Das Glioblastom ist der häufigste bösartige Hirntumor bei Erwachsenen und gleichzeitig eine der tödlichsten Krebsarten überhaupt. Nun zeigt eine aktuelle Studie des Universitätsspitals Zürich, dass die Überlebensraten für Glioblastom Patientinnen und Patienten im Kanton Zürich deutlich verbessert werden konnten. Gründe dafür sind vermutlich unter anderem eine optimierte Therapie sowie die fein abgestimmte Behandlung durch Spezialisten und Spezialistinnen mehrerer Disziplinen.
Von 264 Patientinnen und Patienten, bei denen zwischen 2005 und 2009 ein Glioblastom diagnostiziert wurde, lebte ein Jahr nach Diagnosestellung noch knapp die Hälfte (46.4%) der Betroffenen. Nach zwei Jahren waren es noch 22.5% und nach drei Jahren 14.4%. Die durchschnittliche Überlebenszeit lag bei 11.5 Monaten. „Das ist mehr als doppelt so lang wie früher und ein deutlicher Erfolg“, sagt Dr. Dorothee Gramatzki, Oberärztin für Neuro-Onkologie in der Klinik für Neurologie und Autorin einer aktuellen Studie, an der mehrere Institute des UniversitätsSpitals Zürich sowie des Kantonsspitals Winterthur beteiligt waren.
Die bislang grösste epidemiologische Studie mit Glioblastom-Patienten, die zwischen 1980 und 1994 im Kanton Zürich durchgeführt wurde und über 700 Patientinnen und Patienten einschloss, kam zu massiv schlechteren Ergebnissen: Nach einem Jahr lebten nur noch 17.7% der Patienten, 3.3% waren es nach zwei Jahren und nur noch 1.2% nach drei Jahren. Die durchschnittliche Überlebenszeit lag bei 4.9 Monaten.
Den deutlichen Überlebensvorteil führen die Studienautoren unter anderem auch auf die im Jahr 2005 geänderte Behandlung von Patienten mit einem Glioblastom zurück. Die heute noch gültige Standardtherapie beginnt mit der möglichst vollständigen chirurgischen Entfernung des Tumors, an die sich Bestrahlungen mit begleitender Chemotherapie anschliessen. Die Chemotherapie mit Temozolomid wird nach Abschluss der Bestrahlungen für weitere sechs Zyklen fortgesetzt.
Fortschritte in der Neurochirurgie
Als weitere Gründe für den Erfolg nennen die Studienautoren Fortschritte in der Neurochirurgie, insbesondere die Einführung von Mikrochirurgie-Techniken, eine präzisere und damit weniger schädliche Radiotherapie sowie die verbesserte Nachkontrolle in einem multidisziplinären Team, das insbesondere auf krankheitsspezifische Komplikationen wie Thrombosen und Lungenembolien achtet. „Weil an der Behandlung sehr viele Disziplinen beteiligt sind, ist eine äusserst genaue Abstimmung erforderlich“, sagt Prof. Michael Weller, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsapital Zürich und Leiter des Hirntumorzentrums am Cancer Center Zürich. Das funktioniere nur, wenn die Strukturen dafür geschaffen seien. „Die aktuelle Studie zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Entscheidend für ein längeres Überleben war gemäss Studie neben der kombinierten Therapie vor allem der Grad der Tumorresektion sowie bestimmte molekulare Marker. Das Alter der Patienten spielte ebenso eine Rolle wie der Karnofsky-Index, mit dem symptombezogene Einschränkungen von Aktivität, Selbstversorgung und Selbstbestimmung bei Patienten mit bösartigen Tumoren bewertet werden. Das Geschlecht der Patienten hatte keinen Einfluss auf die Prognose.
Jährlich erkranken drei von 100’000 Menschen in der Schweiz an einem Glioblastom. Es ist der häufigste bösartige Hirntumor und gleichzeitig eine der tödlichsten Krebsarten überhaupt. An der Diagnostik und Behandlung von Hirntumorerkrankungen sind zahlreiche Fachdisziplinen der modernen Medizin beteiligt: Neuropathologie, Neuroradiologie, Nuklearmedizin, Neurochirurgie, Radio-Onkologie, Neurologie und Internistische Onkologie. Koordiniert werden die Aktivitäten am Universitätsspital Zürich seit 2012 vom Hirntumorzentrum am Cancer Center Zürich.
Studie:
Die Studie „Glioblastoma in the Canton of Zurich, Switzerland revisited: 2005 to 2009″ ist erschienen in Cancer, Volume 122, Issue 14 July 15, 2016, Pages 2206–2215.
Originalartikel