Prolaktinom (Hypophysentumor)

Hypophysentumor

Ein Prolaktinom ist ein in der Regel gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse. Die Geschwulst besteht aus Zellen, die das Milchhormon Prolaktin produzieren. Dies führt zu einem unkontrollierten Anstieg des Prolaktinspiegels im Blut und zu verschiedenen Symptomen bei den Betroffenen. Nicht immer ist eine Behandlung nötig. Sind die Beschwerden stark ausgeprägt, können in den allermeisten Fällen Medikamente den Prolaktin-Spiegel dauerhaft senken.

Was ist ein Prolaktinom?

Die Hirnanhangdrüse ist in etwa so gross wie ein Kirschkern und befindet sich innerhalb einer knöchernen Struktur im Bereich der Schädelbasis. Es gibt einen sogenannten Hypophysenvorder- und einen Hypophysenhinterlappen sowie den Hypophysenstiel. Über diesen ist die Hypophyse mit dem Zwischenhirn (Hypothalamus) verbunden. Die Hirnanhangdrüse ist die Hormonzentrale des Körpers.

Wie alle anderen Körperzellen können auch die Zellen der Hirnanhangsdrüse manchmal entarten. Sie vermehren sich dann unkontrolliert und ein Hypophysentumor entsteht. Bei einem sogenannten Prolaktinom handelt es sich um einen gutartigen Tumor des Hypophysenvorderlappens (Hypophysenadenom), der unkontrolliert das Hormon Prolaktin produziert. Dabei kann es im Körper zu einem Prolaktin-Überschuss (Hyperprolaktinämie) kommen, der zu verschiedenen Beschwerden führt.

Prolaktinom – Häufigkeit und Alter

Das Prolakntinom ist der häufigtste hormonproduzierende Hypophysentumor. Am häufigsten ist die Erkrankung zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr. Sowohl Männer als auch Frauen können ein Prolaktinom entwickeln. Allerdings sind Frauen fünfmal häufiger davon betroffen als Männer.

Prolaktinom: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Prolaktinom entsteht, wenn sich das Erbmaterial der Prolaktin bildenden Zellen der Hirnanhangdrüse verändert oder es falsch abgelesen wird. Die Folge: Die Zellen wachsen bzw. teilen sich unkontrolliert und bilden neues Gewebe. Da dieses Gewebe ausschliesslich aus Prolaktin produzierenden Zellen besteht, steigt der Prolaktin-Spiegel im Körper über das normale Mass an.

Warum ein Prolaktinom entsteht, ist bislang noch nicht vollständig geklärt. In seltenen Fällen steckt eine Erbkrankheit dahinter. Bei der sogenannten Multiplen Endokrinen Neoplasie (MEN) vom Typ 1 entwickeln etwa 20 Prozent der Betroffenen im Laufe ihrer Erkrankung ein Prolaktinom.

Symptome: Sexualfunktion ist häufig beeinträchtigt

Ist das Prolaktinom sehr klein, können Symptome völlig ausbleiben. Generell kann ein Hypohysentumor aber auf zwei verschiedene Arten Beschwerden auslösen:

  • Je nach Grösse und Lage der Gewebewucherung werden benachbarte Bereiche des Gehirns beeinträchtigt. Das kann zu Sehstörungen oder Kopfschmerzen führen. Ist das Prolaktinom sehr gross, kann es auch direkt auf die Hypophyse drücken und ihre Funktion beeinträchtigen. Folge davon ist etwa eine Funktionsstörung der Nebenniere oder der Schilddrüse.
  • Ausserdem beeinflusst die übermässige Produktion von Prolaktin die Wirkung anderer Hormone im Körper. Das verursacht unterschiedliche Symptome bei Männern und Frauen. Vor allem Störungen der Sexualfunktion sind ein häufiges Problem.

Symptome bei Frauen

Prolaktin hat eine wichtige Funktion für die weibliche Fortpflanzung. Bei Schwangeren sorgt es dafür, dass sich die Brustdrüsen entwickeln und nach der Geburt Milch für das Neugeborene gebildet wird. Bei Frauen mit einem Prolaktinom kann es daher durch den hohen Prolaktin-Spiegel vorkommen, dass auch ohne Schwangerschaft beziehungsweise ausserhalb der Stillzeit Milch oder Sekret aus der Brustwarze austritt. Zudem kann die Regelblutung unregelmässig sein oder vollständig ausbleiben, da Prolaktin zu einem Östrogenmangel führt und den Eisprung hemmt. Manche betroffenen Frauen haben dadurch Schwierigkeiten, schwanger zu werden. Weitere Folgen des Hormonungleichgewichts können zum Beispiel auch

  • Hitzewallungen,
  • Scheidentrockenheit,
  • fehlende Lust auf Sex sowie
  • Knochenschwund (Osteoporose) sein.

Symptome bei Männern

Bei Männern führt ein Prolaktinom dazu, dass die Hoden nicht mehr ausreichend Spermien und Testosteron produzieren. Der betroffene Mann kann dadurch nicht nur die Lust am Sex verlieren, sondern auch impotent und unfruchtbar werden. Manchmal vermehrt sich durch den erhöhten Prolaktin-Spiegel das männliche Brustdrüsengewebe und die Brust vergrössert sich, mitunter tritt Milch aus den Brustwarzen aus. Das ist aber eher selten der Fall.

Prolaktinom: Diagnose im USZ

Um ein Prolaktinom festzustellen, werden wir zunächst Ihre Krankengeschichte erfassen (Anamnese). Dazu stellen wir Ihnen verschiedene Fragen wie zum Beispiel:

  • Welche Beschwerden haben Sie?
  • Wie lange bestehen diese Beschwerden schon?
  • Sind Sie schwanger?
  • Leiden Sie an einer anderen Erkrankung?
  • Nehmen Sie Medikamente? Wenn ja, welche?

Nach dem ausführlichen Gespräch mit Ihnen folgt die körperliche Untersuchung. Dabei interessiert uns vor allem Folgendes:

  • Hat sich die Brust vergrössert oder tritt Sekret aus der Brustwarze aus?
  • Sind Sehstörungen, vor allem Ausfälle des Gesichtsfeldes, Probleme beim Farbensehen oder mit der Sehschärfe vorhanden?
  • Gibt es Anzeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion wie Haarausfall, eine trockene Haut, eine vergrösserte Schilddrüse oder ähnliches?
  • Bei Männern: Gibt es Anzeichen für einen Testosteronmangel?
  • Bei Frauen: Gibt es Anzeichen für einen Östrogenmangel?

Blutuntersuchung zeigt Prolaktin-Spiegel

Bei Verdacht auf ein Prolaktinom ist es wichtig, den Prolaktin-Spiegel im Blut zu messen. Dazu nehmen wir eine Blutprobe, die dann später im Labor untersucht wird.

Bildgebende Verfahren können den Verdacht bestätigen

Um den Verdacht auf ein Prolaktinom zu bestätigen, führen wir nach einem auffälligen Blutbefund eine Magnetresonanztomografie (MRT) durch. Mit diesem bildgebenden Verfahren können wir den Tumor der Hypophyse in der Regel sichtbar machen und auch Lage und Grösse beurteilen. Nur bei sehr kleinen Prolaktinomen ist es manchmal schwierig, sie bildlich darzustellen.

Andere Ursachen ausschliessen

Eine wichtige Aufgabe bei der Diagnose eines Prolaktinoms ist es, andere Ursachen für einen erhöhten Prolaktin-Spiegel auszuschliessen. Weitere Auslöser für eine Hyperprolaktinämie sind zum Beispiel

  • bestimmte Medikamente (zum Beispiel zur Behandlung psychischer Erkrankungen),
  • Stress,
  • andere Krankheiten (zum Beispiel Nierenschwäche, Schilddrüsenunterfunktion),
  • andere Tumore, welche die Verbindung zwischen der Hirnanhangdrüse und dem Hypothalamus beinträchtigen oder

sehr selten Unfälle, bei denen die Hypophyse beschädigt wird.

Prolaktinom: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Da ein Prolaktinom oft zu Zyklusstörungen führt, wird es bei Frauen in der Regel früher erkannt als bei Männern. Darüber hinaus gibt es aber keine Anzeichen, die eine Früherkennung möglich machen. Auch die Ursachen eines Prolaktinoms konnten Fachleute noch nicht vollständig aufklären. Es gibt daher keine direkten Massnahmen, die der Entstehung eines Prolaktinoms vorbeugen können. Sie können allerdings Ihre Gesundheit und Ihr Immunsystem stärken, indem Sie auf einen gesunden Lebensstil achten.

Verlauf und Prognose (Prolaktinom)

Trotz erfolgreicher Behandlung kann es mitunter vorkommen, dass ein Prolaktinom erneut auftritt (Rezidiv). Als Folge der Behandlung sind zudem verschiedene unerwünschte Nebenwirkungen möglich. So kann es nach einer Operation oder Strahlenbehandlung zu einer Unterfunktion der Hirnanhangdrüse kommen, die eine Hormonersatztherapie nötig macht.

Da ein Prolaktinom in der Regel aber langsam wächst und normalerweise gut auf die Behandlung anspricht, verläuft die Krankheit oft gut. Vor allem bei kleinen Prolaktinomen ist sowohl die medikamentöse als auch die mitunter notwendige operative Therapie meist erfolgreich.

Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».

Prolaktinom: Nicht immer ist eine Behandlung nötig

Ist das Prolaktinom sehr klein und verursacht keine Beschwerden, erfolgt in der Regel keine Behandlung. Allerdings kontrollieren wir regelmässig, ob sich die Gewebewucherung verändert oder stark wächst. Treten dagegen Symptome auf, stehen verschiedene Möglichkeiten zu Therapie zur Verfügung.