Lungenemphysem

Raucherlunge

Das Lungenemphysem ist eine nicht reversible Zerstörung der endständigen Lufträume (Alveolen) und führt zu zumender Atemnot. In der Regel tritt das Lungenemphysem zusammen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) auf. Die weitaus häufigste Ursache von COPD und Lungenemphysem ist das Zigarettenrauchen.

Überblick: Was ist ein Lungenemphysem?

Die Lunge besteht aus mehreren Millionen kleinen Lungenbläschen, die Alveolen genannt werden. Sie haben sehr feine Bronchialwände, die wie sehr dünne Folien anmuten, durch die der Gasaustausch stattfindet. Bei einem Lungenemphysem lösen sich die Alveolen auf und es bilden sich grössere Blasen. So kommt es zu einer langsamen Überblähung der Lunge. Durch die reduzierte Anzahl an Alveolen nimmt die Gasaustauschfläche ab und es kommt zu einem Sauerstoffmangel. Zerstörte Alveolen lassen sich nicht mehr regenerieren oder reparieren.

Morphologische Einteilung

Je nach Ort und Ausprägung der Destruktion des Lungengewebes wird das Lungenemphysem in verschiedene Typen eingeteilt.

Häufigkeit des Lungenemphysems

Zirka 400‘000 Menschen in der Schweiz leiden an einer COPD. Ein beachtlicher Teil davon weist auch ein Lungemphysem auf. Gemäss Weltgesundheitsorganisation ist COPD die viert häufigste Todesursache.

Ursachen und Risikofaktoren: Rauch und Staub

Die häufigste Ursache eines Lungenemphysems ist das Rauchen und die dadurch entstehenden Entzündungen der Atemwege, die zur Zerstörung der Alveolen führen. Auch andere Auslöser wirken ähnlich schädlich wie Tabakrauch und können zu einem Lungenemphysem beitragen, wie zum Beispiel Feinstaub, Gase, Dämpfe und organische Antigene. Durch diese eingeatmeten Giftstoffe werden Entzündungsprozesse in Gang gesetzt, im Rahmen dessen Proteasen und Elastasen im Körper freigesetzt werden, die wiederum die Lungenbläschen zerstören.

Weitere mögliche Ursachen eines Lungenemphysems sind:

  • eine seltene, angeborene Entwicklungsstörung der unteren Atemwege,
  • Mangel an Antioxidantien,
  • bestimmte Genpolymorphismen,
  • das Alpha-1-Antitrypsin-Mangel Syndrom, eine erbliche Stoffwechselerkrankung.

Das Alpha-1-Antitrypsin-Mangel Syndrom als Ursache eines Lungenemphysems

Das Alpha-1-Antitrypsin ist ein Eiweiss im Körper, das die Aufgabe hat, bestimmte Enzyme, die sogenannten Proteinasen, zu hemmen. Diese Proteinasen lösen grössere Mengen von wichtigen Eiweissen auf, wenn sie nicht richtig reguliert werden.

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine erbliche Stoffwechselerkrankung, bei der es nicht genug Alpha-1-Antitrypsin im Körper gibt. Die Proteinasen haben dadurch freien Lauf und können wichtige proteinhaltige Strukturen in der Lunge und der Leber zerstören.

Das Lungenemphysem äussert sich meistens zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Manchmal ist eine Substitutionstherapie bei betroffenen Personen mit Lungenkomplikationen wirksam. Alpha-1-Antitrypsin wird bei dieser Therapie intravenös gegeben.

Symptome: Atemnot

Um die Diagnose stellen zu können, wird primär eine Anamnese erhoben und eine körperliche Untersuchung durchgeführen. Schon beim Abklopfen und Abhören der Lunge bemerken wir Hinweise für ein Lungenempysem. In der betroffenen Lungenregion fehlen Atemgeräusche und auch das Zwerchfell steht tief.

Untersuchungen für die richtige Diagnose

  • Spirometrie: Mit der Spirometrie messen und zeichnen wir Ihr Atemvolumen und die Luftflussgeschwindigkeiten auf und beurteilen dadurch Ihre Lungenfunktion. Sie atmen einfach über ein Mundstück-Schlauch-System ein und aus.
  • Ganzkörperplethysmografie: Bei einer Ganzkörperplethysmografie messen wir die Strömungsgeschwindigkeit der Atemluft. Sie sitzen dabei in einer Kabine mit einem abgeschlossenen Luftvolumen, die wie eine kleine Telefonzelle aussieht und pusten in ein spezielles Gerät.
  • Sechs-Minuten-Gehtest: Die Untersuchung hilft, Ihre körperliche Leistungsfähigkeit einzuschätzen. Sie werden gebeten sechs Minuten lang auf ebenem Boden im eigenen Tempo zu gehen – auf einem Rundkurs oder in einem Flur. Pausen und Tempowechsel während dieser Zeit sind erlaubt.
  • Blutgasanalysen: Das ist die Messung der Sauerstoff- und Kohlendioxidwerte im Blut.
  • Blutuntersuchungen: Sie tragen zur Erkennung von Begleiterkrankungen bei.
  • Röntgenaufnahmen: Die Röntgenbilder des Brustkorbs zeigen einen horizontalen Verlauf der Rippen, abgeflachte Zwerchfelle und oft eine glockenförmige Struktur des Brustkorbs. Die Farbe des erkrankten Lungenteils ist verändert.
  • Computertomografie der Lunge: Sie dient der Quantifizierung des Emphysems und der Erkennung der Verteilung des Emphysems (zum Beispiel homogen oder heterogen).
  • Bronchoskopie: Mit einem flexiblen Instrument, ausgestattet mit einer Mini-Kamera, der durch den Mund in die Atemwege geschoben wird, können wir die Schleimhäute der Luftröhre und der Bronchien sehen und gegebenenfalls Gewebeproben entnehmen.
  • Gentest: Er hilft einen möglichen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel festzustellen.

Vorbeugen, Früherkennung, Prognose: Auslöser meiden

Sie können einem Lungenemphysem vorbeugen, indem Sie Risikofaktoren, vor allem das Rauchen, meiden.  Sind Sie schon erkrankt, dann ist es sinnvoll, das Rauchen einzustellen und mögliche Komplikationen durch weitere Erkrankungen – in erster Linie Infektionen – zu vermeiden, indem Sie sich impfen lassen – insbesondere gegen Grippe und gegen Pneumokokken.

Verlauf und Prognose

Ein Lungenemphysem ist nicht heilbar, weil sich die zerstörten Lungenbläschen nicht regenerieren können. Die Prognose hängt einerseits von dem Schweregrad der Erkrankung ab, andererseits aber auch vom rechtzeitigen Beginn der Behandlung (insbesondere dem Rauchstopp!). Wenn Sie als Raucher oder Raucherin sofort auf Tabakkonsum verzichten, wirkt sich das sehr positiv auf die Prognose aus.

Die pulmonale Hypertonie als Komplikation eines Lungenemphysems

Bei einer pulmonalen Hypertonie steigt der Gefässwiderstand und der Blutdruck im Lungenkreislauf. Duch das Lungenemphysem kann es zu einer sekundären pulmonalen Hypertonie kommen: Die betroffenen Personen leiden unter stark eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit, an Luftnot, Wasseransammlungen in den Beinen und rascher Ermüdbarkeit. Weitere Folgen können Kreislaufstörungen mit Brustschmerzen und kurzen Bewusstseinsverlusten sein. Die Diagnose ist mit einem Herz-Ultraschall (Echokardiogram) oder mit einer Katheteruntersuchung (Rechtsherzkatheter) möglich.

Behandlung Lungenemphysem

Die Behandlung eines Lungenemphysems hat das Ziel, die Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität sowie die Lebenserwartung zu verbessern. Die Basistherapie richtet sich nach der Ursache, den Begleiterkrankungen und möglichen Komplikationen. Sie beinhaltet:

  • Rauchstopp
  • Kontaktausschluss jeder schädlichen Substanz, die inhaliert werden könnte
  • eine medikamentöse Therapie
  • eine pulmonale Rehabilitation (ambulant oder stationär)
  • Impfungen gegen Pneumokokken und Grippe
  • Sauerstofftherapie

Als wichtigste Massnahme zur Behandlung eines Lungenemphysems gilt, auf das Rauchen zu verzichten. Am einfachsten gelingt das mit Raucherentwöhnungsprogrammen: Nikotinersatzpräparate werden verabreicht und mit psychosozialer Unterstützung kombiniert.

Eine medikamentöse Therapie soll die Lungenfunktion unterstützen und die Symptome der lindern. Je nach Schwere der Erkrankung benötigen Sie:

  • Bronchodilatatoren: Die Symptome lindern sogenannte Bronchodilatatoren, insbesondere wenn das Lungenemphysem mit einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung einhergeht. Die Bronchodilatatoren erweitern die Atemwege und erleichtern dadurch das Atmen. Es gibt sie als Spray, Tabletten oder Tropfen. Für schwerere Fälle mit vielen Symptomverschlimmerungen ist die Inhalation von Kortisonpräparaten nötig.
  • Sauerstoff: Treten chronischer Sauerstoffmangel und Herzschwäche auf, ist die Langzeittherapie mit Sauerstoff nötig. Sauerstoff wird über eine Nasensonde, wenn möglich 24 Stunden täglich verabreicht. Im Notfall muss eine künstliche Beatmung in Erwägung gezogen werden.
  • Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Bei einem angeborenen Mangel an Alpha-1-Antitrypsin kann dieses Enzym gegebenefalls intravenös verabreicht werden (Augmentationstherapie).