Lungentransplantation

Die erste Lungentransplantation der Schweiz wurde im November 1992 im Universitätsspital Zürich durchgeführt. Bis Ende 2020 wurden bereits 563 Lungentransplantationen durchgeführt. Inzwischen hat sich diese Therapie bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Lungenkrankheiten, speziell bei Patientinnen und Patienten mit cystischer Fibrose (CF), Lungenfibrose (IPF), chronisch obstruktiven Lungenkrankheiten (COPD), pulmonal arterieller Hypertonie (PAH) und anderen terminalen Lungenerkrankungen sehr gut etabliert.

Dank der medizinischen Fortschritte und der engen Betreuung im spezialisierten multidisziplinären Team, ist das Überleben nach Lungentransplantation in unserem Zentrum verglichen mit dem internationalen Schnitt überdurchschnittlich.

So sind fünf Jahre nach Lungentransplantation mehr als 70% der Patientinnen und Patienten am Leben. Trotz der lebenslangen Einnahme von diversen, zum Teil nebenwirkungsreichen Medikamenten ist auch die deutlich bessere Lebensqualität nach Lungentransplantation bemerkenswert.

Indikation und Kontraindikation

Die Transplantation der Lunge bietet für Patientinnen und Patienten die an einer schweren fortgeschrittenen Lungenkrankheit leiden und diese trotz optimaler medikamentöser oder chirurgischer Behandlung nicht verbessert werden kann, eine Behandlungsmöglichkeit. Üblicherweise ist die Krankheit so ausgeprägt, dass sowohl die Lebensqualität sehr stark eingeschränkt als auch die Lebenserwartung reduziert ist.

Verschiedene Lungenerkrankungen können mit einer Lungentransplantation behandelt werden:

  • Erkrankungen der Bronchien wie die zystische Fibrose oder die schwere, die ganze Lunge durchsetzende Bronchiektasen.
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), dazu gehört typischerweise das Lungenemphysem infolge Nikotinabusus oder das Lungenemphysem bei der angeborenen Alpha-1-Antitrypsinmangel Erkrankung.
  • Interstitielle Lungenerkrankungen wie die idiopathische Lungenfibrose oder die Sarkoidose.
  • Pulmonal arterielle Hypertonie.
  • Seltene Lungenerkrankungen wie die Lymphangioleiomyomatose oder die Histiozytose.

Folgende Erkrankungen erlauben keine Behandlung durch eine Transplantation:

Alle Patientinnen und Patienten, die an einem aktiven Krebs leiden (z.B. der Lunge) aber auch schwere nicht behandelbare Erkrankungen anderer Organe wie z.B. des Herzens und der Leber.

Abklärungen

  • Allgemein-medizinische Untersuchungen
  • Ausschluss von möglichen Kontraindikationen
  • Ausschluss einer möglichen Infektionssituation
  • Ausschluss eines Tumorleidens
  • Immunologische Abklärungen und Gewebetypisierungen
  • Abklärungen der psycho-sozialen Situation und der Compliance

Die notwendigen Abklärungen werden im Rahmen einer Hospitalisation im Universitätsspital Zürich durchgeführt.

Warteliste

Nach Abschluss aller Abklärungen besprechen die Mitglieder des Lungenkolloquiums, ob eine Patientin oder ein Patient auf die Warteliste aufgenommen werden kann. Danach erfolgt die formale Aufnahme auf die nationale Lungentransplantationswarteliste. Der Zeitpunkt der Lungentransplantation kann nicht vorausgesagt werden, die Wartezeit kann je nach Blutgruppe der Empfängerin oder des Empfängers variieren. Die Spenderorgane werden von verstorbenen Organspenderinnen und Organspendern zur Verfügung gestellt. Diese werden in der Schweiz über Swisstransplant gemeldet und von dort gemäss den gültigen Richtlinien zugeteilt.

Die Patientinnen und Patienten müssen, nachdem Sie auf der Warteliste vermerkt sind, jederzeit damit rechnen, ins Spital zur Transplantation aufgeboten zu werden. Aus diesem Grunde müssen sie immer erreichbar sein.

Während der Zeit auf der Warteliste werden die Patientinnen und  Patienten vom Lungentransplantationsteam der Klinik für Pneumologie engmaschig betreut.

Was passiert bei der Transplantation?

Vor der Operation

Sobald eine passende Spenderlunge zur Verfügung steht, kontaktiert die Transplantationskoordination die Patientin oder den Patienten und organisiert den möglichst raschen Transport ins Spital.
Bei der Aufnahme im Spital wird der Gesundheitszustand seit der letzten Kontrolle überprüft, einige wenige Tests wie Blutentnahme und EKG werden wiederholt und die notwendigen Medikamente für die Transplantation werden verabreicht.

Während der Operation

In den meisten Fällen ersetzen wir bei der Transplantation beide Lungen. Dies erfolgt durch einen Schnitt entlang der 4. oder 5. Rippe vom Brustbein Richtung Achselhöhle.
Bei etwa der Hälfte der Patientinnen und Patienten muss während der Narkose zur Stabilisierung von Kreislauf und Beatmung eine Herz-Lungenmaschine eingesetzt werden. Die Operation dauert ca. 6 – 10 Stunden.

Nach der Operation (Spitalaufenthalt Frühphase)

Nach der Operation erfolgt die Stabilisierung auf der Intensivstation. Es wird angestrebt, dass die Patientin oder der Patient bereits nach einem Tag vom Beatmungsgerät entwöhnt wird. Bei optimalem Verlauf kann er bereits nach 1 – 2 Tagen auf die allgemeine Station verlegt werden. Es ist das Ziel die betroffene Person rasch, aber der Situation angepasst, in ein möglichst natürliches und selbständiges Leben zu bringen.

Nach der Operation (Spitalaufenthalt Spätphase)

Auf der Bettenstation der Transplantationsabteilung werden die verschiedenen Drainageschläuche und Leitungen nach wenigen Tagen entfernt. Es ist das Ziel, dass die Patientin oder der Patient früh mobilisiert wird und sich normal ernährt.
Die ersten ein bis zwei Wochen können beschwerlich sein, da sich der stark geschwächte Körper zuerst von der Operation erholen muss und verschiedene Medikamente eingenommen werden müssen. Die Schmerzbehandlung spielt besonders in den ersten Tagen eine wichtige Rolle. Die Koordinatoren des Lungentransplantationsteams schulen die Patientin oder den Patienten zusammen mit den Pflegenden der Abteilung bei der Einnahme der Medikamente und geben Tipps und Anweisungen für das Leben nach der Transplantation.

Muss ich Medikamente einnehmen?

Nach der Transplantation müssen lebenslang Medikamente eingenommen werden, welche das Immunsystem beeinflussen, sodass eine Abstossung der Lunge verhindert wird. Diese Immunsuppressiva haben zur Folge, dass ein erhöhtes Infektrisiko besteht.
Deshalb müssen in den ersten Wochen verschiedene Medikamente gegen Infektionen eingenommen werden. Die Medikamentenspiegel im Blut werden überprüft und optimal für jede Patientin und jeden Patienten angepasst.

Wie wird die empfangende Person nachbetreut?

Nach der Entlassung aus dem Spital erfolgt die Nachkontrolle in der Lungentransplantations-sprechstunde. Hier werden der klinische Verlauf, die Blutwerte und die Dosierung der Medikamente kontrolliert und überwacht.
Innerhalb der ersten 6 Monate werden die Immunsuppressionsmedikamente langsam reduziert, dadurch können auch die  antiinfektiösen Medikamente reduziert werden.
Speziell in den ersten 6 Monaten ist es wichtig, dass die kleinsten Anzeichen einer Abstossung oder eines Infektes raschmöglichst erkannt werden und eine entsprechende Behandlung eingeleitet wird. Die Nachkontrollen werden mit der Zeit in immer grösseren Abständen durchgeführt, aber eine kontinuierliche Betreuung bleibt notwendig.

Das Leben nach der Transplantation?

Nach einer Lungentransplantation kann wieder ein fast normales Leben geführt werden. Die körperliche Leistungsfähigkeit erlaubt es, wieder einem Beruf nachzugehen, Hobbys zu pflegen,  Sport zu machen, sowie sozialen und intimen Aktivitäten wie in einem normalen Leben nachzugehen.
Die wichtigste Einschränkung ist die regelmässige und disziplinierte Medikamenteneinnahme sowie das rasche Reagieren auf Krankheitszeichen in engem Kontakt mit den Ärztinnen und Ärzten des Lungentransplantationsteams.

Wie sind die Resultate?

Der grösste Teil der Patientinnen und Patienten erleben eine dramatische Verbesserung der Lebensqualität und eine verbesserte Überlebenschance.
Die Überlebenschancen nach einem Jahr sind ca. 90% und nach fünf Jahren über 75%. Dies hängt selbstverständlich vom Risikoprofil ab.

Die Überlebenschance nach Lungentransplantation im Universitätsspital Zürich ist im ersten Jahr ungefähr 90% und nach fünf Jahren etwa 75%. Dies hängt wesentlich von der Grunderkrankung ab.

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