Häufig kommt es dabei zu schwer kontrollierbaren Blutungen im Bereich der instabilen Beckenring-Brüche. Die Blutungen können so ausgedehnt sein, dass das Leben der Patientin oder des Patienten akut gefährdet ist. In diesen Fällen ist eine sofortige Stabilisierung des Beckens notwendig. Ebenso sind die Harnorgane durch die nachbarschaftliche Lage gefährdet. Ältere Patientinnen und Patienten erleiden häufig durch Stürze (Niedrig-Energie-Trauma) sogenannte stabile Brüche (über 50% der Beckenbrüche).
Die zugrunde liegenden Kräfte werden unterteilt in:
- Kompression von der Seite
- Kompression von vorn nach hinten
- Absicherung in vertikaler Richtung (entlang der Wirbelsäulenachse)
- Kombinationsverletzungen
Grundsätzlich muss man zwischen stabilen und instabilen Beckenbrüchen unterscheiden. Wichtig:
- Das Becken ist dann stabil, wenn die wesentlichen Strukturen des hinteren Beckenrings unerletzt sind.
- Das Becken ist dann instabil, wenn knöcherne oder Bandstrukturen im Bereich des vorderen und hinteren Becknringes verletzt sind.
Es gibt verschiedene Klassifikationssysteme, die aber letztendlich alle zwischen stabil, rotatorisch instabil und rotatorisch/vertikal instabil unterscheiden.
Bei den stabilen Verletzungen handelt sich um Brüche oder Abrisse an den Darmbeinschauflen, dem Sitzbein, Schambein oder dem Steissbein unterhalb der Gelenkverbindungen, die die Stabilität des Beckenringhs nicht gefährden. Diese Verletzungen können häufig ohne eine Operation behandelt werden. Hier stehen die Schmerzbekämfungen und die Mobilisation der Patientin oder des Patienten im Vordergrund.
Rotationsinstabilität besteht beispielsweise bei Sprengungen der vorderen Beckenanteile oder aber auch Verschiebungen der hinteren Strukturen. Hier ist aber die vertikale Stabilität erhalten. Bei aussenrotierter Beckenhälfte spricht man von einer Open-book-Verletzung (siehe Abbildung 5). Diese Brüche werden je nach Verletzungsausmass konservativ oder operativ behandelt.