Chronische Gelenkschmerzen werden oft mit älteren Menschen in Verbindung gebracht. Dabei kann eine Entzündung (Arthritis) in jedem Lebensalter auftreten. Wird die Krankheit früh erkannt, können Betroffene ein weitgehend normales Leben führen.
Die ersten Anzeichen kommen in der Regel schleichend über Wochen oder Monate: Handgelenke, Finger oder Zehen schwellen an, schmerzen oder bleiben morgens über längere Zeit steif. Zudem kann es schwierig sein, mit geschlossener Faust einen Stiel oder Griff zu halten – wie etwa beim Staubsaugen oder Tennisspielen. Die Rede ist von rheumatoider Arthritis, einer autoimmun bedingten Gelenksentzündung. Unter einer Autoimmunerkrankung versteht man eine Erkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen (z. B. bestimmte Zellen oder Gewebe) richtet.
Im Gegensatz etwa zu einer Arthrose schmerzen die Gelenke bei einer Arthritis nicht wegen Abnützung, sondern weil sie sich entzünden. Entgegen der landläufigen Meinung handelt es sich nicht um eine Krankheit älterer Menschen. Rheumatoide Arthritis kann in jeder Lebensphase auftreten. Am häufigsten entwickelt sie sich zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. In der Schweiz leiden rund 85’000 Menschen oder knapp 1 Prozent der Bevölkerung an der Autoimmunkrankheit.
Die Ursache der Autoimmunerkrankung ist nicht bekannt. „Es sind genetische Faktoren beteiligt, aber auch Umgebungsfaktoren“, erklärt Raphael Micheroli, Oberarzt an der Klinik für Rheumatologie am Universitätsspital Zürich. Wer vorbeugen will, könne lediglich Risikofaktoren vermeiden. Zu diesen zählt allen voran Rauchen.
Eine rheumatoide Arthritis ist eine ernsthafte, schubweise verlaufende Erkrankung: Auf Dauer können die Gelenke irreversiblen Schaden nehmen und in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit von Betroffenen leidet. Diese fühlen sich neben den Gelenkschmerzen häufig müde, unwohl, leicht fiebrig oder verlieren sogar an Gewicht.
Wirksame und verträgliche Medikamente
Die gute Nachricht: Wird die Krankheit früh erkannt, sind die Prognosen gut. „Es steht heute eine Vielzahl von Medikamenten zur Verfügung“, sagt USZ-Experte Micheroli. „Diese sind in der Regel gut verträglich und ermöglichen es den Betroffenen, ein weitgehend normales Leben zu führen.“ Neben Medikamenten, die es in Form von Tabletten, Spritzen oder Infusionen gibt, werden während Schüben kurzzeitig auch Kortisonpräparate eingesetzt. Um die Lebensqualität zu steigern, machen weitere individuelle Massnahmen Sinn: beispielsweise Ergotherapie, Physiotherapie oder der gezielte Einsatz von Hilfsmitteln wie Schuheinlagen. Weil Arthritispatienten ein erhöhtes Risiko für Herz-/Kreislauf-Erkrankungen haben, sollten sie auch auf Ernährung, Bewegung, Blutdruck, -zucker und -fettwerte achten.
Dass die Gelenke irreversiblen Schaden nehmen, müsse unbedingt vermieden werden, betont Micheroli: „Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser ist die Prognose.“ Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von drei Monaten nach Beginn der ersten Krankheitsanzeichen beginnen. Wer unsicher ist oder den Verdacht hat, an Arthritis zu leiden, kann auf der Webseite der Klinik für Rheumatologie des USZ einen Fragebogen ausfüllen. Erhärtet sich der Verdacht, bietet die Klinik eine kostenlose Früherkennungssprechstunde an.
Rheumatoide Arthritis Behandlung