Am 14. Mai 2018 wurde im Paul-Scherrer-Institut (PSI) ein drittes Protonenbestrahlungsgerät in Betrieb genommen, ein Erfolg der Kooperation zwischen PSI, Universität Zürich (UZH) und UniversitätsSpital Zürich (USZ). Für einige Tumorpatienten steht damit eine schonendere Möglichkeit für die Bestrahlung zur Verfügung.
Prof. Guckenberger, im April geht die neue Protonenbestrahlungseinheit am PSI in Betrieb. Für welche Patientinnen und Patienten kommt diese Art der Bestrahlung in Frage?
Die Protonenbestrahlung wird heute gezielt bei ganz bestimmten Tumoren eingesetzt, darunter z.B. einige seltene Knochen- und Bindegewebstumoren, ausgewählte Tumore im Hals- / Kopfbereich und insbesondere bei Tumoren bei Kindern. Insgesamt kommt aktuell bei fünf bis zehn Prozent aller Tumor-Patienten, die bestrahlt werden müssen, eine Protonenbestrahlung in Frage.
Was ist der Unterschied zur herkömmlichen Bestrahlung?
Der Ablauf für den Patienten ist praktisch derselbe. Die Protonenbestrahlung ist aber in bestimmten Konstellationen schonender, das heisst sie belastet das umliegende Gewebe weniger. Bei kindlichen Tumoren ist zudem das Risiko geringer, dass wegen der Bestrahlung später im Leben ein Zweit-Tumor entsteht.
Das Paul-Scherrer-Institut ist kein Spital, sondern ein Forschungsbetrieb. Wie sieht die Kooperation zwischen den Partnern aus?
Am USZ bieten wir für unsere Patientinnen und Patienten eine Sprechstunde an, während das PSI für den Betrieb des Geräts vor Ort verantwortlich ist. Dank der Kooperation werden wir aber auch, zusammen mit der Universität Zürich, vermehrt Forschung betreiben können. Wir wollen z.B. herausfinden, ob die Protonenbestrahlung bei Lungenkrebs Vorteile bieten kann. Falls ja, könnte diese Art der Bestrahlung einer grösseren Patientengruppe zugutekommen.
Die Protonenbestrahlung ist schweizweit nur am PSI möglich. Da reicht doch die Kapazität bereits heute kaum aus?
Der Betrieb eines solchen Geräts ist für ein Spital heute tatsächlich zu teuer, da die Protonenbestrahlung nur bei ausgewählten Tumoren eingesetzt und vergütet wird. Wenn wir jedoch zeigen können, dass diese Art der Bestrahlung tatsächlich bessere Erfolge bringt, dank weniger Nebenwirkungen und Folgeschäden, werden sich die höheren Kosten für die Behandlung rechnen. Werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen, ist es künftig denkbar, dass mehr Kapazitäten geschaffen werden. Heute können wir aus Sicht USZ nur sagen, dass unsere Patienten dank der Kooperation mit dem PSI von einem privilegierten Zugang profitieren.
Die Kooperation mit dem PSI im Bereich der Protonentherapie ist ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung des Angebots in der Strahlentherapie am USZ. Der nächste Meilenstein steht zudem kurz bevor: Im Frühjahr 2019 wird am USZ das schweizweit erste MR-Linac Gerät in Betrieb gehen. Dieses erlaubt die Bildgebung während der Bestrahlung, die damit noch zielgenauer erfolgen und Patienten-individuell adaptiert werden kann.