsten knöchernen Verletzungen des Gesichtsschädels. Meist entstehen sie infolge eines Schlags oder eines Sturzes, beispielsweise beim Sport. Dabei kann man zwischen dislozierten und nichtdislozierten Frakturen unterscheiden. Bei einem dislozierten Knochenbruch werden die Knochenstücke gegeneinander verschoben und müssen meist operativ repositioniert werden.

Fehlbildungen der Nase und der Nasennebenhöhlen: Rhinologische Diagnostik

Eine sorgfältige rhinologische Untersuchung der Nase und der Nasennebenhöhlen ist die Grundvoraussetzung für die Wahl der richtigen Behandlungsmethode. Dabei ist nicht nur die Ursache der Erkrankung oder der Fehlbildung entscheidend, sondern auch die daraus resultierenden Symptome. Zu den typischen Diagnoseverfahren gehören unter anderem:

  • Nasenendoskopie
  • Rhinomanometrie
  • Neuroradiologische Untersuchungen

Nasenendoskopie (Nasenspiegelung)

Die Nasenspiegelung gehört zu den Routineuntersuchungen beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder bei der Hals-Nasen-Ohren-Ärztin. Sie kommt bei fast jedem Arztbesuch zum Einsatz, um Erkrankungen oder Störungen im Bereich des Naseninneren genauer abzuklären.

Je nachdem, welchen Bereich der Nase wir genauer untersuchen wollen, kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz: die vordere, die mittlere und die hintere Nasenspiegelung.

  • Bei der vorderen Nasenspiegelung verwenden wir ein Nasenspekulum – eine Art Metallzange mit einem Trichter am Ende. So können wir die gesamte Nasenhöhle und die vorderen Nasengänge betrachten.
  • Für die mittlere Nasenspiegelung benutzen wir ein sogenanntes Nasenendoskop. Dieses besteht entweder aus einem starren oder aus einem flexiblen Rohr, an dessen Ende eine Lichtquelle sowie eine kleine Kamera angebracht sind.
  • Eine hintere Nasenspiegelung erfolgt mittels eines Zungenspatels und eines abgewinkelten Nasen-Rachen-Spiegels. Wir nutzen sie zur Diagnose von vergrösserten Rachenmandeln, eitrigem Sekret, Polypen und verdickten hinteren Muschelenden.

Rhinomanometrie

Die Rhinomanometrie ist ein Verfahren zur Messung des Luftstroms aus der Nase. Für diese Untersuchung führen wir zwei Trichter in beide Nasenlöcher ein, wobei nur einer der beiden Trichter luftdurchlässig ist. Nun bekommt der Patient oder die Patientin eine Atemmaske aufgesetzt und atmet einige Male durch den Mund ein und durch die Nase wieder aus. Anschliessend werden die Trichter gewechselt, damit wir Aufschlüsse über die Durchgängigkeit der beiden Nasengänge gewinnen.

Neuroradiologische Untersuchungen

Bildgebende Verfahren können den Nasenraum und darin vorhandene Veränderungen darstellen.  Folgende Methoden werden angewandt um Knochen und Gewebe in der Umgebung der Nase zu untersuchen:

Fehlbildungen der Nase und der Nasennebenhöhlen: Behandlung

Heutzutage lassen sich die Fehlbildungen der Nase und Nasennebenhöhlen dank moderner Technik meist endoskopisch behandeln. Grössere Hautschnitte am Gesicht oder auf dem Kopf sind dabei nicht mehr nötig. Je nach Ursache kommen ganz unterschiedliche Operationsverfahren zum Einsatz – zum Beispiel:

  • Begradigung der Nasenscheidewand (Septumplastik) und/oder Operation der Nasennebenhöhlen
  • Rekonstruktion der Nasenscheidewand bei Defekten
  • ästhetisch-funktionelle Nasenkorrektur (Septumplastik und Rhinoplastik)
  • Nasenmuschelverkleinerung (z.B. Radiofrequenztherapie der Nasenmuscheln)
  • Vordere Schädelbasisoperationen
  • Operation der Augenhöhle und an den Tränenwegen
  • Minimal-invasive Tumorentfernung im Bereich der Nase und der Nebenhöhlen
  • Operation angeborener Fehlbildungen (z.B. bei Choanalatresie oder bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten)
  • Dakryoplastie bei Nasenproblemen, welche die Tränenwege beeinträchtigen

Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.