Einleitung
Als erstes reinigen wir die Verbrennungswunden. Gleichzeitig legen wir anhand der Verbrennungstiefe und der Wundausdehnung ein Therapiekonzept fest. Nach der Wundreinigung werden antimikrobielle Salben aufgetragen und ein Verband angelegt. In den ersten Tagen nach der Verbrennung sind tägliche Verbandswechsel notwendig. Wenn Gelenke betroffen sind, helfen Ihnen Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten während dem Verbandswechsel mit passiven und aktiven Bewegungsübungen, die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten oder weitmöglichst wiederherzustellen. Ärztinnen und Ärzte beurteilen bei jedem Verbandswechsel die Wunden und entscheiden über das weitere Vorgehen.
Um den Heilungsprozess zu optimieren, die Narbenbildung zu verringern und die Bewegungsfreiheit zu gewährleisten, setzen wir verschiedene Techniken der Hauttransplantation ein. Dabei verwenden wir sowohl patienteneigene wie auch künstliche Haut.
Transplantation von Spalthaut
Bei dieser Hautverpflanzungsmethode entnehmen wir eine dünne Hautschicht, sogenannte Spalthaut, an einer gesunden Stelle und verpflanzen sie auf den vorbereiteten Wundgrund. Netzmusterartig vergrösserte Spalthaut-Transplantate werden häufig angewendet, um grössere Wunden abzudecken. Die Entnahmestelle heilt wie eine oberflächliche Schürfwunde spontan ab. Die verpflanzte Haut heilt in wenigen Tagen ein, sofern der Heilungsprozess nicht durch eine Infektion, durch schwere Stoffwechselstörungen oder ungenügende Ruhigstellung beeinträchtigt wird.
Transplantation von gezüchteten Hautzellen
Wenn Sie sehr ausgedehnte Verbrennungswunden haben, die über 50 % der Körperoberfläche ausmachen, transplantieren wir gezüchtete Hautzellen (Keratinozyten). Dafür entnehmen wir Ihnen ein briefmarkengrosses, gesundes Hautstück. Von diesem werden im Labor Hautzellen isoliert und als Zellkultur vermehrt. Mit dieser Methode können innerhalb von drei Wochen grosse Transplantate aus Ihren eigenen Hautzellen hergestellt werden, die dann auf den vorbereiteten Wundgrund gelegt werden. Die Behandlung nach der Keratinozyten-Transplantation ist ähnlich wie nach einer Spalthauttransplantation, es muss jedoch besonders sorgfältig mit der neuen, anfangs noch dünnen, leicht verletzbaren und infektionsanfälligen Haut umgegangen werden.
Hautersatz zur temporären Wunddeckung
Wenn der Allgemeinzustand nicht sehr gut ist oder es nicht möglich ist, genügend Spenderstellen zu finden, kann die Wunde leider nicht mit eigener Haut gedeckt werden. Um die frischen Wundflächen dennoch vor Infektionen zu schützen, um Flüssigkeit-, Salz- und Eiweissverluste einzuschränken und den Wundschmerz zu reduzieren, ist man auf eine vorübergehende Deckung mit einem Hautersatz (künstliche oder Spender-Haut) angewiesen. Sobald jedoch eine definitive Deckung mit Spalthaut oder Keratinozyten-Kulturen möglich ist, wird diese künstliche Haut ersetzt.
Physio- und Ergotherapie
Während des gesamten Spitalaufenthaltes und über diesen hinaus werden Sie von Physiotherapeutinnen, Physiotherapeuten, Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten begleitet. Die Physiotherapeutin oder der Physiotherapeut ist verantwortlich für das körperliche Kräftigungsprogramm, das heisst für die Erhaltung und wenn möglich Verbesserung der Funktion des Bewegungsapparates, aber auch für die Stimulierung sämtlicher Organsysteme. Die Ergotherapeutin oder der Ergotherapeut befasst sich mit der Funktionserhaltung.
Kompressionsbehandlung
Bei der Spontanheilung tiefer Verbrennungen und nach Hautverpflanzungen können überschiessende, verdickte (hypertrophe) Narben entstehen, die sich zusammenziehen und eventuell zu einer eingeschränkten Gelenksbeweglichkeit führen. Die Schwere der Narbenbildung ist jedoch sehr individuell und in ihrem Ausmass nicht abschätzbar. Ein konstanter, gleichmässiger Druck durch massgeschneiderte Kompressionsbekleidung verringert das Entstehen von verdickten Narben und hilft, das kosmetische Resultat zu verbessern. Es ist wichtig, dass Sie gleich nach der Heilung der Verbrennungswunden mit der Kompressionstherapie beginnen. Der Druck soll während 24 Stunden am Tag erfolgen, also auch nachts.
Silikoneinlagen können helfen, den Druck in schwierig zu komprimierenden Körperregionen gleichmässig zu verteilen. Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Haut durch tägliches Auftragen einer Fettsalbe gut pflegen. Es kann 12–24 Monate dauern, bis die anfänglich rötlich verfärbten und juckenden Narben soweit gereift sind, dass keine überschiessende Narbenbildung mehr befürchtet werden muss; so lange müssen Sie die Kompressionsbekleidung immer tragen. Das erfordert Geduld und Disziplin – wir zeigen Ihnen Wege, wie Sie dies umsetzen können.