Degenerative Veränderungen, aber vor allem auch Verletzungen durch Unfälle im Bereich der Wirbelsäule, können zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Fehlhaltungen und im schlimmsten Fall zu Lähmungen und Gefühlsstörungen führen.
Überwiegen bei jungen Menschen fast immer Verletzungen durch einen schweren Unfall, so zeigen ältere Patientinnen und Patienten zum einen spontane Brüche eines Wirbelkörpers im Rahmen der Osteoporose und zum anderen aber auch Vorwölbungen der degenerativen veränderten Bandscheibe oder Arthrose in den kleinen Wirbelgelenken. In seltenen Fällen können Entzündungen, Tumore oder Metastasen ähnliche Beschwerden herbeiführen. Die Verbindung zum Becken ist eine wichtige und oft mitbetroffene Region der unteren Wirbelsäule (Kreuz- und Steissbein, Kreuzdarmbeinfuge (SIG)) und daher werden bei uns entsprechende Beckenveränderungen vom gleichen Team betreut.
Neben der Erkennung und Festlegung der korrekten Diagnose durch hochmoderne apparative Möglichkeiten, steht im Rahmen unseres Behandlungskonzeptes vor allem die individuelle Behandlung ihrer zugrundeliegenden Erkrankungen im Vordergrund. Daher gliedert sich diese Seite in verschiedenen Unterpunkte, um Ihnen bereits auf unserer Internetseite einen möglichst auf Sie zugeschnittenen Einblick in unser Behandlungskonzept zu liefern.
Abbildung: Links: Computertomographie nach Verletzung der Halswirbelsäule mit Versatz und Knickbildung zwischen 6. und 7. Halswirbel. Rechts:Intraoperatives Röntgenbild nach Realgierung der Halswirbelsäule und Fixation mit Platte und Schraube über Zugang durch den Hals von vorne.
Zweitmeinung
Sind sie bereits in Behandlung oder möchten Sie sich vor einem Eingriff eine zweite Meinung einholen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Wirbelsäulenverletzungen (Traumatologie/Unfallchirurgie)
Halswirbelsäule
Verletzungen der Halswirbelsäule können von einfachen Zerrungen (Schleudertraume) bis hin zu hoch instabilen Verletzungen mit drohenden oder bereits bestehenden neurologischen Ausfällen reichen. Aufgrund des grossen Durchmessers des Rückenmarks in diesem Bereich sind neurologische Ausfälle im Sinne von Lähmungen oder Gefühlsstörungen bei Verletzungen in diesem Wirbelsäulenbereich am häufigsten.
Im Rahmen der operativen Therapie bieten wir alle gängigen Verfahren der operativen Stabilisierung an. In typischer Weise werden Wirbelkörperbrüche im Bereich der Halswirbelsäule von vorne (ventral) stabilisiert. Hierbei wird meist ein Zugang seitlich am Hals gewählt, über den die instabile Wirbelsäule durch Platten, Schrauben und beschichtete Kunststoffimplantate stabilisiert wird. Teilweise ist auch eine Versorgung von hinten (dorsal) bzw. ein kombiniertes Vorgehen notwendig.
Brustwirbelsäule
Die Brustwirbelsäule ist durch den knöchernen Brustkorb gut geschützt. Verletzungen an der Brustwirbelsäule sind daher meist mit Unfällen mit einer sehr grossen Kraftübertragung (Verkehrsunfälle oder Stürze aus grosser Höhe) assoziiert.
Typische Vorgehen bei diesen Verletzungen ist die Stabilisierung von hinten (dorsal). Hierbei wird ein innerer Spanner eingebracht, der den gebrochenen Wirbelkörper mit dem Ziel der Entlastung überbrückt. Dies erfolgt in unserer Klinik je nach Verletzung über ein minimalinvasives Verfahren, sofern keine dauerhafte Fusion indiziert ist. Je nach Ausmass der Wirbelkörper- und Bandscheibenverletzung muss ein Wirbelkörperersatz von vorne im weiteren Verlauf erfolgen. Hierbei kommen in der Regel sogenannte CAGE’s (Wirbelkörperplatzhalter) oder seltener Knochenspäne aus dem Beckenkamm zum Einsatz. Routinemässig bieten wir diese Operation in minimalinvasiver offener oder Schlüssellochtechnik an, wobei je nach Technik kleine Stücke der Rippe entfernt und im Bereich des Wirbelkörpers implantiert werden. Liegen schmerzhafte Wirbelkörperbrüche, insbesondere bei osteoporotischem Knochen, vor, die keine direkte Verbindung zum Rückenmarkskanal haben, können unter bestimmten Voraussetzungen auch minimalinvasive Stabilisierungsverfahren wie die Kyphoplastie (Wirbelkörperaufrichtung und Auffüllung mit Knochenzement) oder Vertebroplastie (Wirbelkörperauffüllung mit Knochenzement) durchgeführt werden. Alle bereits beschriebenen Techniken müssen beim osteoporotischen Knochen regelhaft mit Zementverstärkung durchgeführt werden. Hier steht uns ein extrem zähflüssiger und damit sicherer Zement zur Verfügung. Mit dem Ziel, die Invasivität der benötigen Eingriffe immer weiter zu reduzieren, nutzen wir eine Reihe an modernen Techniken, wie z.B. in den Wirbelkörper von hinten minimalinvasiv eingebrachte Implantate, wodurch grosse Operationen von hinten und vorne zum Teil vermieden werden können.
Abbildung: Röntgenbild nach Versorgung eines Brustwirbelbruchs mit Schrauben und Stangen.
Lendenwirbelsäule
Knöcherne Verletzungen an der Wirbelsäule treten in diesem Bereich am häufigsten auf, da die Wirbelsäule am Übergang von der Brust- zur Lendenwirbelsäule biomechanisch den grössten Belastungen ausgesetzt wird. Glücklicherweise hat das Rückenmark hier bereits einen geringen Durchmesser als im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule, weshalb neurologische Ausfälle in diesem Wirbelsäulenabschnitt vergleichsweise seltener auftreten. Ähnlich wie im Bereich der Brustwirbelsäule werden Verletzungen der Lendenwirbelsäule meist zuerst von hinten stabilisiert. Ergänzende ventrale Stabilisisierungen können gegebenenfalls durch den Brustkorb in oben beschriebener Technik oder durch einen kleinen Schnitt am Rumpf erfolgen.
Abbildung: Links: Computertomographie nach Bruch des 5. Lendenwirbels mit Einengung des Rückenmarkkanals durch die Fragemente. Rechts:Postoperatives Röntgen nach kombinierter Stabilisierung von hinten mit Schrauben und Stäben von vorne mit Entfernung des gebrochenen Wirbels und Eratz durch einen titan-Platzhalter. Gleichzeitig wurde wieder Platz für die Nerven geschaffen.
Osteoporotische Wirbelbrüche
Osteoporose bezeichnet einen übernormalen Knochenschwund. Es findet sich ein Verlust von Knochenmasse gegenüber der alters- und geschlechtsspezifizischen Norm. Das verbliebene Knochengewebe bleibt aber in seiner Zusammensetzung normal.
Es gibt eine Vielzahl von Ursachen für eine Osteoporose. Grundsätzlich unterscheidet man eine primäre Osteoporose bei der in der Regel die Ursache unbekannt ist, von einer sekundären Osteoporose, welche aufgrund verschiedenster Krankheitsbilder entstehen kann.
Durch den Abbau der Knochenmasse kommt es an mechanisch besonders stark beanspruchten Abschnitte des Skelettsystems, wie der Wirbelsäule, zur Verformungen und spontanen Brüchen.
Typische Symptome sind Rückenschmerzen, wobei sich im Rahmen der radiologischen Diagnostik sichtbare Verformungen der einzelnen Wirbel (Keil-, Platt- oder Fischwirbel) bis hin zu spontanen Wirbelkörperbrüchen zeigen.
Je nach Beschwerdesymptomatik und radiologischen Befunden kann eine nicht-operative Behandlung bis hin zu einer minimalinvasiven Stabilisierung erfolgen. Neben der mechanischen Stabilisierung muss aber auch eine medikamentöse Therapie der Osteoporose im Rahmen unserer interdisziplinären Zusammenarbeit mit den Geriatern erfolgen.
Abbildung: Röntgenbilder nach Zementierung mehrere osteoporotische gebrochener Brust- und Lendenwirbel.
Wirbelsäulenverletzungen bei Morbus Bechterew
Entzündungsprozess der Kreuzdarmbeinfuge und der Wirbelgelenke. Ähnlich wie beim Rheuma spielt eine erbliche Komponente eine wesentliche Rolle bei der Krankheitsausbildung. Männer sind häufiger betroffen als Frauen und bei Frauen ist der Krankheitsverlauf meist milder. Die ersten Symptome treten meist zwischen der zweiten und vierten Lebensdekade in Erscheinung. Durch eine Verknöcherung der um die Wirbel liegenden Bindegewebe kommt es zu einer zunehmenden Einsteifung der Wirbelsäule, wodurch diese ihre physiologische Verformbarkeit verliert und insbesondere im Halswirbelsäulenbereich sehr anfällig für hochinstabile Wirbelkörperbrüche ist. Bei Bechterew-Patienten mit Wirbelkörperbrüchen ist daher immer eine stabile operative Versorgung anzustreben.
Tumorerkrankungen der Wirbelsäule
Wie im gesamten Körper unterscheidet man auch an der Wirbelsäule primäre von sekundären sowie gutartige und bösartige Tumoren. Primäre Tumore sind selten, wesentlich häufiger findet man Metastasen von bösartigen Tumoren deren Ursprung an einer anderen Körperstelle lokalisiert ist. Ein Tumor, der sich häufig an der Wirbelsäule manifestiert, ist das Plasmozytom. Metastasen finden sich unter anderem bei Brust-, Prostata- oder Schilddrüsenkarzinomen.
Hinweise für einen bösartigen Prozess sind:
- Ungewöhnliche Frakturlokalisation
- Lokaler Rüttel- und Druckschmerz
- Hinweise für einen Primärtumor
Neben dem Bruch des Wirbels selbst können Symptome des Rückenmarks und der austretenden Nervenwurzeln auftreten. Das Behandlungskonzept bei Tumorerkrankungen der Wirbelsäule ist hochkomplex und wird im Rahmen von interdisziplinären Tumorkonferenzen festgelegt. Neben der minimalinvasiven Gewinnung und Gewebeproben führen wir hierbei die Stabilisierung des befallenen Wirbelkörpers, eine Befreiung von Nervenstrukturen bei Einengung druch den Tumor sowie eine Entfernung des Tumors durch. Ebenso steht uns ein Verfahren zur kontrollierten Verödung des Tumors durch Hitze zur Verfügung, welches alleinig oder in Ergänzung zu einem stabilisierenden Verfahren genutzt werden kann.
Wenn Tumorgewebe auf das Rückenmark drückt, wird dies maligne Myelonkompresson genannt. Die Abklärung und Behandlung muss notfallmässig erfolgen. Alle Patientinnen und Patienten, die mit Verdacht auf maligne Myelonkompression zugewiesen werden, werden in Einklang mit einem gemeinsamen erarbeiteten Patientenpfad aller involvierten Disziplinen behandelt. Bezüglich Details betreffend klinischen Hinweisen auf eine maligne Myelonkompression sowie Zuweisung und Behandlung der entsprechenden Patientinnen und Patienten beachten Sie bitte die Information auf der Homepage des Comprehensive Cancer Center Zürich.
Abbildung: Links und Mitte: Computertomographie und Magnetresonanztomographie einer Krebs-Metastae im 3. Lendenwirbel. Rechts: Postoperatives Röntgen nach Radiofrequenzablation und Stabilisation mit strahlendurchlässigen Carbon-Implantaten, welche die Tumor-Nachbehandlung erleichtern.
Entzündungen der Wirbelsäule
Entzündungen der Wirbelkörper (Spondylitis) bzw. der Bandscheibe (Spondylodiszitis) treten meistens als Folge einer häufig nicht bewusst wahrgenommenen Blutvergiftung auf und machen sich durch Rückenschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit bemerkbar. In der frühen Phase ist die Abgrenzung zu einem bösartigen Knochentumor notwendig.
Die Behandlung der Spondylitis bzw. Spondylodiszitis reicht je nach Ausmass von einer intravenösen Antibiotikatherapie und Schonung bis hin zu einer operativen Ausräumung und Stabsilisierung.
Leistungsspektrum
- Beckenverletzungen
- Polytrauma
- Beckenringverletzungen
- Brüche der Gelenkpfanne (Acetabulum)
- Hüftkopfbrüche oder Brüche des körpernahen Femurs
- Sportverletzungen der Beckenregion
- Behandlung von Unfallspätfolgen
- knorpeladressierende Operationen
- Implantation eines Kunstgelenks
- Geriatrische Beckenbrüche
- inklusive nimimal-invasive Verfahren
- Sportverletzungen der Beckenregion
- Tumorerkrankungen der Beckenregion
- mit interdisziplinären Ansatz
Spezielle Ausstattung
- Minimal-invasive Operationstechnik
- Carbon-Operationstisch
- Intraoperative 3D-Bildgebung inklusive Navigationsgerät
Qualitätsmanagement
Unsere Klinik nimmt selbstverständlich im Endoporthesenregister der Schweiz teil. Ziel ist es, die hohe Qualität der endoprothetischen Versorgung weiter zu steigern.