Achillessehnenriss

Ein Achillessehnenriss gehört zu den typischen Sportverletzungen. Die Sehne verbindet Fersenbein und Wadenmuskulatur. Insbesondere kann plötzliches Beschleunigen und dann abruptes Abstoppen die Achillessehne so belasten, dass sie reisst.

Überblick: Was ist ein Achillessehnenriss?

Die Achillessehne (Tendo calcaneus) verbindet das Fersenbein mit dem Wadenmuskel (Musculus triceps surae). Mit einer Länge von 20 bis 25 Zentimetern und einer Breite von fünf Zentimetern handelt es sich um die stärkste Sehne im menschlichen Organismus. Durch sie können wir auf Zehenspitzen stehen und uns beim Laufen und beim Springen abstossen. Sie lässt sich durch die Haut knapp oberhalb der Ferse gut ertasten. Beim Sport (v. a. Ballsport, Laufen, Fussball, Radfahren) wirkt ein Vielfaches des Körpergewichts auf die Achillessehne.

Ein Achillessehnenriss (Achillessehnenruptur) entsteht, wenn die Sehne plötzlich übermässig belastet oder verletzt wird. Meist reisst sie dann vollständig, ein Teilriss (die sogenannte partielle Achillessehnenruptur) passiert selten. Der Riss entsteht meist an der schmalsten Stelle der Sehne, zwei bis sechs Zentimeter oberhalb des Ansatzes am Fersenbein, an der sogenannten Achillessehnentaille. Gelegentlich kommt es auch im Bereich der Ansatzstelle der Sehne zu einer Achillessehnenruptur.

Ein Riss der Achillessehne kommt recht häufig vor: Mehr als zehn von 100‘000 Menschen jährlich ziehen ihn sich zu, Männer bis zu zehnmal häufiger als Frauen. Vor allem die Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen ist betroffen. Ein Achillessehnenriss entsteht vor allem durch Ballsportarten – häufig trifft es Menschen, die nur wenig trainiert sind.

Der Name Achillessehne geht auf die griechische Mythologie zurück. Die Ferse war die einzige Stelle des Körpers, wo der Held Achilles verwundbar war. Dort traf ihn dann auch ein tödlicher Pfeil.

Achillessehnenriss: Ursachen und Risikofaktoren

Am häufigsten kommt es beim Sport, insbesondere bei Ballsportarten, zu einer Achillessehnenverletzung. Meist entsteht sie als Folge, wenn Sie die Sehne abrupt anspannen. Das passiert beispielsweise bei Aktivitäten, die rasche Stop-and-Go-Bewegungen, Sprints oder Absprünge erfordern. Wenn die Achillessehne reisst, dann ist sie in der Regel bereits vorgeschädigt, etwa durch Alterungsprozess. Risikofaktoren für einen Achillessehnenriss sind beispielsweise:

  • höheres Lebensalter
  • Muskelfehlfunktionen
  • männliches Geschlecht
  • Einnahme von (Chinolon-)Antibiotika, Anabolika sowie Kortison
  • Mikroverletzungen infolge von Überbelastung, etwa beim Sport
  • Erkrankungen wie Diabetes mellitus

Sehr selten verursacht direkte Gewalteinwirkung einen Achillessehnenriss, beispielsweise durch einen Messerschnitt oder einen Tritt mit einem Stollenschuh.

Symptome: Schmerzen, Schwellungen, Bewegungseinschränkung

Die Achillessehne reisst hörbar mit einem lauten Knall, der an einen Peitschenschlag erinnert. Das Geräusch entsteht, wenn die Sehne sich durch einen Absprung oder einen Tritt plötzlich löst.

Ein Mann hält sich wegen Schmerz die Achillessehne

Als weitere Symptome erleiden Sie

  • starke, stechende Schmerzen an der unteren Wade, die sich anfühlen, als hätten Sie einen Tritt gegen die Sehne bekommen
  • tastbare Dellen und Blutergüsse oberhalb der Ferse
  • Schwellungen an der Wade und der Rückseite des Sprunggelenks

Zudem ist Ihre Fähigkeit zu gehen und zu stehen sofort deutlich einschränkt. Sie können sich beispielsweise nicht mehr auf die Zehenspitzen des betroffenen Fusses heben. Aufgrund dieser typischen Symptomatik wird bereits schon ein Achillessehnenriss vermutet.

Achillessehnenriss: Diagnose bei uns

Die Diagnose eines Achillessehnenrisses ist nicht sehr komplex. Wir erkennen ihn meist schnell, wenn Sie uns den Unfallhergang beschreiben. Zudem können wir eine sichtbare Delle unter der Haut über der Achillessehne ertasten. Wie oben erwähnt, ist die klinische Symptomatik, dass Sie sich nicht mehr auf die Zehenspitze stellen können, wegweisend für die Diagnose eines Achillessehnenrisses.

Eine weitere Bestätigung liefert bei einem Achillessehnenriss der sogenannte Thompson-Test: Hierfür legen Sie sich auf den Bauch und lassen das verletzte Bein frei hängen. Wir drücken Ihre Wadenmuskeln zusammen. Ist die Achillessehne intakt, bewegen sich die Zehen daraufhin in Richtung der Fusssohle. Ist die Sehne gerissen, bleibt dieser Reflex aus.

Bildgebende Verfahren können zur Diagnostik beitragen:

  • Röntgen: Die Röntgen-Untersuchung kann ausschliessen, dass auch Bestandteile des Knochens verletzt sind (knöcherner Ausriss).
  • Ultraschall (Sonografie): Der Ultraschall über der Achillessehnen- Region verhilft dazu, die Rissstelle genau zu bestimmen und zu überprüfen, wie weit die Enden der verletzten Sehne auseinanderliegen.
  • Kernspintomografie (MRI): Die MRI Untersuchung kann eingesetzt werden, um den Riss genauer zu beurteilen. Eine MRI Untersuchung ist aber nicht bei jeder betroffenen Person unbedingt erforderlich.

Achillessehnenriss: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Abnutzungsprozesse innerhalb der Sehne, auf die plötzlich eine starke Belastung einwirkt, sind die wichtigsten Auslöser eines Achillessehnenrisses.

Der Verschleiss des Sehnengewebes der Achillessehne kann bereits im jungen Erwachsenenalter einsetzen. Zudem bewirkt ein geringes Fitnessniveau, dass Ihr gesamtes Muskel-Sehnen-System weniger elastisch ist. Entsprechend haben Menschen, die körperlich wenig aktiv sind, ein höheres Risiko, dass ihre Achillessehne unter Belastung abreisst.

So können Sie vorbeugen:

  • Bewegen Sie sich regelmässig. Setzen Sie dabei auf sanftes Kraft- und Ausdauertraining. Steigern Sie die Belastung allmählich.
  • Sofern Sie wenig trainiert sind, vermeiden Sie extrem schnelle, abrupte und damit starke Belastungen (etwa beim Squash, Tennis, Fussball), da sie besonders häufig zu einer Achillessehnenruptur führen.
  • Wärmen Sie Ihre Muskeln, Sehnen und Gelenke vor sportlicher Belastung auf und lassen Sie die körperliche Aktivität langsam ausklingen.

Da es sich bei einem Achillessehnenriss um einen Unfall und damit um ein plötzliches Ereignis handelt, ist eine Früherkennung nicht möglich.

Verlauf und Prognose

Verlauf und Prognose des Achillessehnenrisses hängen stark von der Therapie ab. Erfolgt sie fachgerecht und gibt es eine konsequente Nachbehandlung, gelingt es fast immer, die Belastbarkeit der Achillessehne und die Funktion des Sprunggelenks wiederherzustellen. Dadurch können Sie Ihre Leistungsfähigkeit von vor der Sehnenverletzung wiedererlangen.

Diese positive Prognose gilt allerdings nicht für Spitzenathletinnen und -athleten aus den Sprung- und Laufdisziplinen: Ein Achillessehnenriss bedeutet für sie oft das Ende ihrer Laufbahn, da sie die volle Belastungsfähigkeit trotz Therapie und Nachsorge oft nicht wiedererlangen können.

Zudem ist nach einem Achillessehnenriss das Risiko für eine Thrombose der Beinvenen erhöht.

Achillessehnenriss: Behandlung

Ein Achillessehnenriss ist ein Unfall. Wenn möglich, sollten Ersthelfende eine Notfallbehandlung nach der PECH-Regel durchführen. Diese Abkürzung steht für:

  • Pause = Aktivitäten sofort unterbrechen.
  • Eis = Die Fersenregion mit Eis kühlen.
  • Compression = Einen Druckverband um das Fussgelenk anlegen.
  • Hochlagerung = Das Bein anschliessend hochlagern.

Die Behandlung des Achillesssehnenrisses kann operativ oder auch konservativ erfolgen. Die Entscheidung über die Art der Therapie wird individuell mit der Patientin oder dem Patienten besprochen. Eine konservative Therapie kann erwogen werden, wenn die Sehnenenden nicht sehr weit auseinandergewichen sind, oder wenn erhebliche Risikofaktoren für eine Operation vorliegen.

Bei einer operativen Therapie werden die Sehnenstümpfe miteinander vernäht. Das kann in einer offenen oder halboffenen Operationstechnik durchgeführt werden.

Bei der operativen und auch konservativen Therapie des Achillessehnenrisses ist eine langdauernde Nachbehandlung und Rehabilitation über ca. drei Monate erforderlich. Zusätzlich sollte eine Thromboseprophylaxe verabreicht werden, um die Entwicklung einer unter Umständen gefährlichen Thrombose in der betroffenen unteren Extremität zu vermeiden.

In der Klinik für Traumatologie am USZ stehen Fachleute für Patientinnen und Patienten mit einem Achillessehnenriss bereit, die eine genaue Untersuchung und Diagnosestellung durchführen und einen individuellen Therapieplan mit den betroffenen Personen zusammenstellen. Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.

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