Übersicht
Oft kann der Hausarzt oder die Hausärztin selbst weiterhelfen: Bei einer Dranginkontinenz ohne klare Ursache können in vielen Fällen Medikamente wie Antimuskarinika oder Sympathomimetika das Leiden lindern. Bei Entzündungen, Bluthochdruck oder Steinen in der Harnröhre kann das Problem ebenfalls medikamentös, etwa mit Antibiotika oder Alpha-Blockern behoben werden. Bei einer gutartig vergrösserten Prostata (BPH) kann ein kleiner Eingriff helfen. Ist eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur die Ursache einer Belastungsinkontinenz, kann gezieltes Beckenbodentraining eine Besserung bringen.
Weitere Information zu Arten, Auftreten und Ursachen on Inkontinenz finden Sie unter Inkontinenz
Urodynamik zur Ursachenforschung
Bleibt die Ursache der Inkontinenz unklar oder bringen erste Therapieversuche keinen Erfolg, ist allenfalls eine urodynamische Untersuchung erforderlich. Damit kann die Funktion von Blase und Schliessmuskel überprüft werden, indem Sonden den Druck bei sich füllender und leerender Blase messen.
Abhängig vom Ergebnis der Untersuchung bieten sich verschiedene Therapien an: Konservative Varianten wie Dauerkatheter, Selbstkatheterismus oder Beckenbodenrehabilitation, Medikamente, Botox-Injektionen, Elektrostimulation oder eine Operation als letzter Ausweg.
Medikamentöse Therapien
Verschiedene Medikamente können sowohl bei der Belastungs- als auch der Dranginkontinenz eingesetzt werden. Welches Medikament hilfreich sein kann, wird nach durchgeführter Urodynamik beurteilt.
In einigen Fällen kann Botox-Injektionen zur Behandlung von bestimmten medizinischen Zuständen wie überaktiver Blase eingesetzt werden. Botox wird in die Blasenwand injiziert, um die Aktivität der Blasenmuskulatur zu reduzieren und die Symptome der überaktiven Blase zu lindern. Dies kann dazu beitragen, die Häufigkeit von Harndrang und Harninkontinenz zu verringern.
Operationen
Je nach Form der Urininkontinenz können den Patienten und Patientinnen Bandoperationen, künstliche Schliessmuskel (AMS-800® Prothese) oder eine Kombination aus beiden Operationen (ATOMS® Prothese) angeboten werden.
Die Bandoperation oder Schlingenoperation zur Behandlung von Inkontinenz ist ein chirurgischer Eingriff. Dabei wird in der Regel ein Band aus synthetischem Material oder körpereigenem Gewebe unter der Harnröhre oder der Harnblase platziert, um die Harnröhre zu unterstützen und zu stabilisieren. Das Band wirkt wie eine Art „Schlinge“, die die Harnröhre anhebt und geschlossen hält, um unkontrollierten Urinabgang zu verhindern.
Die Bandoperation wird häufig bei Frauen mit Stressinkontinenz angewendet, bei der es zu unkontrolliertem Urinverlust während körperlicher Aktivitäten wie Husten, Niesen, Lachen oder Sport kommt. Der Eingriff wird in der Regel minimalinvasiv durchgeführt, oft mittels laparoskopischer oder roboterassistierter Techniken, und erfordert normalerweise nur kleine Schnitte und eine kurze Erholungszeit.
Ein künstlicher Schliessmuskel ist ein medizinisches Implantat. Es handelt sich um eine Vorrichtung, die dazu dient, die Harnröhre oder den Auslass der Blase zu verschließen und unkontrollierten Urinabgang zu verhindern. Der künstliche Schliessmuskel besteht normalerweise aus einer Manschette oder einem Band, das um die Harnröhre oder die Harnblase platziert wird und mit einer Steuereinheit verbunden ist. Die Steuereinheit kann von außen gesteuert werden, zum Beispiel durch den Patienten selbst oder durch einen Arzt, um den Schliessmuskel zu öffnen oder zu schließen. Durch das Öffnen des künstlichen Schliessmuskels kann der Patient Urinieren ermöglichen, während das Schließen des Schliessmuskels den Urinfluss stoppt und unkontrollierten Urinabgang verhindert.
Beckenbodenphysiotherapie
Ist eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur die Ursache einer Belastungsinkontinenz, kann gezieltes Beckenbodentraining eine Besserung bringen. Unsere Beckenbodenphysiotherapie kann hier geschult anleiten.
Hier finden Frauen Tipps für einen starken Beckenboden: Diese Tipps und Übungen stärken den Beckenboden
Kontinenz- und Beckenbodenzentrum
Im zertifizierten Kontinenz- und Beckenbodenzentrum sind die Kliniken der Gynäkologie, Urologie, Proktologie/Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Radiologie und Schmerztherapie, sowie die Physiotherapie und Kontinenz-Pflegesprechstunde zusammengeschlossen.
Behandlung im Rahmen von klinischen Studien
Momentan wird an der Klinik für Urologie eine klinische Studie für Frauen mit Belastungsinkontinenz durchgeführt, bei der eine neuartige Behandlungsoption getestet wird. Bei der Behandlungsoption handelt es sich um eine Zelltherapie. Dabei werden Patientinnen körpereigene Muskelvorläuferzellen verabreicht: Ein neuer Behandlungsansatz, der die Beschwerden der Harninkontinenz verbessern könnte.
Weitere Informationen finden Sie unter SUISSE MPC 2-Studie (muvon-studie.ch)