Das Universitätsspital Zürich begann schon 1969 mit der Durchführung von Herztransplantationen, musste aber, wie weltweit auch, die Erfahrung mit unkontrollierbarer Abstossung und Infektion machen. Deshalb begann das Universitätsspital Zürich erst wieder 1985, als erstes Zentrum in der Schweiz, mit Herztransplantationen. In der Folge wurden auch in Lausanne, Genf und später in Bern und Basel Herztransplantationen durchgeführt. Aktuell gibt es 3 Zentren in der Schweiz: Lausanne, Bern und Zürich. Bis Ende 2020 wurden in Zürich insgesamt 497 Herztransplantationen durchgeführt. Ebenso wichtig wie die Chirurgie ist eine lebenslange, individuelle Betreuung der Patientinnen und Patienten nach Transplantation.
Heute spielen auch mechanische Unterstützungssysteme bei der Therapie der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz eine wichtige Rolle. Die Herztransplantation wird als eine von mehreren Optionen in einer umfassenden Palette von Therapiekonzepten bei Herzinsuffizienz betrachtet. Um dieser Komplexität gerecht zu werden, wurde am USZ das Universitäre Herzzentrum gegründet, damit alle Patientinnen und Patienten interdisziplinär und ihren Bedürfnissen entsprechend betreut werden können.
Indikation und Kontraindikation
Herzinsuffizienz ist eine schwere Erkrankung, welche immer noch in ihrer Häufigkeit und Schwere unterschätzt wird. Dank wichtigen Fortschritten in der Therapie haben sich die Überlebenschancen in den letzten Jahren verbessert. Trotzdem gelangen immer noch viele Menschen in das Stadium der schweren chronischen Herzinsuffizienz. Sind die Möglichkeiten mit Medikamenten und speziellen Herzschrittmachern ausgeschöpft, so bleibt als letzte Alternative die Herztransplantation. Sie ist eine etablierte und sehr effiziente therapeutische Option, welchen den Patientinnen und Patienten wieder eine normale Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zurückbringen kann. Infolge der Organknappheit kommt diese Therapieform jedoch nur (zu) wenigen Patientinnen und Patienten zu Gute.
Eine Herztransplantation kann unter folgenden Umständen in Erwägung gezogen werden:
Jede Form der schweren Herzkrankheit, bei welcher trotz voll ausgeschöpfter umfassender Therapien schwere Symptome (Atemnot, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Herzschmerzen, Rhythmusstörungen) persistieren und die Lebenserwartung durch die Erkrankung stark eingeschränkt ist. Objektive Parameter, wie eine eingeschränkte Auswurffraktion des Herzens, die mittels Belastungstest gemessene Leistungsfähigkeit und die mittels Herzkatheter bestimmte Herzleistung, helfen, die geeigneten Patientinnen und Patienten zu finden. Betroffene Patientinnen und Patienten müssen die Transplantation wünschen und ihr motiviert und positiv entgegensehen, ausserdem ist die Unterstützung durch Angehörige äussert wichtig.
Gibt es Patientinnen und Patienten, welche nicht für eine Herztransplantation in Frage kommen?
Ja, insbesondere ältere Patientinnen und Patienten mit vielen Begleiterkrankungen kommen möglicherweise als Empfängerin oder Empfänger nicht in Frage, da das Risiko für die Operation zu hoch wäre oder Begleiterkrankungen durch die lebenslange Immunsuppression verschlimmert würden. Deshalb werden Patientinnen und Patienten vor einer allfälligen Transplantation im Rahmen einer kurzen Hospitalisation eingehend abgeklärt. Hierbei wird geschaut, ob zum Beispiel ein verstecktes Tumorleiden, eine sonstige schwere Systemerkrankung, ein schweres Lungen- oder Leberleiden, eine Suchterkrankung oder eine nicht kontrollierbare Infekt-Situation eine Transplantation unmöglich machen.
Warteliste
Nach Abschluss aller Abklärungen werden gemeinsam im Herztransplantations-Team und mit der Patientin oder dem Patienten die Möglichkeiten besprochen. Bei entsprechender Eignung kann die Patientin oder der Patient auf die nationale Warteliste für eine Transplantation aufgenommen werden. Die Dauer der Wartezeit variiert stark. Die Spenderorgane werden von verstorbenen Organspendern zur Verfügung gestellt. Diese werden in der Schweiz über Swisstransplant gemeldet und von dort gemäss den schweizerisch gültigen Richtlinien den Empfängern zugeteilt.
Auch während der Zeit auf der Warteliste werden die Patientinnen und Patienten vom Herzinsuffizienz-Team sehr engmaschig betreut.
Was passiert bei der Transplantation?
Ausschlaggebend für die erfolgreiche Transplantation eines fremden Herzens sind die passende Blutgruppe sowie ähnliches Gewicht und Grösse von Spenderin und Spender sowie Empfängerin und Empfänger.
Eine Herztransplantation wird in Vollnarkose durchgeführt. Sie dauert etwa vier bis sechs Stunden: das Brustbein wird eröffnet, der Blutkreislauf an die Herz- Lungenmaschine angeschlossen, das Herz der Patientin oder des Patienten entnommen und durch das Herz der Spenderin oder des Spenders ersetzt.
Operationsskizze
Am Ende der Operation wird der Brustkorb mit Drähten verschlossen. Anschliessend erfolgt die Verlegung auf die Intensivstation.
Wenn die Herz-, Lungen- und Kreislaufsituation stabil ist, wird die Patientin oder der Patient von der Beatmungsmaschine entwöhnt. Sobald der Gesundheitszustand es erlaubt, wird die Patientin oder der Patient auf die Normalstation verlegt. Anschliessend folgt eine ca. 3-wöchige Phase der Rehabilitation.
Muss man Medikamente einnehmen?
Das Immunsystem, das normalerweise den Körper vor Viren und Bakterien schützt, ist ebenfalls in der Lage, fremdes Gewebe von körpereigenem Gewebe zu unterscheiden. Das Immunsystem wird das neue Herz als „fremd“ erkennen und es zu bekämpfen versuchen. Diese Abwehrreaktion, „Abstossung“ genannt, kann durch eine Kombination verschiedener Medikamente (sogenannte Immunsuppressiva) unterdrückt werden. Diese müssen lebenslang eingenommen werden.
Wie wird der Empfänger nachbetreut?
Eine intensive und hochspezialisierte Pflege und Nachbetreuung mit stetiger Kontrolle im Hinblick auf Abstossungsreaktionen und Infektionen ist lebenslang notwendig.
Nach der Transplantation findet die Nachbetreuung im Transplantationsambulatorium durch erfahrenes Pflegepersonal und spezialisierte Kardiologinnen und Kardiologen im USZ statt und in enger Zusammenarbeit mit der Hausärztin oder dem Hausarzt, der zuweisenden Kardiologin oder dem Kardiologen und den Herzchirurginnen und Herzchirurgen im Hause.
Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen übernehmen nach umfassender Schulung und Begleitung durch Spezialistinnen und Spezialisten verschiedener Fachdisziplinen eine aktive Rolle im Selbstmanagement nach der Transplantation.
Die gewissenhafte Einnahme von Medikamenten, die tägliche Kontrolle von Symptomen und die rechtzeitige Kontaktaufnahme mit dem Behandlungsteam sind sehr wichtig und können viel zum Erfolg der Transplantation beitragen.
Abstossung und Immunsuppression
Kommt es trotz Einnahme von Immunsuppressiva zu einer Abstossungsreaktion, muss eine der Situation speziell angepasste Behandlung eingeleitet werden. Eine Abstossungsreaktion führt häufig nicht zu Symptomen. Aus diesem Grunde müssen in regelmässigen Abständen Gewebeproben aus dem rechten Herzen (sog. Endomyokardbiopsien) entnommen werden (siehe unten), die auf eine Abstossungsreaktion untersucht werden. Eine erste Herzmuskelbiopsie wird etwa eine Woche nach Transplantation erforderlich. In der Frühphase nach der Transplantation, d.h. in den ersten Monaten, werden Herzmuskelbiopsien in regelmässigen Abständen von einer bis vier Wochen durchgeführt. Später sind Biopsien meist nur noch alle 6 Monate oder gar nicht mehr notwendig.
Skizze Herzmuskel-Biopsie
Das Leben nach der Transplantation
Die Prognose hängt entscheidend von der engen Zusammenarbeit zwischen Patientin und Patient sowie behandelndem Team ab. Drei wesentliche Faktoren bestimmen den Verlauf:
- Abstossungsreaktionen am transplantierten Organ,
- Veränderungen im Körper, die durch die immunsupressive Therapie hervorgerufen werden können,
- und allgemeine, transplantationsunabhängige Erkrankungen (normales Altern).
Die Prognose ist sehr gut. Ein halbes Jahr nach der Operation können die meisten Patientinnen und Patienten wieder ein relativ normales Leben führen.